Dutzende Bürger ärgern sich seit Monaten in St. Georgen über Probleme mit ihrem Internetanschluss. Jetzt kommt Bewegung in das Thema: Der Netzbetreiber kündigt an, mehrere hundert Verträge in der Bergstadt aufzulösen.
Immer wieder ist in St. Georgen das Internet scheinbar tot. Kein Fernsehen, kein Telefon, kein Datennetz. Der SÜDKURIER hat nun Verantwortliche mit den Problemen konfrontiert. Die Kunden bekommen offenkundig hartes Brot serviert. Hochgeschwindigkeits-Versorgung im Glasfasernetz wurde ihnen zugesagt, tatsächlich stapeln sich die Probleme. Öfters langsame Netzgeschwindigkeit, dann über Stunden eine tote Leitung – die Datenautobahn erweist sich als Schotterpiste.
Die Redaktion sprach in den ersten Maitagen mit dem Geschäftsführer des Glasfaser-Zweckverbandes des Landkreises, Jochen Cabanis, und mit dem Netzbetreiber in der Region, dem Geschäftsführer und Gründer der Firma Stiegeler.
Felix Stiegeler wollte bei dem Treffen in den Geschäftsräumen des Zweckverbandes auch gar nicht lange herumreden. Er sagte im Beisein von Jochen Cabanis wörtlich: „Wir kündigen hier jetzt rund 300 Kundenverträge.“
Neuer Anbieter bietet Vertragsübernahme an
Felix Stiegeler zieht die Reißleine. Er legt gegenüber dem SÜDKURIER offen, dass es bei den betroffenen Anschlüssen in aller Regel um Mehrfamilienhäuser gehe. Stiegeler weiter: „Das Problem ist: Die Glasfaserversorgung reicht hier zwar in jedes Haus, endet aber im Keller der Gebäude.“ Ab dort, so schildert er weiter, übernehme ein anderer Anbieter die Weiterleitung.

Im Klartext: Bis in den Keller ist das Hochgeschwindigkeitsnetz vorhanden wie es sein soll. Im Haus ist dann konventionelle Verkabelung vorhanden, die laut Stiegeler „schon früher vorhanden war“.

Die zweite Firma, die hier ins Spiel kommt, ist ein Anbieter aus dem Bayrischen – Cable4. Diese Firma werde nun, so bestätigten es Stiegeler und Cabanis, den 300 bisherigen Kunden ein neues Angebot machen, „angeblich gebe es noch ein Geschwindigkeits-Plus obendrauf. „Der neue Anbieter wird die vertraglich zugesicherte Bandbreite erhöhen“, so Stiegeler wörtlich.

Technisch ist das offenbar möglich. Stiegeler sagte gegenüber dem SÜDKURIER weiter, der Schritt zur Kündigung sorge auch für die Betroffenen für „klare Verhältnisse“. Bislang sei es so gewesen, dass bei Ausfällen immer zwei Firmen im Spiel gewesen seien. Bei Messungen zur Fehlersuche sei dies in den Wohnanlagen problematisch. „Immer wieder“, so erklärte er, seien Probleme angezeigt worden, wo überhaupt keine waren. Dies sei vor allem auf diese besondere Konstellation zurückzuführen.
Ein Hauptbetroffener von Stiegelers Kündigungsschritt ist Sebastian Merkle. Der Geschäftsführer der Familienheim-Genossenschaft bestätigt die Entscheidung von Stiegeler – und bedauert sie: „Das hat eigentlich alles sehr gut geklappt – war aber zuletzt für unsere Bewohner sehr nervig.“ Merkle sieht aber auch den Vorteil in der neuen Konstruktion: „Wenn für unsere Bewohner nur eine Firma als Anbieter da ist, dann ist das klarer und eindeutiger“, sagt er weiter.
Merkle erklärt: „Cable4 ist in allen unseren Wohnobjekten erfolgreich vertreten. In Villingen habe ich sie für eine Netzzusammenführung mit der städtischen Wohnbaugesellschaft empfohlen, das läuft jetzt gerade an.“ Der Familienheim-Chef zeigt sich sicher, dass die Bewohner seiner Objekte eine Verbesserung spüren werden. Eine Unterversorgung beim Datentransport innerhalb der Wohnadressen sieht er „aktuell noch nicht. Wenn alle künftig aber gleichzeitig 4k-Fernsehen schauen, dann kann es schon so weit kommen“, räumt er ein.