Nie war es so wertvoll wie heute und wie in den Jahren 2020 und 2021, als das Corona-Virus grassierte. Schnelles Internet gibt den Menschen Kontaktmöglichkeiten und hält auch von zuhause aus viele Beschäftigte arbeitsfähig.

In Schwarzwald-Baar steht die Versorgung der Region vor einem Quantensprung: Der Internetanbieter Stiegeler wird die Grundgeschwindigkeit erhöhen. Der Breitband-Zweckverband der 20 Gemeinden des Landkreises drängt auf weitere Ausbau-Fortschritte. Nicht alles gelingt – aber vieles.

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Der Zweckverband Breitbandversorgung Schwarzwald-Baar wurde am 29. März 2014 von allen 20 Kommunen des Schwarzwald-Baar-Kreises sowie dem Schwarzwald-Baar-Kreis selbst gegründet, um die Breitbandversorgung der 213.000 Einwohner des Kreises nachhaltig zu verbessern.

In der Pandemie braucht es Megabit

Wer das Glasfaser im Wohnzimmer hat, der war in den Lockdown-Monaten bestens versorgt. Downloadgeschwindigkeiten von 100 Megabit pro Sekunde (Mbit/s) machen es für Familien möglich, dass im Homeoffice große Datenmengen auch hochgeladen werden können und gleichzeitig der Videostream in den Kinder- und Wohnzimmern des Hauses nicht ruckelte.

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Diese Belastungsgrenze der Internetgeschwindigkeit wird nun verbessert. Nicht ganz aus freien Stücken: Der Markt hat sich seit 2014 verändert. Mobilfunkanbieter drängen mit 5G-Verträgen. Die Stiftung Warentest hat eben erst in einem Vergleich bestätigt, dass diese Angebote in gut mit Antennen versorgten Bereichen auch tatsächlich bis zu 120 Mbit/s möglich machen – unterwegs, auf dem Handy, entsprechender Funkempfang und entsprechend ausgestattetes Smartphone vorausgesetzt.

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Damit hat der Mobilfunk auf dem Papier die Standardgeschwindigkeit des Schwarzwald-Baar-Glasfaser Netzes von 100 Mbit/s überholt.

Herausforderung angenommen

Felix Stiegeler ist der Geschäftsführer des gleichnamigen Netzbetreibers in der Schwarzwald-Baar-Region. Der Landkreis hat sich 2013 für diesen Anbieter entschieden, de facto ist damit auch ein Quasi-Monopol entstanden. Felix Stiegeler winkt ab, wenn er von den neuen Internetgeschwindigkeiten auf dem Handy hört. Er akzeptiert aber die Herausforderung.

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Auf Nachfrage des SÜDKURIER sagte er jetzt, dass auch alle Bestandskunden im Schwarzwald-Baar-Kreis „ab Quartal drei in diesem Jahr mit 200 Mbit/s und damit mit der verdoppelten Geschwindigkeit ausgestattet“ würden. Auf weiteres Nachhaken ergänzt er: „Ja, das wird ohne Mehrpreis oder vertragliche Zusätze erfolgen.“

Viele Hindernisse beim Ausbau

Jochen Cabanis nickt erfreut. Der Geschäftsführer des Breitband-Zweckverbands treibt das große Projekt gegen alle Widrigkeiten voran. Schwierige Zuschuss-Lagen bei Bund und Land, die Corona-Krise mit vielen Ausfällen bei Personal, die Zuspitzung der Nachfrage nach Tiefbauarbeiten und die schon seit über einem Jahr stark steigenden Preise für solche Arbeiten – all dies mündet nun in ein Marktumfeld, in dem Materialen über Monate nicht ankommen und die Marktpreise angesichts des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine in eine inflationäre Situation münden.

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Das Ringen um Zuschüsse prägt den Ausbau. Cabanis räumt das in einem Gespräch mit dem SÜDKURIER ein. „Wir sind bis zu eineinhalb Jahre hintendran“, sagt er. „Ich wäre gerne auch weiter“, fügt er hinzu.

Das ist der aktuelle Stand

An Fallbeispielen erklärt er. Aktuell habe der Zweckverband „Aufträge für 35 Millionen Euro vergeben“, sagt er. Das heißt auch: Die Baufirmen haben als Auftragnehmer die Projekte angenommen und sich auf einen Zeitraum für die Umsetzung festgelegt. Wie sehr die Erledigung dieser Arbeiten aufgeschoben wird, muss abgewartet werden.

100.000 Wohnungen und 55.000 Gebäude gibt es laut Cabanis im Landkreis als potenzielle Anschluss-Ziele. „20 Prozent der Haushalte haben wir aktuell“, sagt er im Mai 2022. An Beispielen erklärt Cabanis, wie der Stand der Dinge sei:

Jochen Cabanis treibt seit 2014 das Glasfaser-Projekt im Landkreis voran. Der Geschäftsführer des Zweckverbands hat aktuell 35 Millionen ...
Jochen Cabanis treibt seit 2014 das Glasfaser-Projekt im Landkreis voran. Der Geschäftsführer des Zweckverbands hat aktuell 35 Millionen Euro an Projekten vergeben. | Bild: Trippl, Norbert
  • Villingen Innenstadt: Hier geht das Projekt mühsam voran. Es darf wegen des Brandschutzes und der Wege für die Feuerwehr nur kleine Ausbauschritte geben. Schon wieder eine Baustelle ist in der Innenstadt in den Monaten nach Corona auch nicht populär, räumt der Geschäftsführer ein. Ziel sei es, die vier Hauptverkehrsstraßen mit schnellem Internet zu versorgen, kundenträchtige Abschnitte wie etwa die Färberstraße blieben außen vor, das Gebiet sei „als nicht förderfähig“ eingestuft. Das heißt, hier kann der freie Markt eine Versorgung herstellen, wahrscheinlich ist dies aber nicht. Zu wenige Abnehmer auf der Strecke zwischen Rietstraße und Gefängnis, lautet eine der Hürden. 15 Prozent der Innenstadtprojekte sind laut Cabanis in Viliingen aktuell umgesetzt.
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  • Villinger Südstadt: Das Wohngebiet war anfangs als Projektareal deklariert, Glasfaser sollte kommen. Cabanis bestätigt nun gegenüber dem SÜDKURIER, dass zwischen Weiherstraße und Saarlandstraße kein Glasfaser vom Zweckverband verlegt werde. „Das Gebiet ist vom Ministerium als nicht förderfähig eingestuft“, sagt Cabanis. Das gelte auch für die Südstadtschule. Diese sei zu klein und habe nicht die erforderliche Klassenstärke. Für Digitalisierung ist FDP-Minister Volker Wissing zuständig. Die Freien Demokraten setzen auf die Kräfte des Marktes. Aber vielleicht ist das letzte Wort noch nicht gesprochen – in der Südstadt wohnt beispielsweise auch FDP-Landtagsabgeordneter Frank Bonath.
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  • Schonach: Es gibt einen Unterschied zwischen größeren und kleineren Kommunen, sagt Cabanis. In Schonach habe der Zweckverband an der Aufgabe geknobelt, wie sich sieben Kilometer Leitungsstrecke überhaupt rechnen könnten. Dann, so erzählt der Geschäftsführer, „ist uns die Bürgerschaft entgegengekommen und hat uns den Graben selbst gezogen“, schildert er voller Anerkennung über so viel Tatkraft.
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  • VS-Obereschach: Auch bei Villingen-Schwenningen gebe es solche und solche Bezirke, schildert er. „Aktuell sind wir in Obereschach aktiv. Hier läuft alles im Ort bestens“, lobt er. Nur scheinbar anders war das vor vier Jahren in Marbach. Fast zwei Jahre lang stockten die Arbeiten, teilweise hatten Bürger schon ihre alten Verträge mit DSL-Anbietern gekündigt und sich auf die Zusagen des Zweckverbandes verlassen. Dann entwickelte sich ein bislang einzigartiges Fingerhakeln zwischen dem Land und dem Zweckverband. Cabanis sagt, es sei dann schlussendlich mit viel Druck gelungen, gute Zuschusskonditionen zu erringen.
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