Wenn Felix etwas erzählt, versteht Mama Sina ihn immer. Oder Papa Sebastian, Schwester Leonie und all die anderen Familienmitglieder. Damit ihn irgendwann aber auch Fremde gut folgen können, braucht der Viereinhalbjährige Hilfe. Leicht gesagt. Denn seine Eltern suchen bislang vergeblich einen Logopädieplatz für den Jungen.
Der kleine Villinger hat das Down-Syndrom, das Sprechen lernen fällt ihm schwerer als vielen anderen Kindern. S, P oder K – Felix kämpft mit so manchem Buchstaben. „Er kann sie nicht aussprechen und muss sie üben“, erzählt Mutter Sina Elsner. „Wir als Familie verstehen ihn, aber er braucht natürlich auch einen gewissen Stand, um später in der Schule mitkommen zu können.“
Erst läuft alles gut – bis zum Eignungstest
Anfangs läuft in Sachen Sprachförderung bei Felix erst einmal alles glatt. Über die Frühförderstelle bekommt der Vierjährige die sogenannte „Komplexleistung“ – bestehend aus Physiotherapie, Heilpädagogik und eben Logopädie. „Das hat gut geklappt“, erzählt die Mutter. Nach einem erneuten Eignungstest fällt Felix jedoch zunächst aus dieser Förderung heraus. Für Familie Elsner beginnt die verzweifelte Suche nach einem Logopäden.
Mit folgendem Ergebnis: „Wir stehen in der ganzen Region auf der Warteliste“, erzählt Sina Elsner. Es seien zwar alle sehr freundlich gewesen, aber helfen konnte niemand. Obwohl der Hals-Nasen-Ohrenarzt schrieb, es sei „Gefahr im Verzug“. Obwohl Felix‘ Zahnärztin sagte, die Logopädie sei „dringend nötig“.
Die Wartezeiten in der Region sind lang
Wie schwierig es ist, in der Region einen Logopädie-Therapieplatz zu bekommen, bestätigt Christiane Sautter-Müller. Die Logopädin ist Inhaberin der Logo-Group/Logopädie im Dialog und Logopädie Obere Donau mit vier Standorten, unter anderem in Schwenningen und Trossingen. „Wir haben hier Wartezeiten von ein bis zwei Jahren“, berichtet sie.
Nur äußerst dringende, sprich lebensgefährliche Fälle – wenn Leute zum Beispiel nicht mehr schlucken können – werden sofort behandelt. Seit Kurzem gibt es die Infos zur Wartezeit auch sofort auf den Anrufbeantwortern der Praxen. Grund dafür: „Die Leute haben uns tatsächlich manchmal beschimpft“, erzählt Christiane Sautter-Müller.
Der Bedarf an Logopäden steigt weiter
„Unser Beruf gehört zu den sogenannten Engpassberufen“, erklärt auch Nikola Depel, Pressesprecherin des Deutschen Bundesverbands für Logopädie (DBL). 33.000 Logopäden und Sprachtherapeuten gibt es bundesweit.

Der Bedarf an ihrer Hilfe, so sagt Nikola Depel, steigt und steigt. So wurden 2023 im Vergleich zum Vorjahr fünf Prozent mehr Therapien von den Ärzten verschrieben, von Januar bis Juni 2024 gab es einen weiteren Anstieg um 2,9 Prozent.
Gründe für die langen Wartezeiten sind nach Angaben der Pressesprecherin zum einen der Fachkräftemangel, zum anderen aber auch die schlechten Rahmenbedingungen. Die Bezahlung, so Nikola Depel, liege unter dem europäischen Durchschnitt, auch die Bürokratie erschwere das Arbeitsleben eines Logopäden. Dies kann auch Christiane Sautter-Müller nur bestätigen. „Wir brauchen einen Bürokratieabbau, das schafft Kapazitäten“, fordert sie.
Hoffnung, aber keine Dauerlösung
Aber zurück zum vierjährigen Felix. Er hat inzwischen die Aussicht, zumindest zeitweise wieder die Komplexleistung in Anspruch nehmen zu dürfen. Um auf Dauer abgesichert zu sein, sind Sina und Sebastian Elsner weiterhin auf der Suche nach einer Logopädin oder einem Logopäden für den kleinen Jungen.
Das rät die Fachfrau den Eltern
Was rät Christiane Sautter-Müller in Fällen wie dem von Felix? „Es ist gut, ab und zu anzurufen und sich in Erinnerung zu bringen“, sagt sie. „Vielleicht hat gerade an dem Tag jemand abgesagt und der Termin ist noch nicht neu vergeben.“ Sehr wichtig sei auch, zeitlich flexibel zu sein. „Wir bieten inzwischen viele Zweier-Gruppen an, um die Kapazität zu erhöhen“, berichtet die Fachfrau. Dies müsse aber so vom Arzt verordnet werden. Grundsätzlich gebe es in den Praxen schon eine Auswahl, „wir schauen schon, was dringend ist und was nicht so“.
Familie Elsner wartet indessen sehnsüchtig darauf, bei einem Logopäden einen Therapieplatz zu bekommen. Bis dahin hat auch die jüngere Schwester Leonie eine wichtige Rolle. „Sie fordert ihn beim Sprechen schon ordentlich, Felix kann da gut mitlernen“, sagt Sina Elsner.