In den Kindergärten und Schulen in Villingen-Schwenningen häufen sich die Corona-Erkrankungen. Offensichtlich ist die Virusvariante Omikron gewaltig auf dem Vormarsch, besonders in den Kindergärten. Über zwei Einrichtungen hat das Gesundheitsamt bereits Quarantäne-Maßnahmen verhängt.

In den Kindergärten herrscht seit dem 12. Januar „ein verstärktes, teils rasantes, Infektionsgeschehen“, bestätigt die Stadt auf SÜDKURIER-Nachfrage. Von 24 städtischen Kindergärten haben Anfang dieser Woche 20 Einrichtungen positive Corona-Befunde gemeldet. Anfangs waren die Erzieherinnen mit rund 50 Prozent der Fälle am Infektionsgeschehen beteiligt, inzwischen, so die Stadt, würden sich überwiegend nur Kinder anstecken.

Gruppen-Quarantäne am Ziegelbach

Besonders schwer erwischt hat es die Kindertagesstätte am Ziegelbach im Wohngebiet Wöschhalde. Bereits vergangene Woche hat das Gesundheitsamt dort Isolierungsmaßnahmen angeordnet. Hier befanden sich vergangene Woche vier von sieben Gruppen in Quarantäne. Dazu kamen dann auch noch zusätzlich über 15 Kinder mit grippalem Infekt, die krank gemeldet wurden.

Blick aus der Vogelperspektive auf die Kindertagesstätte am Ziegelbach in der Wöschhalde. Rechts zu erkennen sind die neuen Container, ...
Blick aus der Vogelperspektive auf die Kindertagesstätte am Ziegelbach in der Wöschhalde. Rechts zu erkennen sind die neuen Container, mit denen die Einrichtung erweitert wurde. Für vier von sieben Kindergartengruppen hat das Gesundheitsamt Quarantänemaßnahmen verhängt. | Bild: Hans-Jürgen Götz

Kindergarten Tannheim geschlossen

Diese Woche setzte sich die Ansteckungswelle fort. Neben der Teilschließung der Kita Ziegelbach ist nun auch der Kindergarten in Tannheim geschlossen worden. „Aufgrund vermehrter positiver Fälle hat das Gesundheitsamt seit Montag eine Quarantäne für alle Kinder der Kita Tannheim angeordnet“, teilt die Pressesprecherin der Stadt, Oxana Brunner, mit.

Der Kindergarten in Tannheim wurde am Montag wegen zahlreicher Corona-Infektionen geschlossen.
Der Kindergarten in Tannheim wurde am Montag wegen zahlreicher Corona-Infektionen geschlossen. | Bild: Hans-Juergen Goetz

„Wir bekommen täglich neue Corona-Meldungen aus den Elternhäusern“, schildert Sabine Hils, die Leiterin der Kindertagesstätte am Kopsbühl, den Corona-Alltag in den Kindergärten. Die Erzieherinnen müssen die Eltern und ihre Kinder jeden Morgen vor der Einrichtung in Empfang nehmen, ihren Gesundheitsstatus feststellen, Testergebnisse prüfen, die Dokumentation und Kommunikation mit den Eltern, der Kindergartenverwaltung im Rathaus und dem Gesundheitsamt abwickeln.

„Es ist ein Riesenakt, den wir täglich mit unserer Kindergartenabteilung bewältigen“, stellt sie fest. Der Aufwand, den Kindergartenbetrieb mit fast hundert Kindern so gut es geht aufrecht zu erhalten, ist immens. Mit den grassierenden Infektionen, so Hils, werde viel Arbeit und Unruhe in die Einrichtungen getragen.

Harte Zeiten für viele Familien

Aber auch für die Familien, so erfährt sie täglich, ist die Corona-Situation sehr belastend. Manche Eltern müssen ihre Kinder, wenn sie Kontaktpersonen von Infizierten sind, fünf mal die Woche zum Schnelltesten bringen. Dann stehen Mütter oder Väter manchmal morgens vor dem Kindergarten, und das Testergebnis wurde noch nicht aufs Handy übertragen. Dann müssen sie vor der Tür warten und Geduld haben, bis das Ergebnis vorliegt.

„Wir schaffen das nur in gemeinsamer Anstrengung“, unterstreicht Sabine Hils. In den sechs Kindergartengruppen ihrer Einrichtung gibt es aktuell in vier Gruppen positiv getestete Kinder. Für eine Kohortengruppe hat das Gesundheitsamt bereits eine Quarantäne verhängt. Das heißt, die Kinder müssen einige Tage zu Hause bleiben, bevor sie sich freitesten können.

Leiterin bleibt zuversichtlich

Trotz dieser Unruhe hat Sabine Hils auch die positiven Seiten im Blick: „Die Kinder, die da sind, genießen ihren Kindergartentag wie eh und je.“ Es müsse deshalb das Ziel sein, den Betrieb so gut es geht aufrecht zu erhalten: für die Familien, für die Kinder. Sie bleibt zuversichtlich und geht davon aus, dass es nicht zu einer Schließung ihrer Einrichtung kommen wird. „Solange sich die Krankheiten bei den Kindern und den Erzieherinnen wie bisher etwa die Waage halten, können wir gut weitermachen.“

Die Situation an den örtlichen Schulen

Weniger dramatisch sieht die Situation noch an den Schulen aus. Am Montag befanden sich an den Bildungsstätten in städtischer Trägerschaft (Grund-, Haupt-, Werkreal- und Sonderschulen) insgesamt 445 Schüler coronabedingt in Quarantäne. Dies entspricht einer Quote von 5,5 Prozent der Schüler. Besorgniserregend ist nicht diese Zahl, sondern die Tendenz, dass sie täglich steigt.

Noch kein Flächenbrand

Noch gibt es keine flächendeckende Ansteckungswelle in den örtlichen Schulen, wie eine Umfrage des SÜDKURIER in mehreren Bildungsstätten ergab. Doch die Einschläge nehmen zu. „Heute sah es nicht gut aus“, berichtet Jochen von der Hardt am Montag. „Die Fallzahlen haben sich mehr als verdoppelt.“

In Zahlen: Sieben Schüler haben sich mit positivem Schnell- oder PCR-Test gemeldet, berichtet der Schulleiter des Gymnasiums am Romäusring. „Jede zweite Klasse ist betroffen.“ Die gute Nachricht im Rektorat: Bisher ist nur eine Lehrerin infiziert und ausgefallen.

Jochen von der Hardt, Rektor des Gymnasiums am Romäusring, stellt fest: „Die Fallzahlen haben sich mehr als verdoppelt.“
Jochen von der Hardt, Rektor des Gymnasiums am Romäusring, stellt fest: „Die Fallzahlen haben sich mehr als verdoppelt.“ | Bild: Hauser, Gerhard

Solange das Kollegium dem Infektionsgeschehen Stand hält, sieht der Rektor gute Chancen, dass die Schule mit einem geordneten Unterrichtsangebot durch die Omikron-Welle kommt. Selbst für den Fall, dass umfassende Quarantäne-Maßnahmen vom Gesundheitsamt angeordnet würden, „schreckt uns das noch nicht“, sagt Jochen von der Hardt.

In diesem Fall müssen die Schüler in häusliche Quarantäne. Doch das Gymnasium, so betont der Rektor, sei technisch für den Fernunterricht gut aufgestellt. Würden aber Lehrer in größerer Zahl ausfallen, könnten die Klassen nicht einfach unbeaufsichtigt in der Schule sitzen. Dann wäre der Präsenzunterricht gefährdet.

Die Omikron-Welle rauscht schon mächtig

Gespannt schaut der Schulleiter nun auf die anbrandende Omikron-Welle. Er erwartet, dass die Ansteckungen schnell weiter steigen werden. „Die Welle rauscht schon ganz schön“, findet von der Hardt.

„Wir erleben eine deutliche Zunahme“, urteilt auch Alexander Hermann, der Rektor der Bickebergschule. Nach dem vergangenen Wochenende häuften sich an seiner Schule die Rückmeldungen von Kindern, die als Kontaktpersonen von infizierten Erwachsenen in Quarantäne müssen.

Das beobachtet auch Simone Duelli-Messmer, die Schulleiterin des Hoptbühl-Gymnasiums. Sie ist überzeugt, dass die meisten Infektionen ihrer Schüler im familiären und privaten Bereich erfolgen und die Schutzmaßnahmen in der Schule sehr wirksam sind. Hier tragen alle Masken, es wird viel getestet.

Beängstigende Infektions-Dynamik

Doch in dieser Woche, so schildert sie, hat sich das Infektionsgeschehen deutlich beschleunigt. In nahezu allen Klassenstufen sind mittlerweile Schüler positiv getestet worden. „Man darf gespannt sein, wenn es in dieser Dynamik weitergeht, ob es nicht bald zu Klassenschließungen kommt“, schwant der Rektorin nichts Gutes.

Simone Duelli-Messmer, Rektorin am Hoptbühl-Gymnasium: „Man darf gespannt sein, wenn es in dieser Dynamik weitergeht, ob es nicht ...
Simone Duelli-Messmer, Rektorin am Hoptbühl-Gymnasium: „Man darf gespannt sein, wenn es in dieser Dynamik weitergeht, ob es nicht bald zu Klassenschließungen kommt.“ | Bild: Sprich, Roland

Bislang, so schildern die befragten Schulleiter übereinstimmend, verteilten sich die Infektionen noch halbwegs gleichmäßig über die Klassen. „Es gibt noch keine explosionsartigen Ausbrüche“, konstatiert Stephanie Schick, die Leiterin der Golden-Bühl-Schule. Sollten aber sechs, sieben Klassen aufgrund von Ansteckungen separiert werden müssen, sei kein Unterricht mehr möglich, fürchtet sie.

Mit Argusaugen verfolgen die Schulleiter nun den täglichen Krankenstand. Eine Prognose, wie stark die Omikron-Welle zuschlagen wird, wagt keiner. Doch das Ziel ist klar: „Wir wollen solange wie möglich unseren Präsenzunterricht aufrecht erhalten“, unterstreicht Alexander Hermann von der Bickebergschule. Seine Kollegen in den Rektoraten sehen dies genauso.