Die Sorgen von Bürgern aus Marbach, dass die Verlegung von Glasfaserleitungen im Ort für die Bereitstellung von schnellem Internet scheitern könnte, wird von Jochen Cabanis, dem Geschäftsführer des Zweckverbandes Breitbandversorgung Schwarzwald-Baar, nicht geteilt. Auch das Auftauchen der Telekom, die nach Jahren der Untätigkeit jetzt auf einmal im Ort ihre Leitungstechnik modernisiert, wird nach Einschätzung von Cabanis an der erwarteten Zuschussbewilligung des Landes für die Glasfaseranschlüsse des Zweckverbandes nichts ändern.
Zuletzt waren im Ortschaftsrat Befürchtungen geäußert worden, die plötzliche Investitionstätigkeit der Telekom in Marbach könnte die Zuschüsse des Landes für den Breitbandausbau des kommunalen Zweckverbandes gefährden (wir berichteten). Wenn die Telekom mit ihrer technischen Aufrüstung, sie setzt auf Vecotring-Technik, viele Haushalte für einen Anschluss gewinne, könnte das Land geneigt sein, Marbach nicht mehr als Ort mit "weißen Flecken" in der Internetversorgung zu betrachten.
Telekom kommt erst auf den letzten Drücker
Dass die Telekom jetzt auf einmal auftaucht, ärgert auch Ortsvorsteherin Diana Kern-Epple. Sie habe sich 15 Jahre bei der Telekom bemüht, dass der Konzern in denen mit Internet unterversorgten Bereiche in der Ortschaft investiere. Doch erst jetzt, wo der von den Gemeinden des Schwarzwald-Baar-Kreises gegründete Zweckverband mit der Breitbandverkabelung tätig werde, tauche die Telekom kurzfristig auf und versuche auf den letzten Drücker, ein paar ihrer Marktanteile zu retten.
Ähnlich ergeht es derzeit auch der Gemeinde Brigachtal. Auch dort hat die Telekom den Ausbau ihres Netzes mit Vectoring angekündigt. Sehr zum Ärger der dortigen Gemeinderäte. Denn in Brigachtal besteht bereits eine nahezu 100-prozentige Breitbandversorgung. Auch dass das Telekommunikationsunternehmen in Straßen arbeiten will, in denen die Gemeinde in jüngerer Vergangenheit tätig war, sorgt für Kopfschütteln. Zumindest bei zukünftigen Projekten der Gemeinde hat die Telekom allerdings eingelenkt, wie Brigachtals Bauamtsleiter Patrick Lutz erklärte.
Verärgert sich auch viele Marbacher. Der Konzern bewerbe seine Vectoring-Technik, die nicht mehr die modernste Technik sei, sagte Diana Kern-Epple. "Das ist die Glasfasertechnologie", betonte die Ortsvorsteherin. Sie zeigte sich allerdings zuversichtlich, dass die Telekom-Aktivitäten die beim Land beantragten Zuschüsse für den Aufbau eines Breitbandnetzes des Zweckverbandes nicht gefährden.
Ebenso sieht dies Jochen Cabanis, der noch vor Weihnachten einen Termin im Innenministerium in Stuttgart hat. Dabei geht es um die bereits beantragten Zuschüsse des Landes für Marbach. Die Finanzmittel von 1,8 Millionen Euro, die die Stadt VS dafür bereitstellt, soll das Land um rund 900 000 Euro aufstocken. Cabanis sieht keine Hinderungsgründe für die Bewilligung. "Wir haben in Marbach eine klare Unterversorgung", stellt er fest. Wenn das Innenministerium grünes Licht gibt, sollen Glasfaserkabel ab Frühjahr im Ort verlegt werden. Bis Jahresende 2019 könnte dies beendet sein. Der Zweckverband will allen teilnehmenden Haushalten einen Glasfaseranschluss ans Haus legen. Bis Ende des Jahres 2019 könnten dann die ersten Kunden High-speed-Internet empfangen. Bevorzug werden sollen dabei jene Bürger, die bislang am schlechtesten versorgt sind.
Zu diesen zählen die Haushalte im Gebiet Melben sowie im südlichen Bereich in Richtung Brigachtal. Diese Haushalte werden derzeit von Telekom und anderen Anbietern umworben, ihre alten Verträge aufzugeben und einen neuen abzuschließen. Hintergrund ist die bundesweit von der Telekom durchgeführen Umstellung des Telefonnetzes von bisher analoger Technik auf digitale IP-Telefonie umstellen. Viele Bürger sind nun verunsichert. Diese Kunden haben aber, so der Hinweis von Cabanis, auch die Möglichkeit, sich jetzt einen neuen Internet-Vertrag beim Vertragspartner des Breitbandzweckverbandes, der Firma Stiegler, zu besorgen. Sie könnten dann nach Fertigstellung des Breitbandnetzes problemlos von ihrer alten Kupfer- auf die neue Glasfaserleitung umsteigen.
Breitband-Ausbau in VS
Bereits am Glasfasernetz des Breitbandzweckverbandes angeschlossen sind bisher die Ortschaften Herzogenweiler und Rietheim, zur Hälfte Tannheim und Paffenweiler sowie die großen Industrie- und Gewerbegebiete in VS. Noch nicht festgelegt wurden die Ausbautermine für Weigheim, Mühlhausen und Weilersbach. Als nächstes Gebiet soll der Bereich Villingen-Süd mit Breitband erschlossen werden. In Obereschach soll die erste Hälfte der Ortschaft 2019 ans Breitbandnetz, die zweite Hälfte im Jahr 2020. Ebenfalls 2019 ist der Ausbau in Marbach vorgesehen. Losgehen soll es ab Januar 2019 auch im Gebiet Schwenningen Südwest einschließlich Messegelände, den Hochschulen und Schulen. (est)