Herr Oberbürgermeister, Straßburg schließt Museen tageweise, um Energie einzusparen. In Bayern wird der erste kommunale Weihnachtsbaum wegen hoher Energiekosten nicht aufgebaut. In Villingen-Schwenningen werden im Rathaus die Raumtemperaturen ein bisschen abgesenkt und die Scheinwerfer an den Stadttoren ausgeschaltet. Weshalb spart VS nicht mehr Energie ein? Weshalb steigen Sie nicht mehr auf die Bremse?

Wir sind in einigen Bereichen schon gut aufgestellt, zum Beispiel bei der Straßenbeleuchtung, welche eigentlich ein echt großer Verbrauchsposten ist. Da sparen wir seit der Umrüstung auf so genannte LED 2017-2019 bereits 70 Prozent ein – da sind wir um ein Vielfaches sparsamer unterwegs als zahlreiche andere Städte! Ampeln rüsten wir sukzessive auf LED um, ebenso die Beleuchtung in Schulen und Verwaltungsgebäuden.

Das ist alles?

Jetzt haben wir zwei Rechtsverordnungen von der Bundesregierung bekommen. Darauf haben wir reagiert, wie bei der Beleuchtung und den Raumtemperaturen in Verwaltungsbüros. Wir haben außerdem Arbeitsrichtlinien, die wir hinsichtlich der Raumtemperatur anpassen durften. Aber wir finden für alles eine Lösung. Klar ist nur: Die Mitarbeiter sollen nicht mit Erkältung oder mehr ausfallen.

Hilft da das Homeoffice?

Ja, weil wir unter Umständen nicht nur Räume, sondern ganze Stockwerke frei machen können und damit Heizkosten en bloc sparen können. Wir haben aber auch Bereiche, in denen ich nicht alle nach Hause schicken kann. Wir haben nicht nur das sogenannte back office, sondern auch Publikumskontakt. Wir spüren das täglich: Es gibt einen riesigen Bedarf für Beratungen, manches davon geht am Telefon, aber eben nicht alles.

Noch mal: Sie verknappen doch mit Ihren eher kosmetisch anmutenden Sparmaßnahmen das Energieangebot insgesamt im Land. Finden Sie das verantwortungsvoll?

Wir können mit Überzeugung sagen, dass wir in unserer Verwaltung eher wenig Strom im Vergleich zu anderen verbrauchen – trotzdem bringt auch ein Grad Senkung der Raumtemperatur was, deshalb sparen wir in der Verwaltung, wo es sinnvoll ist und wo wir können. Da muss man die Kirche im Dorf lassen.

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Also lieber kleine Schritte als zu große jetzt, Sie sparen doch nur wenig ein.

Natürlich tragen wir Verantwortung: Als Verwaltung, als Arbeitgeber, als öffentliche Institution. Und – ja: Die Einsparungen etwa bei der Gebäudebeleuchtung sind eher gering, da die Stadtmauer sehr sparsam mit LED angestrahlt wird. Aber es ist ein Signal nach draußen, dass jeder einen Beitrag leisten kann und muss. Auch wenn die einzelne Ersparnis gering sein mag, die Summe aller Einsparungen ist groß.

OB Jürgen Roth, hier im Sommer bei einer festlichen Veranstaltung in VS.
OB Jürgen Roth, hier im Sommer bei einer festlichen Veranstaltung in VS. | Bild: Trippl, Norbert

Sie haben vergangenen Mittwoch eine Pressekonferenz initiiert und sich mit Stadtwerke-Chef und Amtsleitern des Rathauses umgeben. Dabei kamen die von mir kritisierten, zurückhaltenden Energiespar-Überlegungen zur Sprache. Welche Halbwertzeit haben diese Ankündigungen und ab wann müssen Sie einen Plan B mit drastischeren Maßnahmen aus der Schublade holen?

Zur Klarheit: Bei uns steht im Notfallplan die Wärmestube. Die Umsetzung dieses Planes halte ich derzeit jedoch nicht für gegeben. Wir haben insgesamt alles durchgeplant und, glauben Sie mir: Wir sparen, wo wir können.

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Sie prägten erst vor einigen Tagen den Spruch: „Wir sparen, sparen Sie mit.“ Kommen Sie denn überhaupt auf die bundesweit definierten 20 Prozent, die überall weniger verbraucht werden sollten?

Ja, das ist unser Ziel. Das wird jedoch nur im Rückblick feststellbar sein.

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