Auslöser des drastischen Durchgreifens waren die jüngsten Brände in diesem Jahr, unter anderem in den engen Gassen der Großherzog-Karl- und Bleichestraße in Villingen. Dabei, so berichtete die städtische Pressesprecherin Oxana Zapf, habe es von Anliegern konkrete Hinweise gegeben, dass die Feuerwehrzufahrten regelmäßig durch Autos zugestellt sind, die sich nicht um die Halteverbote kümmern.

Das Bürgeramt, das ist die zuständige Ortspolizeibehörde der Stadtverwaltung, hat daraus die Konsequenzen gezogen. „Bislang haben unsere Vollzugsmitarbeiter bei derartigen Verstößen noch ums Eck geschaut, ob der Fahrzeughalter in der Nähe ist oder gerade in der nächsten Metzgerei einkauft und ihn dann zum sofortigen Wegfahren aufgefordert“, schildert Pressesprecherin Zapf.
Doch mit diesem kulanten Umgang ist es nach anfänglicher Übergangszeit nun vorbei. „Es wird jetzt sofort abgeschleppt“, stellt sie fest. Dann kommt zu einem Verwarnungsgeld von 55 Euro auf den Halter noch Abschleppkosten von rund 200 Euro dazu.
Seit der Ankündigung der neuen Null-Toleranz-Politik werden die Feuerwehrzonen von den Mitarbeitern des städtischen Vollzugsdienstes verstärkt kontrolliert, bestätigt die Verwaltungssprecherin. Trotz personeller Unterbesetzung hat der Vollzugsdienstes schon kräftig Knöllchen verteilt und auch abschleppen lassen. Zwischen dem 7. April und dem 10. Mai wurden 180 Verstöße im Stadtgebiet geahndet.
Die Knöllchen-Hitliste
- Platz 1: Die Hitliste der neuralgischen Punkte führt die Austraße in Schwenningen an. Hier haben die Vollzugsbeamten 25 Verstöße festgestellt.

- Platz 2: Es folgt die St. Nepomuk-Straße in Villingen, wo Autofahrer täglich hemmungslos die Feuerwehrzufahrt an der Rückseite beim Röther-Modeparks zustellen. In diesem Gebäude sind auch mehrere Arztpraxen untergebracht, aber nur wenige Außenparkplätze vorhanden. Hier notiert die Stadt 21 Verstöße.

- Platz 3: Den dritten Rang hat bereits die neu sanierte Rossengasse in Villingen mit 15 Verstößen inne.

- Platz 4: Jeweils elf Verstöße gab es durch Falschparker in der Friedrich Ebert-Straße und die Hans-Sachs-Straße in Schwenningen.
Die gängige Rechtsprechung hat sich diesbezüglich in den vergangenen Jahren deutlich geändert. „Wir machen das nicht, um die Autofahrer zu ärgern“, betont die Verwaltungssprecherin. Manche Autofahrer überziehen die Stadt gerne mit dem Vorwurf von Abzocke. Doch darum gehe es nicht. „Im Notfall können zwei Minuten Verzögerung durch Falschparker ein Menschenleben kosten“, gibt Zapf zu bedenken.
Die neuralgischen Punkte für die Feuerwehr sind überall dort, „wo die Straßen enger werden“, schildert Feuerwehrkommandant Markus Megerle im Gespräch mit dem SÜDKURIER vor Ort in der Färberstraße.
Das gilt im Prinzip in der gesamten historischen Innenstadt von Villingen, aber auch in vielen Anlieger- und Wohnstraßen in Schwenningen. Die neue große Drehleiter der Villinger Feuerwehr mit ihrem zehn Meter langen Fahrzeug hat zwar inzwischen auch eine lenkbare Hinterachse, um in den engen Gassen besser um die Kurven und Hindernisse zu kommen. Doch manchmal nützt auch das nicht viel, wenn an einer Engstelle ein Falschparker steht.
„Das lernt man in der Fahrschule“
Für den Rettungsweg der Feuerwehr muss ein Fahrstreifen von mindestens drei Meter Breite freigehalten werden. Das muss jeder Autofahrer wissen. „Das lernt man in der Fahrschule“, sagt Megerle. Er deutet auf einen Handwerker-Kastenwagen, der an einer Parkbucht ein Stückchen in die Färberstraße hineingeparkt hat. „Unsere große Drehleiter käme hier nicht mehr durch“, merkt er an.

Unabhängig von der Drei-Meter-Durchfahrtsregel werden viele Feuerwehrzufahrtswege wie beispielswiese in der Rosengasse, zumeist auch noch unübersehbar ausgeschildert: Mit Halteverbot und dem Zusatzschild „Feuerwehranfahrtszone“. Allein die Rosengasse ist mit rund zehn Schildern dieser Art gepflastert. Was aber nicht viel nützt. Sie werden oft, vielleicht auch geflissentlich, von Autofahrern übersehen.
Steht in den engen Altstadtgassen nur ein parkendes Auto im Weg, kann ein kompletter Rettungseinsatz ins Stocken kommen. Zum einen müssen die Feuerwehrleute mit ihrem großen Drehleiterfahrzeug überall durchkommen. Zum anderen braucht die Drehleiter vor einem Brandobjekt entsprechend viel Platz auf der Straße.

Um die Drehleiterleiter zu stabilisieren, so erläutert der Feuerwehrchef, werden links und rechts des Fahrzeugs Stützen mit jeweils einer Breite von 1,50 ausgefahren. Parkende Autos an dieser Stelle sind damit ebenfalls ein ernstes Einsatzhindernis.
Ärger rund um das Gerätehaus
Selbst unmittelbar vor dem Feuerwehrgerätehaus haben die Einsatzkräfte oft ihre liebe Not. Megerle berichtete brandaktuell, dass dieser Tage auf der gegenüberliegenden Seite der Fahrzeughallen gleich vier Autos im Halteverbot standen. Die Einsatzfahrzeuge wären im Alarmfall gar nicht oder nur unter großen Schwierigkeiten überhaupt aus der Halle gekommen.
Ein weiteres Problem sind Eltern, die mittags ihre Kinder von der Karl-Brachat-Realschule in der Josefsgasse abholen und dabei im rückwärtigen Zufahrtsbereich zum Feuerwehrhaus parken. Wenn in dieser Zeit ein Feueralarm stattfindet, werden die zum Gerätehaus anfahrenden Floriansjünger mit ihren Privatwagen nicht selten an der Durchfahrt gehindert und aufgehalten.
Park-Problematik nimmt zu
Die Park-Problematik wird in den nächsten Jahren für die Feuerwehr nicht besser werden, prophezeit Markus Megerle. Durch die baulichen Nachverdichtungen in den Kernstadtbereichen entstehen an vielen Stellen neuer Wohnraum und damit neuer Parkdruck. Damit der Brandschutz auch dort funktioniert, weist die Feuerwehr im Zusammenspiel mit dem Baurechtsamt immer wieder neue Rettungswege und Einsatzzonen aus, auf denen im Brandfall die Drehleitern eingesetzt werden können.

Deshalb steht Feuerwehrchef Markus Megerle hinter der harten Linie. „Wir müssen den verbeugenden Brandschutz in die Köpfe der Leute reinbringen. Schließlich geht es um Menschenleben.“