Die von der Stadt geplanten und angedachten Energieeinsparungen im Zeichen der aktuellen Energiekrise sehen derzeit noch keine tiefgreifenden Einschnitte vor. Oberbürgermeister Jürgen Roth und Stadtwerke-Chef Gregor Gülpen wehren sich auf einer Pressekonferenz mit vielen Argumenten gegen Forderungen, massiv bei der Schwenninger Kunsteisbahn Energie zu sparen.
Die Eisbahnen sind die größten Energieschleudern der Stadt. Auch die Einrichtung von Wärmehallen ist derzeit noch kein Thema, die Weihnachtsbeleuchtung bleibt.
Die Rathausspitze sah sich zu einer umfangreichen Pressekonferenz veranlasst, weil auch in Villingen-Schwenningen sichtbar wird, dass Ängste und Verzweiflung eine wachsende Zahl von Bürger erfassen. Gemeinsam mit führenden Mitarbeitern stellte der OB die geplanten Maßnahmen und den bisherigen Diskussionsstand vor. Mitte Oktober soll der Gemeinderat dann das Maßnahmenpaket verabschieden.
Schulen und Kindergärten
Der Schulunterricht und die Kita-Betreuung „wird normal stattfinden, ohne Absenkung der Raumtemperaturen“, betonte Oberbürgermeister Jürgen Roth.
Stadtverwaltung
In den Dienststellen der Stadt sollen die Raumtemperaturen abgesenkt und das Warmwasser in den Toiletten gesperrt werden. Außerdem will die Verwaltung ausloten, wo Mitarbeiter verstärkt ins Homeoffice gehen können. In den zwölf energieintensivsten städtischen Einrichtungen wie dem Deutenberg-Schulverbund, dem Franziskaner Zentrum, dem Theater und mehreren Schulen sieht die Verwaltung derzeit wenig Chancen, umfangreich Energie einzusparen.
Heizpilze
Die Nutzung von Heizpilzen in den Außenbewirtschaftungen der örtlichen Gastronomie ist bis Jahresende per Gemeinderatsbeschluss erlaubt. Ob es eine Verlängerung geben wird hänge davon ab, ob jemand einen entsprechenden Antrag stellt, so OB Jürgen Roth. Dann soll der Gemeinderat entscheiden.
Öffentliche Wärmehallen
Hier hat die Stadt Notfallpläne in der Schublade. Mehrere Schulen, die nicht mit Gas heizen müssen, bieten sich dafür an. In Wärmehallen sollen sich Menschen aufwärmen, die sich die Heizung ihrer eigenen Wohnung nicht mehr leisten können. Oberbürgermeister Roth sieht dies derzeit aber nicht als vorrangiges Problem: „Ich glaube, dass wir ohne Wärmehallen über den Winter kommen werden.“
Sporthallen
Die Stadt prüft, ob die Hallen in den Herbst- und Weihnachtsferien geschlossen werden können. Dem entgegen stehen die Bedürfnisse von Leistungssportlern und Vereinen in laufenden Wettbewerben, die auch in den Ferien trainieren wollen. Die Stadt will daher schauen, ob sie von ihren 27 Hallen 23 in den Ferien schließen kann und die Vereine, die keine Pause machen wollen, auf die verbleibenden Hallen konzentrieren kann. Überprüft wird auch in Absprache mit den Nutzern, ob die warmen Duschen in den Sporthallen über den Winter benötigt oder ob die Duschen ganz geschlossen werden können.
Flutlicht auf Sportplätzen
Hier sind wohl keine größeren Einsparungen möglich. Die Fußballplätze sind auch im Winter oft bis spät abends ausgebucht. Allerdings sind alle Flutlichtanlagen laut Oberbürgermeister mit energiesparenden LED-Leuchten ausgestattet. Überprüft wird noch, ob bei den Leichtathletikanlagen abends eine Reduzierung möglich ist.
Weihnachtsbeleuchtung
Auch wenn die Weihnachtsbeleuchtung in Villingen und Schwenningen aussieht, als würden hier noch alte Glühbirnen verwendet, sind tatsächlich energiesparende LED-Leuchten im Einsatz. Die Energiekosten belaufen sich im Jahr auf 200 Euro. Deshalb soll die Weihnachtsbeleuchtung weiter laufen.

Schwenninger Eishallen
Der brisanteste Punkt in der Energiedebatte ist der Betrieb der Schwenninger Kunsteisbahn mit drei Eishallen: der Helios-Arena, der Halle 2 sowie der Curlinghalle. Mit jeder Eisbahn, die geschlossen wird, könnte die Stadt etwa 50.000 Kilowattstunden Gas pro Monat einsparen. Das wäre die größte Einsparmenge, die die Stadt erbringen könnte.
OB Jürgen Roth und Gregor Gülpen, der neben den Stadtwerken auch die Geschäfte der Kunsteisbahn GmbH leitet, führten zahlreiche Argumente ins Feld, die gegen eine Schließung der Eisbahnen spricht. Es wurde deutlich: Hier sind die politischen Pfähle seitens der Rathausspitze bereits eingepflockt. Eine Komplett-Schließung der Helios-Arena ist nach Feststellung von Roth und Gülpen ohnehin nicht möglich. Hier gebe es feste Verträge mit der Eishockey-Profilabteilung, den Wildwings.
Aber auch die Schließung der anderen Eisbahnen hätten deutliche wirtschaftliche und soziale Nebenwirkungen. „Die Vereine, das Ehrenamt und die Nachwuchsspieler sind die Verlierer“, sagte Gülpen. Und: „Wir sollten die Energiekrise nicht an der Heliosarena festmachen.“

Die Schließung der Halle 2 würde – bei aktuellen Gaspreiskosten – dazu führen, dass die Kunsteisbahn GmbH drauflegen müsste. Denn die Verluste der wegfallenden Einnahmen seien höher aus die Einsparungen beim Gas. Gülpen und Roth sprachen sich dafür aus, mit zwei technischen Sofortmaßnahmen Energie einzusparen.
Außerdem, so der neue Vorschlag, soll die Kunsteisbahn mittelfristig soweit energetisch modernisiert werden, dass die Helios-Arena zur ersten CO2-freien Eishalle ausgebaut wird. Sie soll dann sogar Wärme in ein öffentliches Fernwärmenetz einspeisen. Ein entsprechendes Konzept und was das alles kostet will Gülpen im März dem Aufsichtsrat und dem Gemeinderat vorlegen. Doch das ist Zukunftsmusik. Die aktuellen Einsparszenarien durch Schließungen von Eisbahnen sollen in der nächstem Sitzung dem Aufsichtsrat der KEB vorgelegt werden.
Hallenbäder
Von Ende September bis Jahresende wird die Bädergesellschaft der Stadt (BVS) das Schwimmbecken in der Friedensschule aus dem Betrieb nehmen. Die Vereine und der Schulsport, die dort bislang schwimmen, sollen in das Neckarbad und das Villinger Hallenbad verlegt werden. „Es gibt keine Entscheidung, das Bad der Friedensschule zu schließen. Wir wollen das nur drei Monate ausprobieren“, sagte OB Jürgen Roth.

Die Vereine seien damit einverstanden. Schulklassen könnten auch im kleinen Schwimmbad der Lebenshilfe trainieren. Nach Ablauf der drei Monate soll entschieden werden, wie es weitergeht. Das Bad in der Friedensschule verbraucht im Jahr 600.000 Kilowattstunden Gas, soviel wie eine Eisbahn. In den beiden großen Hallenbädern soll die Wassertemperatur von 30 auf 26 Grad und die Raumtemperatur in den Umkleiden von 23 auf 21 Grad reduziert werden. Die warmen Duschen bleiben in Betrieb.
Unternehmen
Mit den auslaufenden Gaslieferungsverträgen zum Jahresende bieten die Stadtwerke ihre gewerblichen Kunden keine neuen, längerfristigen Verträge mehr an. Die Unternehmen müssen sich dann in den Spotmärkten selbst mit Gas versorgen, was vermutlich sehr teuer wird. „Wir können das nicht mehr kompensieren“, sagte der Stadtwerke-Chef.
Stadtwerke
Drohen den Stadtwerke durch die Folgen der Energiekrise selbst in wirtschaftliche Schieflage zu geraten? „ Stand heute brauchen wir keinen Rettungsschirm der Politik“, sagte Geschäftsführer Gülpen. „Wir haben die Kraft und Liquidität, diese Situation aushalten zu können“, ergänzte OB Roth. Es sollte nur nicht noch viel schlimmer werden.