In der Färberstraße soll eine großzügige und stimmige Neulösung entspanntes Ausgehen und sicheres Flanieren ermöglichen. Möglicherweise heißt dies am Ende: Autos raus aus der Kneipenmeile.
Der Gemeinderat führte am Mittwochabend keine Auto-Tempo- sondern eine ideenreiche Grundsatzdebatte.
Die großzügige Außenbewirtschaftung in der Färberstraße war für 2020 vorgesehen und wurde dann noch wegen Corona auf 2021 ausgedehnt. Ralf Glück, Leiter des Ordnungsamtes in VS sagte, diese Hilfsaktion für die Gastronomie sei der verkehrsberuhigte Bereich gewesen.Vor allem wegen der Corona-Regelungen habe die Stadt so für Wirte und Kundschaft Raum für Abstand schaffen können.
CDU fordert die Verlängerung
Friedrich Bettecken sagte für die CDU, auf der einen Seite sei die Gastronomie und auf der anderen die Verkehrssicherheit. Vor allem für Kinder sei es in verkehrsberuhigten Zonen sicherer, auch Erwachsene fühlten sich bei Schrittgeschwindigkeit der Autos sicherer.

Die CDU beantragte, alles im Moment bis Ende September weiterlaufen zu lassen. Wörtlich: „Kriegen wir es nicht doch hin, dort in der Färberstraße den verkehrsberuhigten Bereich zu belassen?“ Bettecken bat um neue Prüfung in der Gesamtbetrachtung von Sperrzeiten und Sicherheit. „Zwei Monate mehr machen den Kohl nicht fett“, warb er.
Die Grünen setzen Prioritäten
Oskar Hahn sagte für die Grünen, es gehe auch um Prioritäten. Die Straße habe eine endliche Breite und Fußgänger seien doch in der City das Wichtigste. Er ergänzte: „Auch Personen mit Kinderwagen und Rollstühlen sind wichtig.“ Die Färberstraße sei mit der Außenbewirtschaftung auch bedeutsam für die Stadt und die Bürger.
Dann wandte er sich den Autofahrern zu. Die aktuelle Situation sei untragbar, die Autos fahren ihm zu schnell. Nicht nur für Kinder sei es gefährlich.
Freie Wähler wollen das Gesamte betrachten
Tobias Kratt formulierte für die Freien Wähler, ein Rückbau der Übergangslösung sei auf alle Fälle „ans Ende der Saison für Außenbewirtschaftung zu stellen“. Auch er wünschte sich zur Färberstraße eine Gesamtbetrachtung nach der Sommerpause, bis dahin sei der Ist-Zustand zu ertragen.
Auch andere Fraktionen schlossen sich diesen Einschätzungen an. Am unpopulärsten scheint im Rat die Rückkehr zur vorherigen Situation mit Tempo 20. Ob am Ende die Färberstraße zur Fußgängerzone wird, scheint nicht ausgeschlossen.
Gremium will Poser bremsen
Eine Minimallösung könnten Schweller auf der Fahrbahn sein, um rasende Autofahrer hier erfolgreich einzubremsen. Dirk Gläschig von den Freien Wählern brachte dies ins Gespräch. Ulrike Heggen sprach vom Problem mit „Posern auf Parkplatzsuche“. Edgar Schurr sagte für die SPD: „Da bin ich dabei“. Ein Gesamtumbau der Färberstraße könne keine Option sein. Die Stadt habe solche Maßnahmen beim Rückbau der Straße vor fünf Jahren „verpasst“.
Auch Ralf Glück sagte, seine Behörde sei „selbstverständlich für neue Optionen in der Färberstraße offen“. Glück betonte, die jetzige Debatte beziehe sich auf einen Antrag aus dem Rat auf eine Rückführung der Regelungen in der Färberstraße.
Oberbürgermeister Jürgen Roth fasste all dies so fürs Protokoll zusammen: Weitere Maßnahmen kommen erst im November bei einer generellen Beratung zur Färberstraße. Roth schob das Thema betont zeitlich nach hinten, die Gastronomie soll Luft haben. Weiter der Rathauschef: Es gehe im Herbst dann um Sicherheit von Menschen und um Wohnqualität für Bürger.
Und was wurde aus dem automatischen Poller vor dem Irish Pub? Bürgermeister Bührer sagte, dieser sei nach zwei Totalbeschädigungen durch Fahrzeuge außer Betrieb. Ein neuer Poller sei da, nicht aber eine erforderliche Steuerungselektronik. Darauf warte die Stadt, schloss er.