Wie seht es mittlerweile mit der Initiative der Stadt aus, in Villingen und Schwenningen provisorische Wohnmobilstellplätze einzurichten, um damit den Tourismus zu beflügeln? Die Antwort ist wenig ermutigend: Das Angebot besteht zwar, doch von Nachfrage ist nichts zu sehen. Auf den Standorten am Villinger Hallenbad und am Schwenninger Messegelände herrschte in den letzten Tagen gähnende Leere, wie Stichproben des SÜDKURIER ergaben.

Während viele Umlandgemeinden schon seit Jahren ordentliche Wohnmobil-Stellplätze haben, ist die Einrichtung einer solchen Anlage im Oberzentrum immer wieder gescheitert. Erst bis in zwei, drei Jahren soll ein eigener Platz auf der „Brigach-Insel„ in der Villinger Mühlenstraße fertig sein. Daraus entstand die Idee, provisorische Plätze anzubieten, zumal viele Urlauber dieses Jahr ihren Urlaub im eigenen Land verbringen. Auf Antrag der FDP beschloss der Gemeinderat im Juli, ein zeitlich befristetes Angebot (Popup-Stellplätze) für Wohnmobil-Touristen in den Sommerferien anzubieten. Denn immer mehr Menschen machen Urlaub in Reisemobilen. Die Corona-Pandemie hat diesen Trend verstärkt. In Königsfeld, Unterkirnach und Bad Dürrheim gibt es ordentliche Stellplätze, nicht aber in VS. So wurde seitens der Stadt ein provisorischer Platz am Hallenbad Villingen ausgewiesen, dazu kommt noch der bereits vorhandene Stellplatz auf dem Parkplatz am Messegelände Schwenningen. Dort gibt es bereits seit wenigen Jahren eine Abstellmöglichkeit für fünf Wohnmobile.

In die Jahre gekommen, unvollständig und etwas schäbig, präsentiert sich die Ver- und Entsorgungsstation für Wohnmobile am ...
In die Jahre gekommen, unvollständig und etwas schäbig, präsentiert sich die Ver- und Entsorgungsstation für Wohnmobile am Messeparkplatz in Schwenningen. | Bild: Stadler, Eberhard

Das Vorhaben stand von Anfang an indes unter keinem guten Stern. Denn der Hinweis am Villinger Hallenbad, es gebe für Wohnmobile eine Ent- und Versorgungsstation für Abwasser und Frischwasser am Schwenninger Messegelände, erwies sich als irreführend. Das Ehepaar Heinz und Helga Schneider aus Villingen, beide erfahrene Wohnmobilisten, testeten die Einrichtung in Schwenningen stellten fest, dass sie nicht mehr funktionierte (der SÜDKURIER berichtete). Inzwischen meldet die Stadt erneut Vollzug: Die Station in Schwenningen sei repariert und funktionsfähig. Wohnmobile wurden seither auf dem Messeparkplatz dennoch nicht gesichtet, genauso wenig übrigens wie zuletzt am Hallenbad Villingen.

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„Eine Schande für VS“

Heinz Schneider, der ehemalige Vorsitzende des Villinger Gewerbevereins, wundert sich darüber kein bisschen. Aus seiner Sicht hat die Stadt die Sache bisher nur halbherzig und dilettantisch angepackt. Die Schneiders haben letzte Woche die reparierte Station auf dem Schwenninger Messegelände erneut einem Check unterzogen und weiterhin Mängel festgestellt. Zwar funktioniere der Automat jetzt. Aber der Entsorgungsschacht für die Toiletten-Inhalte habe keinerlei Abdeckung. Wenn hier tatsächlich jemand seine Kassette entleere, stinke es zum Himmel. Das Wasser zum Ausspülen der Toiletten und für das Frischwasser komme aus ein und dem selben Hahn und nicht, wie die aus hygienischen Gründen geboten wäre, aus zwei Wasserhähnen. In einem Internetforum von Wohnmobilisten hagelt es schon seit zwei, drei Jahren vernichtende Kritik an diesem unzureichenden Stellplatz-Angebot am Messeplatz. „Eine Schande für Villingen-Schwenningen„, lautete ein Eintrag. Aus Sicht der Schneiders hat sich daran nichts geändert.

Sie kritisieren vor allem auch die aus ihrer Sicht mangelhafte Vermarktung der Stellplätze. Üblicherweise haben die Städte und Gemeinden ihre Wohnmobilstellplätze auf einer eigenen Internetseite ausgewiesen, die sich leicht finden lassen. In Villingen-Schwenningen tauchen die Hinweise auf die beiden „Popup-Wohnmobilstellplätze“ relativ versteckt auf der Seite der städtischen Wirtschafts- und Tourismus Gesellschaft (www. wt-vs.de) auf.

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„Die machen riesige Schlagzeilen und kriegen nichts auf die Reihe“, ärgert sich Heinz Schneider über die Stadtverwaltung. „Wenn man schon eine solche Hauruck-Aktion macht, dann sollte sie zumindest Hand und Fuß haben“, findet er. Er und seine Frau hätten der Stadt ihr Wissen angeboten und auch den OB angeschrieben. Leider ohne Erfolg. Wenn man Erfolg haben möchte, so Schneider, dann hätte die Stadt die Gäste am Villinger Hallenbad mit Infotafeln herzlich willkommen heißen, sie auf die touristischen Sehenswürdigkeiten und auf die gut funktionierende Versorgungsstation in Unterkirnach hinweisen können. Nichts davon sei passiert. Für die touristische Vermarktung Villingens sei dies schade. „Da könnte man immer noch was machen“, findet Schneider.

„Wir haben durchaus Werbung gemacht“, betont dagegen Madlen Falke, die Pressesprecherin der Stadt. So seien etwa Hinweise auf die beiden Bedarfs-Stellplätze in einschlägigen Internetforen und Facebook-Seiten eingestellt worden. Allerdings habe die Stadt keine Informationen, ob und wie viele Wohnmobilisten in den vergangenen Wochen in VS Station gemacht haben. Es sollen angeblich vereinzelt Wohnmobile am Villinger Hallenbad von WTVS-Mitarbeitern gesichtet worden sein, berichtet die Stadtsprecherin. Weitere Investitionen wie touristische Hinweisschilder für Wohnmobil-Touristen am Villinger Hallenbad seien derzeit nicht geplant. Angesichts der begrenzten Nutzungszeit bis 15. September sei dies nicht sinnvoll. Dass die veraltete Ver- und Entsorgungsstation am Messegelände keine Zukunft hat, ist aber auch der Stadt klar. Sie hat eine neue Anlage bestellt. Die soll „bis in ein paar Wochen“ geliefert werden. Dann ist aber die Saison 2020 weitgehend gelaufen.