Gernot Suttheimer und Jens Fröhlich

Scheinbar gibt es in Blumberg immer wieder Ärger mit dem in Schönau ansässigen Unternehmen Stiegeler. Das wurde nun in der jüngsten Sitzung des Blumberger Gemeinderates thematisiert.

Kurzfristige Kündigungen

Die Gemeinderäte befassten sich mit dem Vorgehen der Firma Stiegeler bei langjährigen Kunden. Diese sollen in jüngster Zeit kurzfristige Kündigungen ihrer Antennenanschlüsse erhalten. Stadtrat Michael Zier von der FDP-Fraktion schnitt das Thema an.

Stiegeler wolle Kabelanschlüsse teilweise abschalten, monierte er. Das Unternehmen kündige nur solche Anschlüsse, bei denen das Glasfaser bereits liege, mit einer zweimonatigen Frist, informierte Bürgermeister Markus Keller. Er halte das für problematisch, weil in so kurzer Zeit eine technische Umrüstung von Antenne auf Glasfaser kaum möglich sei. Stiegeler kommuniziere mehr als unglücklich.

Das könnte Sie auch interessieren

Kritik an Ton und Vorgehensweise

Stadtrat Hermann Zorbach sagte, ihm gefalle der Ton nicht, den der Anbieter anstimme. Gerade vor Weihnachten sei etwa eine Schüsselmontage nicht möglich. Bei den Kündigungen werde die Stadt vorgeschoben. Die Vorgehensweise gefalle ihm überhaupt nicht. Weitere Stadträte zeigten sich empört über die Kündigungen.

Das könnte Sie auch interessieren

In einem solchen Kündigungsschreiben soll Stiegeler zunächst auf die Möglichkeit eines Glasfaseranschlusses hingewiesen haben. Dann soll es im Schreiben heißen: „Gleichzeitig kündigen wir hiermit fristgerecht Ihren Gemeinschaftsantennen-Anschluss zum 31.12.2021. Hierzu sind wir nach der entsprechenden Vereinbarung mit der Stadt Blumberg berechtigt. Wir gehen diesen Schritt, weil das Fernsehsignal über Glasfaser nicht nur deutlich günstiger ist (in Kombination mit Internet und Telefon), sondern auch zahlreiche Vorteile gegenüber der Gemeinschaftsantennenanlage hat“. Eine Telefonnummer soll auf diesem Schreiben nicht stehen.

Das könnte Sie auch interessieren

Bürgermeister verspricht Unterstützung

Von einem Abschalten der Antennenanlage sei derzeit nicht die Rede, sagte Stadtkämmerer Jürgen Fischer auf Nachfrage. Bürgermeister Markus Keller erklärte, er wolle sich bei Stiegeler um eine Verlängerung der ausgesprochenen Kündigungsfristen bemühen.

Stiegeler hat neben seinem Hauptsitz in Schönach Niederlassungen in Bad Krozingen, Donaueschingen, Freiburg und Rheinheim.

Das könnte Sie auch interessieren

Das sagt die Firma zu den Vorwürfen

Auf Nachfrage des SÜDKURIER erklärt Marina Stiegeler, Prokuristin, Marketingleiterin und Sprecherin des Unternehmens, den Sachverhalt so: „Wir haben das alte Antennennetz vor einigen Jahren mit dem Betrieb des Glasfasernetzes mit übernommen.“ Das sei eine gemeinschaftliche Entscheidung mit der Stadtverwaltung gewesen. Diese alte Anlage sei jedoch sehr wartungsintensiv und fehleranfällig.

In den Sommermonaten kam es daher häufig zu Problemen, zum Beispiel verursacht durch den Glasfaserausbau. Auch das Signal in dem alten Netz sei schlecht. „Unser Techniker muss sehr häufig vor Ort sein, um Fehler zu beheben.“ Ein Zustand, der die Kundenzufriedenheit nicht gerade gefördert habe.

Der Plan, im Einklang mit der Stadt, sei immer gewesen, alte Anschlüsse irgendwann umzustellen und das alte Netz abzuschalten. Ein erster Schritt finde nun statt. Bürger seien darüber auch stets informiert und aufgeklärt worden. Rund 80 Prozent der Blumberger Kunden würden bereits die Glasfasertechnik nutzen. 380 verbliebene Antennenkunden hätten nun eine Kündigung erhalten, bestätigt Stiegeler.

Wie vielerorts sind auch hier in der Schwarzwaldstraße in Blumberg noch die Narben vom Verlegen der Glasfaserkabel zu erkennen.
Wie vielerorts sind auch hier in der Schwarzwaldstraße in Blumberg noch die Narben vom Verlegen der Glasfaserkabel zu erkennen. | Bild: Conny Hahn

Die Angeschriebenen würden sich aufteilen in Haushalte mit Glasfaseranschluss, die bislang aber noch keinen neuen Vertrag abgeschlossen haben, und Haushalte, die keinen Glasfaseranschluss gelegt hatten. Betroffen seien auch nur die Gebiete Blumberg und Epfenhofen, die bereits voll erschlossen seien. Bürger hätten dort Zeit für einen Umstieg gehabt. Das Antennennetz in Fützen zum Beispiel, werde weiterhin betrieben, bis auch dort ausgebaut sei. Man habe ja eine Versorgungspflicht, so Stiegeler.

Sie widerspricht dem Vorwurf, dass bei Kündigungsschreiben keine Kontaktmöglichkeiten mitgeteilt wurden. „Unsere 24-Stunden-Hotline und auch zwei Geschäfte vor Ort als Infopunkte wurden in den Schreiben als Kontakt- und Beratungsstellen genannt.“ Anrufer in dieser Sache würden zudem direkt zu einem Mitarbeiter mit Fachkenntnissen weitergeleitet.

Viele Häuser in Blumberg sind, wie auf unserem Archivbild zu sehen, bereits an das Glasfaser-Netz angeschlossen. Doch nicht alle ...
Viele Häuser in Blumberg sind, wie auf unserem Archivbild zu sehen, bereits an das Glasfaser-Netz angeschlossen. Doch nicht alle Hausbesitzer haben neue Verträge mit Netzbetreiber Stiegler geschlossen. Ihnen flattern nun offenbar kurzfristige Kündigungen der alten Antennenanschluss-Verträge ins Haus. | Bild: Zweckverband Breitbandversorgung Schwarzwald-Baar

Reicht die Zeit zum Umstieg

Für Kunden ohne Glasfaseranschluss bleibe bis zum Jahresende wohl nur die Möglichkeit, den TV-Empfang auf Satellit umzustellen, räumt sie ein. Ein nachträglicher Hausanschluss sei kaum schnell realisierbar. Alle, die sich im Rahmen des Glasfaserausbaus für einen Anschluss zum Haus entschieden hatten, sei der Umstieg bis Weihnachten aber kurzfristig möglich.

Ein Elektriker könne den Anschluss im Haus freischalten. Die Vertragsumstellung sei dann zeitnah möglich, so Stiegeler. Es bestehe auch die Möglichkeit, sich dann nur für den TV-Anschluss zu entscheiden, ohne Telefon und Internet, zum Beispiel dann, wenn dafür noch alte Verträge laufen würden.

Vertragsverlängerungen für die jetzt gekündigten Antennenkunden seien nur in wenigen Ausnahmen überhaupt möglich. Als Grund hierfür nennt Stiegeler komplizierte Verkettungen der einzelnen Anschlüsse, die in Reihe hintereinander geschaltet seien.