Soll man manche Kirchen über den Winter komplett schließen und dafür nur einige andere weiter beheizen, aber auch mit ein paar Grad Raumtemperatur weniger? Das ist ein mögliches Szenario, wie die evangelischen Christen mit Blick auf Gas, Öl und Temperaturen durch den Winter kommen wollen.
Einfach überall die Temperatur in kirchlichen Gebäuden um ein paar Grad weiter abzusenken, das ist jedenfalls keine Lösung. Dafür sind die Gebäude viel zu unterschiedlich. Darüber hinaus gibt es einen Mix aus Gas-, Öl- und Pellet-Heizungen.
Die Leitungsgremien von Stadtgemeinde und Kirchengemeinden wollen nun genau betrachten, welche Heizkosten welches Gebäude verursacht, wo und wie möglichst große Einsparpotenziale erreichbar sind.

In diesem Szenario gibt es die Überlegung, ob es eventuell sinnvoller ist, manche Kirchen zu schließen. „Wir überlegen auch, in einigen Gemeinden den Gottesdienst von der Kirche in den Pfarrsaal zu verlegen“, erklärt Pfarrer Wolfgang Rüter-Ebel vom evangelischen Dekanat Villingen.
Eine weitere Idee: Wolldecken kaufen, die bei Bedarf während der Gottesdienste ausgegeben werden können.
Gottesdienst-Angebot konzentrieren
Generell wird darüber nachgedacht, wie man das Gottesdienst-Angebot konzentrieren kann. Unter der Woche könnte vieles in die größeren Säle der Gemeinden verlegt werden, um dafür die Gotteshäuser dann wenigstens an den Adventswochenenden und an Weihnachten weiter zu heizen.
Einfach ganz abstellen wird man die Heizung in den Gebäuden aber keinesfalls. Sonst nimmt die Luftfeuchte unter Umständen viel zu stark zu und es entsteht Schimmelpilz, was auf jeden Fall zu verhindern ist. Auch die Orgeln benötigen eine gewisse Mindesttemperatur.
Was tun mit Kitas und Büros?
Neben den Kirchen gibt es aber noch viele andere Gebäude, die nun genauer betrachtet werden. So will man die Temperaturen in den Kitas auch weiterhin auf einem eher höheren Niveau belassen, während die Büro-Räume auf rund 19 Grad abgesenkt werden sollen. Wo immer möglich sollen ungenutzte Räume und Flure kaum noch geheizt werden.
Auch die Katholiken müssen sparen
Auch beim römisch-katholischen Erzbistum Freiburg und dessen Dekanat Schwarzwald-Baar hat man fast dieselben Überlegungen. Dabei will man Aspekte wie Umweltverträglichkeit, die Solidarität mit der Gesellschaft und nicht zuletzt die Finanzierbarkeit betrachten.
Ganz konkret gibt die Erzdiözese den Seelsorgeeinheiten Handlungsempfehlungen an die Hand – von einer besseren Planung der Heizzeiten über den Austausch von Thermostaten und Leuchtmitteln bis zum hydraulischen Druckabgleich der Heizungsanlagen.
Einsparziel: 20 Prozent weniger Energie
„Wir bekommen nun auch detaillierte Heizkostenaufstellungen für alle unsere Gebäude, so dass wir hier eine qualifizierte Entscheidungsgrundlage haben“, erläutert Dekan Josef Fischer von der Seelsorgeeinheit Villingen. „Unser Einsparziel liegt bei 20 Prozent, und da kommt jetzt alles auf den Prüfstand“.

Auch hier werden alle Kirchengebäude individuell analysiert. Beispielsweise verbraucht die Heilig-Kreuz-Kirche relativ viel Energie, während das Münster interessanterweise eher auf der sparsamen Seite liegt.
Traditionell ist die Benediktinerkirche in den Wintermonaten geschlossen und zum Schutz der Bausubstanz und der Orgel auf fünf Grad abgesenkt. Diese Vorgehensweise lässt sich auf weitere Kirchen ausdehnen, wenn es Sinn ergibt.
Spar-Chancen mit Ökumene-Effekt?
Darüber hinaus sind die Katholiken mit dem evangelischen Dekanat im Gespräch, ob man Räumlichkeiten benachbarter Kirchengemeinden gemeinschaftlich besser auslasten kann, um im Gegenzug andere Objekte nur im Minimummodus zu heizen. Erste Gespräche dazu laufen bereits zwischen der katholischen St. Konrad-Gemeinde und der evangelischen Paulusgemeinde.