Philip Feist, die vergangene Saison war sozusagen Ihr Durchbruch bei den Schwenninger Wild Wings mit neun Toren und acht Vorlagen. Müssen Sie sich selbst manchmal kneifen?
Philip Feist: Nein. Ich muss eher aufpassen, dass ich nicht zu kritisch mit mir selbst bin. Ich habe die Vorstellung, dass so viel mehr drin ist. Ich darf den Fokus nicht verlieren, muss weiter zielgerichtet arbeiten. Und ich muss ja meine Leistung auch erst einmal bestätigen. Zudem hält mich meine Familie auch ganz gepflegt am Boden (grinst).
2024/25 war Ihre zweite komplette Spielzeit in der Deutschen Eishockey Liga. Ein Jahr zuvor haben Sie sich in den Kader der Wild Wings gespielt und erklärten im Gespräch mit unserer Zeitung, im Sommer zuvor habe es „Klick“ gemacht. Hat es im letzten Jahr nun nochmal geklickt?
Philip Feist: Ich hatte mir endlich eine gewisse Basis aufgebaut und daran möchte man dann anknüpfen. Davor war quasi all die Jahre das große Bild falsch und inzwischen sind es eher die Kleinigkeiten, die ich verbessern kann und will. Es ist hier mal eine Bewegung in die falsche Richtung, da mal nicht an das System gehalten – es sind nicht mehr die großen Baustellen. Zudem geht es darum, sich auch an die Teamkollegen anzupassen. Dafür bekomme ich in der Mannschaft ganz viel Hilfe. Wenn man sich anschaut, was wir für Jungs im Team haben, hat man einfach riesigen Spaß. Dadurch wird vieles leichter, zumal ich ja auch schon in mein fünftes Jahr hier gehe.
Was lief denn vorher so grundfalsch?
Philip Feist: Ich würde sagen, es war Faulheit. Im Nachhinein merke ich, wie dumm das war. Anders kann ich es nicht sagen (lacht). Ich nenne mal ein Beispiel aus dem aktuellen Sommertraining auf dem Eis: Letzte Woche hatten wir keinen Torhüter da. In derselben Situation hätte ich vor drei Jahren die Scheibe einfach nur so ins Tor gehauen. Heute schieße gezielt auf das Tor. Ich habe angefangen, auch die Dinge außerhalb des Eises ernster zu nehmen. Ich habe mir tatsächlich letzte Woche alle meine Wechsel aus der letzten Saison auf Video angeschaut und mich oft aufgeregt. Immer wieder habe ich mir gedacht: Wie blöd war das denn, du könntest so viel mehr. Das möchte ich gerne ändern.
Inwiefern macht sich dieser Sinneswandel noch bemerkbar?
Philip Feist: Früher bin ich zum Beispiel in den Kraftraum, habe meine geforderten Übungen gemacht und bin dann sofort wieder gegangen. Heute mache ich auch mal zwei oder drei Sätze mehr und das macht einen Riesenunterschied.
Gab es einen Auslöser für diesen Wandel?
Philip Feist: Ich wollte von Anfang an in die DEL und nicht in die DEL2. Nach meinen ersten beiden Jahren hier, in denen ich ja vorwiegend in Freiburg gespielt habe, habe ich gespürt, dass es für die DEL reichen könnte. Dafür musste ich aber noch disziplinierter werden, noch viel mehr an den Kleinigkeiten arbeiten. Und irgendwann hat man dann Blut geleckt und will immer mehr. Man sieht die anderen Jungs wie Kyle Platzer oder Zach Senyshyn, wie die performen. Oder Alexander Karachun, der letzte Saison wieder fast 40 Punkte gemacht hat. Gerade „Kara“ ist nach wie vor ein Vorbild für mich. Der geht als Erster in den Kraftraum, als Letzter wieder raus und gibt immer Vollgas. Seine Einstellung ist überragend und er findet eine gute Balance. Da möchte ich auch hin.
Begegnen Sie diesen erfahreneren Kollegen mittlerweile trotzdem anders? Immerhin sind Sie inzwischen Stammspieler.
Philip Feist: Nein, ich profitiere ja insgesamt schon auch noch von der U23-Regelung. Sicherlich habe ich letzte Saison auch einiges richtig gemacht, was auch an der Reaktion des Trainers zu spüren ist. Natürlich habe ich auch die ein oder andere „Ansage“ von Steve Walker bekommen, aber er ist im Großen und Ganzen sehr positiv zu allen.
Wie viel Anteil an Ihrer Entwicklung hat denn Steve Walker?
Philip Feist: Einen riesigen. Er hat mich spielen lassen und mir das Vertrauen gegeben. Ehrlicherweise muss ich aber sagen, dass ich das zuvor zum Teil auch schon bekommen habe, es aber nicht genutzt habe. Ich war vielleicht vom Kopf her noch nicht so weit. Das absolute Vertrauen von Walker hat mir da sehr geholfen.
Sind Sie auch grundsätzlich ein anderer, selbstbewussterer Spieler geworden?
Philip Feist: Ich weiß nicht, eher nein. Der Vorteil hier ist, dass sich am Drumherum wenig ändert, man kennt sich aus. Auch im Team hat sich zuletzt wenig verändert. Es ist ein cooles Gefühl, wenn man jeden kennt und um einiges entspannter. Man muss sich den Respekt im Team ohnehin erarbeiten, aber hier ist es um einiges leichter. Jeder greift dir hier unter die Arme.
Ist das die Stärke des Teams?
Philip Feist: Es ist schon das familiäre. Wir sind hier nah beieinander. Es ist was anderes als in Köln oder München. Hier kommt man in die Halle und quatscht mit dem ein oder anderen, geht zusammen Essen. Rund um den Club ist man mit allen per Du. Auch in der Stadt kenne ich mittlerweile viele Leute, weiß an wen ich mich mit etwaigen Fragen oder Problemen wenden kann.
Was bedeutet Ihnen die Stadt inzwischen als gebürtiger Rheinländer?
Philip Feist: Es ist zur zweiten Heimat geworden. Besonders die Villinger Färberstraße, in der ich immer noch wohne (lacht).
Was erwarten Sie von der nächsten Saison?
Philip Feist: Wir wollen unsere Leistungen bestätigen und weiter nach oben schauen. Wir sind kein Abstiegskandidat mehr, wollen uns im Mittelfeld festsetzen. Die Erwartungen sind bei allen höher, aber wir sind auf dem richtigen Weg.