Viel schöner kann ein Hotel in Villingen kaum liegen – hoch über den Dächern der Stadt auf dem Hubenloch. Doch noch immer ist die Frage offen: Was wird aus dem Hotel Diegner?
Überlegungen gab es schon viele. Von Abriss bis Neubau war alles dabei. Eines war aber immer sicher: Der Standort selbst darf nicht einfach abgeschenkt werden. Darum beschloss der Gemeinderat im Sommer 2021 auch den Kauf der Immobilie.
Die harrt nun seitdem der Dinge, in ihrer exklusiven Lage. Und mit ihr Jochen Demmel, der aktuelle Pächter des Hotels, das derzeit rein als Veranstaltungsort für Familienfeiern und ähnliches geführt wird.
Die gute Nachricht für ihn: Er kann den Betrieb erst einmal fortführen. „Der Pachtvertrag mit Herrn Demmel bleibt bis Oktober 2025 bestehen“, das bestätigt Matthias Jendryschik, Geschäftsführer der Wirtschaftsförderung (WIR), auf Nachfrage.
Eine Herzensangelegenheit
Für Demmel eine Erleichterung. Nicht unbedingt wirtschaftlich gesehen. Ihm und seinem Vater, Martin Demmel, der einst lange Jahre Eigentümer des Diegners war, ist die Instandhaltung des Gebäudes vielmehr ein inniger Wunsch.
„Es ist uns eher eine Herzensangelegenheit als eine betriebswirtschaftliche Angelegenheit“, sagt er auf Nachfrage. Und fügt hinzu: „Ohne die Verlängerung des Pachtvertrages wäre der bisherige Zeitraum der Instandhaltung umsonst gewesen.“
Gepflegten Zustand erhalten
So können Vater und Sohn den sehr gepflegten Zustand des Objektes innen wie außen sowie die Betriebsfähigkeit bis zur weiteren Vermarktung durch die Stadt sicherstellen. „Wir wollen nicht, dass dieses bedeutende Gebäude in besonderer Lage in kurzer Zeit durch Schließung zum ‚Schandfleck‘ wird.“
Für den Rosengarten und das Hubenloch, davon ist Demmel überzeugt, wäre das von Nachteil.
Und dann gibt es noch einen ganz anderen Grund für die Erhaltung. In Villingen-Schwenningen, sagt Demmel, fehlten schlicht solche „gediegenen großen Räumlichkeiten“ für Familienfeiern.

Über aktuelle Pläne der Stadt sei ihm indes nichts bekannt. Denn, was auf lange Sicht mit dem Gebäude passieren soll, das ist noch unklar.
„Die Stadt hat ein großes Interesse daran, den Standort zu entwickeln und hier ein Angebot zu schaffen, welches für die Stadt einen Mehrwert bietet.“Matthias Jendryschik, Geschäftsführer WIR
Auf dem Diegner-Gelände, so zitierte der SÜDKURIER aus einem Positionspapier der Wirtschaftsförderung im Januar 2022, ließen sich Wellness-Angebote, gehobene Essensangebote mit Panorama-Aussicht auf der einen Seite gut kombinieren mit einer Mischung aus Hotel, Einzelhandel, Arztpraxen und Wohnbereichen auf dem bald frei werdenden benachbarten Areal der IHK am Romäusring.
Auf keinen Fall Wohnbebauung
„Was wir definitiv dort nicht wollen“, so Jendryschik damals, „ist eine Wohnbebauung“. Beim Diegner soll ein neuer, attraktiver Gastronomiebetrieb entstehen. So die Vorstellung.
Allein es fehlt der Investor. 2022 – in Pandemie-Zeiten – war die Hoffnung dennoch groß, schnell einen Investor für das 60 Jahre alte Gebäude zu finden. Es gab Gespräche. Einen Abschluss jedoch bis heute nicht.
Investor schwer zu finden
„Bei den Überlegungen, einen Investor für einen Neubau zu finden, hat sich noch nichts getan“, erklärt Jendryschik heute. Mit ein Grund sei, dass es angesichts der derzeitigen Lage in der Bauchbranche nicht mehr so leicht sei, geeignete Investoren zu finden.
Auch wenn sich die Investorensuche möglicherweise schwerer gestaltet, als es dem WIR-Geschäftsführer lieb sein kann, hat sich doch nichts geändert am Interesse der Stadt, „den Standort zu entwickeln und ein Angebot zu schaffen, dass für die Stadt einen Mehrwert bietet“.
Damit dies gelinge, werden unterschiedliche Nutzungskonzepte und Wirtschaftlichkeitsbetrachtungen unter die Lupe genommen. „Wenn ein überzeugender Ansatz gefunden ist, wird im Aufsichtsrat der WIR und in den politischen Gremien über diesen gesprochen“, so Jendryschik.
Gemeinsame Zukunft mit IHK-Gebäude?
Neben dem Hotel Diegner ist auch das unterhalb am Romäusring gelegene ehemalige IHK-Gebäude mit einer Veränderungssperre versehen. Eine Zukunft von alter IHK und Hotel Diegner könnte so auch im Komplettpaket erwogen werden.
Matthias Jendryschik sagt dazu: „In Bezug auf die Entwicklung des ehemaligen IHK-Gebäudes bleibt abzuwarten, welches Konzept hier etabliert werden soll. Davon hängt ab, ob sich Synergien oder Ergänzungen zum Standort Diegner ableiten lassen.“ Aktuell sei das Gebäude noch in der Vermarktung. „Wir verfolgen auch mit Spannung, was möglicherweise entstehen wird“, so Jendryschik.