Die Bürgerinitiative „Nordzubringer Nein Danke“ hat mit Blick auf die Kommunalwahl jetzt fünf Fraktionen im Gemeinderat, FDP, Grüne, Freie Wählern, CDU und SPD, angeschrieben und um Stellungnahme zu fünf Themenschwerpunkten im Zusammenhang zum geplanten Weiterbau der B523, dem sogenannten Lückenschluss, gebeten.

Bei einem Treffen hochrangiger Politiker und Vertreter der IHK im Bundesministerium für Verkehr und Digitales haben jüngst alle Beteiligten noch einmal die Notwendigkeit des Lückenschlusses bekräftigt.

Die Mitglieder der Initiative sind der Meinung, dass der geplante Weiterbau viele Belange der Stadt betreffen würde und bezweifeln, ob er tatsächlich die bisher gerühmten Vorteile bringe, oder ob die Nachteile doch überwiegen. Dies müsse sorgfältig geprüft werden, bevor der Gemeinderat endgültig entscheidet, schreibt die Bürgerinitiative in einer Pressemitteilung.

Peter Sachse, einer der Sprecher der Bürgerinitiative Nordzubringer Nein Danke führt aus, warum die Interessengemeinschaft (IG) ...
Peter Sachse, einer der Sprecher der Bürgerinitiative Nordzubringer Nein Danke führt aus, warum die Interessengemeinschaft (IG) Lückenschluss seiner Meinung nach die falschen Argumente hat. Bild: Cornelia Putschbach | Bild: Cornelia Putschbach

Innerstädtische Entlastung

Laut Gutachten der Firma Rapp, das im Herbst 2023 im Gemeinderat Villingen-Schwenningen vorgestellt wurde, trage der geplante Weiterbau der B523 praktisch nicht zur Lösung innerstädtischer Verkehrsprobleme bei.

Wörtlich heiße es in dem Gutachten: „Die Mehrheit des auf den innerstädtischen Straßen fahrenden Verkehrs ist hausgemachter Verkehr; der Anteil des Durchgangsverkehrs ist sehr gering und beschränkt sich auf das höherrangige Straßennetz“.

Der Weiterbau der B523 würde also nicht die versprochenen Entlastungen bringen, sondern laut Gutachten der Firma Rapp im Gegenteil an anderen Stellen zu Mehrbelastungen führen, zum Beispiel auf Peterzeller Straße (durch das Kurgebiet), auf der B33 westlich der Vockenhauser Straße und auf der Dauchinger Straße.
Ziel des Regierungspräsidiums Freiburg sei es, eine überregionale Verbindung von der A5 zur A81 zu schaffen, so die Initiative in ihrer Pressemitteilung.

Die Firma Rapp rechnet im Jahr 2040 nach dem Bau am Beginn der B523 beim Mönchsee mit 12.000 Fahrzeugen pro Tag. Davon kommen allerdings nur 5.480 Fahrzeuge auf der B33 aus Richtung St. Georgen und der A5, das sind 46 Prozent. Die restlichen 54 Prozent, 6.520 Fahrzeuge, kommen aus dem Kurgebiet, von der B33 aus Richtung Villingen und durch Mönchweiler. Auf der A81 erscheinen laut Gutachten Rapp in Richtung Stuttgart 1.690, in Richtung Konstanz 1.090 Fahrzeuge pro Tag von der dann neu gebauten B523.

54 Prozent dieser Fahrzeuge kommen nicht aus Richtung St. Georgen, schreibt die Bürgerinitiative. Rechnet man mit diesem Prozentsatz der Gutachterfirma, kommen auf die A81 772 Fahrzeuge pro Tag in Richtung Stuttgart und 498 in Richtung Singen.

Der überregionale Verkehr, für den diese Straße gebaut werden soll, belaufe sich folglich auf lediglich 1.270 Fahrzeuge am Tag. Diese geringen Zahlen rechtfertigten Ausgaben von bis zu 100 Millionen Euro keinesfalls. Die angeführten Zahlen gelten gemäß der Systematik der Firma Rapp summiert für die Fahrten in beide Richtungen.

Das ist die Kurzfassung der Antworten der befragten Fraktionen:

Kosten und Umwelt

Zusätzlich zu den unverhältnismäßig hohen Kosten würden durch diesen Straßenbau ökologisch wertvolle Gebiete im Naherholungsgebiet für 7.000 Einwohner im Wohngebiet Haslach-Wöschhalde zerstört. Zudem würden Klima und Umwelt durch Flächenverbrauch und Versiegelung unverhältnismäßig belastet, die Anwohner wären einer hohen Lärmbelastung und CO₂-Emissionen ausgesetzt, so die Bürgerinititative.

Man sollte im Zeitalter von Klimakatastrophen alles dafür tun, den Kindern und Enkeln eine lebenswerte Umwelt zu übergeben, heißt es in der Pressemitteilung.

Das könnte Sie auch interessieren

Maßnahmen zur Verbesserung der innerstädtischen Verkehrsprobleme

Ein Weiterbau der B523 bringe also wenig Entlastung innerstädtischer Straßen. Folglich sei es die Aufgabe der Stadt, eine Entlastung selbst in die Hand zu nehmen, zum Beispiel durch einen mehrspurigen Ausbau des Nordrings, durch Kreisverkehre im Bereich Wieselsbergstraße und Außenring.

Zudem könne die innerstädtische Verkehrssituation verbessert werden durch einen systematischen Ausbau des ÖPNV, des Kombiverkehrs (Straße und Schiene) und der Radwege, heißt es in der Mitteilung abschließend.