Katzen sind seltsame Wesen. Mal flauschig-sanft, mal kratzbürstig und immer ein wenig unberechenbar. Genau so war auch der Ball des Villinger Katzenmusikvereins in der Neuen Tonhalle.
Mal präsentierten sich die Akteure von ihrer schmusigen Seite, mal fuhren sie die Krallen aus und hatten die Verfehlungen der Stadtoberen im Visier.
Niklas Klein und Manuel Schaaf haben mit der Neukonzeption einen eindrücklichen Einstand als Ballregisseure gegeben.

Der Handlungsrahmen beim Katzenmusikball war gleichermaßen originell wie absurd. In ferner Zukunft hat sich Villingen zu einem verlassenen Ort, einem Lost Place, entwickelt.
Die Menschen sind, offensichtlich begünstigt durch die Fehlentscheidungen der Verwaltung der vergangenen Jahrhunderte, vollständig aus der Stadt verschwunden.
Welche das gewesen sein sollen, erfuhr das aufmerksame Publikum katzenhäppchenweise im Laufe des Abends.
In der menschenverlassenen Stadt haben die Katzen das Regiment übernommen. Dabei waren nicht alle Akteure auf Samtpfoten unterwegs. Der ein oder andere streunende Kater hat auch mal seine Krallen ausgefahren.
Den bösen Part übernahm dabei Benno Kilzer als gefährlicher Tiger Tatze. Der entwickelte sich zum Ende hin allerdings als Vierpföter mit harter Schale und ganz weichem Kern entpuppte.

In wortreichen Darbietungen erzählten die Katzen die Geschichte. Und immer wieder sickerte durch, weshalb die Menschen aus Villingen verschwunden sind.
So seien nach Meinung der Stubentiger Feste und Lebensfreude immer mehr unerwünscht geworden, was die Zweibeiner letztlich vergrault habe.

Beispielsweise entdeckten die Streuner auf der Suche nach Fressbarem im Müll „Jürgens (Roth) Pläne“ zum Mangin-Gelände und Oberer Brühl, was nach Katzenmeinung der Anfang vom Ende gewesen sein soll.
Auch die Konepte zum alten Tonhallengelände, Stadtstrand, Shopping Mall und Zentralfreibad landeten als nicht realisiert auf dem Müll.

Zwischen den Sprechparts zeigten die Katzen, dass sie sich anmutig bewegen können.
Das Kinder-, das Girlie- und das Damenballett sowie die Doppelzentner tanzten katzengleich.

Und Alexander Gambin und Manuel Schaaf überraschten das Publikum mit erstklassigen Gesangseinlagen.

Das Tüpfelchen auf den rundum gelungenen Ball setzten die Gassenhauer (Dominik Schaaf, Thomas Streit und Andreas Duffner), die sich als weiße Tiger ausgiebig mit OB Roth befassten.
Ihm warfen sie unter anderem bezüglich des unglücklichen Glonkis auf dem Brunnen vor: „Du hast versprochen, du findest einen Weg. Du Jürgen, hasch gsagt, du weisch, wie es geht.“

In bester Grönemeyer-Manier besangen die Gassenhauer zudem die ersten Frauen im Zunftrat der Narrozunft mit: „Gib den Wieber das Kommando, sie wissen stets was sie tun. Die Zunft gehört in Wieberhände, dem Starrsinn ein Ende. Wieber an die Macht.“