Vermehrt kommt es bei der Erschließung von Städten und Gemeinden mit schnellem Internet zu Konfrontationen zwischen den Kommunen und der Deutschen Telekom. Viele Kommunen werfen dem Konzern vor, sie beim Ausbau der Datenleitungen zu behindern. Auch in Löffingen hat die Telekom, wie Bürgermeister Tobias Link im Gespräch mit dem SÜDKURIER bestätigte, einen derartigen Vorstoß unternommen.
Als der Landkreis Breisgau-Hochschwarzwald im Zuge seiner Planungen für ein Backbone-Glasfasernetz eine Markterkundung vorgenommen habe, habe die Telekom den Kreis darüber informiert, dass sie plane, Verteilerkästen in Löffingen mit der sogenannten Vectoring-Technik aufzurüsten. Mithilfe dieser Technik erhalten herkömmliche Kupferkabel eine höhere Datenübertragungsgeschwindigkeit.
„Wären diese Vectoring-Pläne zur Umsetzung gekommen, wären die damit ausgestatteten Verteiler nicht mehr für das Löffinger Glasfasernetz zur Verfügung gestanden, weil Vectoring- und Glasfasertechnik nicht miteinander kompatibel sind. Das hätte unsere weit fortgeschrittenen Planungen torpediert“, so Bürgermeister Link. Deshalb habe die Stadt die Bundesnetzagentur eingeschaltet, die den Löffinger Planungen für ein Glasfasernetz letztlich Vorrang vor der Absichtserklärung der Telekom, mit Vectoring-Technik aufrüsten zu wollen, gegeben habe.
Ein ähnliches Szenario spielte sich in Eigeltingen im Kreis Konstanz ab. Auch dort will die Telekom Vectoring einführen, nachdem die Gemeinde bereits mit dem Ausbau eines Glasfasernetzes begonnen hatte. Die Gemeinde intervenierte erfolgreich bei der Bundesnetzagentur, die ihr sieben von zehn Verteilerkästen zusprach.
Die Entscheidung der Bundesnetzagentur sei allerdings, so Link weiter, kein Selbstläufer gewesen: „Ausschlaggebend war, dass unsere Planungen sehr weit fortgeschritten sind, wir bereits Förderzusagen von Bund und Land bekommen hatten und unmittelbar vor der baulichen Umsetzung unseres Glasfasernetzes stehen. Wären wir noch im Anfangsstadium der Planungen gesteckt, hätte die Entscheidung der Bundesnetzagentur auch anders ausfallen können“.
Das Verhalten der Telekom sei gelinde gesagt irritierend, meint Tobias Link. Bei den obligatorischen Markterkundungen, die die Stadt selbst durchgeführt hatte, bevor die Entscheidung für ein eigenes Glasfasernetz fiel, habe die Telekom keinerlei Absichten geäußert, in Löffingen mit welcher Technik auch immer in Sachen schnelles Internet aktiv werden zu wollen. Jetzt sei sozusagen durch die Hintertür – sprich: den Umweg über den Kreis – ein Versuch unternommen worden: „Die Telekom selbst hat uns über ihre Pläne nicht unterrichtet, die Information haben wir vom Kreis erhalten.“
Baarstadt kein Einzelfall
Löffingen ist offenbar kein Einzelfall für Torpedierungsversuche privater Unternehmen gegen den Glasfaser-Eigenausbau von Kommunen. Unternehmen, die vorhaben, mit Vectoring-Technik auszubauen, müssen sich in die sogenannte Vestoring-Liste der Bundesnetzagentur eintragen. Seit die Liste im Juli 2014 Pflicht wurde, gab es laut der Behörde rund 100 Beschwerden gegen Ausbauvorhaben privater Unternehmen.
Zwei Drittel davon richteten sich der Bundesnetzagentur zufolge gegen die Telekom.
Breitband und Vectoring
- Breitband: Unter diesem Begriff werden Internetzugänge mit hoher Datenübertragungsrate zusammengefasst. Die Bezeichnung ist zunächst unabhängig von der technischen Umsetzung, also ob der Zugang über ein Glasfaser- oder Kupferkabel realisiert wird. Alte Techniken wie der Internetzugang über Telefonmodem oder ISDN-Anschlüsse werden als Schmalbandtechniken bezeichnet.
- Vectoring: Mit dieser Technik können bestehende Kupferkabel mit einer schnelleren Übertragungsgeschwindigkeit versehen werden. Dazu ist es erforderlich, in den Verteilerkästen auf eine DSLAM genannte Technik aufzurüsten, mit der Störungen zwischen den Signalen, die durch die Kabel fließen, reduziert werden. Damit einher geht eine schnellere Datenübertragung. Im Vergleich zum Vectoring ermöglichen Glasfaserleitungen jedoch eine noch höhere Übertragungsgeschwindigkeit. (tom)