Sie starteten gut in das neue Schuljahr: die VS-Bildungsstätten, deren Schulleiter wir befragten. Die Akzeptanz der Corona-Regeln ist hoch, froh sind Eltern, Schüler und Lehrer gleichermaßen, dass der Präsenz-Unterricht in den Gebäuden wieder aufgenommen werden konnte. Aber: Ob es so bleibt, weiß derzeit keiner. Die Beteiligten erwarten gespannt den Herbst, wenn Erkältungskrankheiten zirkulieren, aber auch die Zahl der Corona-Infektionen in die Höhe schießen könnte. Schulschließungen werden derzeit zwar ausgeschlossen, doch möglicherweise müssen einzelne Klassen oder Stufen in Quarantäne.

Jochen von der Hardt, Gymnasium am Romäusring:

„Es läuft gut“, berichtet von der Hardt. Nur ganz wenige von rund 800 Schülern seien in Quarantäne, weil deren Ferienregionen zu Risikogebieten erklärt wurden. Bei den Lehrern sind alle an Bord, darüber ist der Schulleiter „sehr dankbar“. Die Maskenpflicht werde auf auf den Gängen und im Hof eingehalten, auch wenn es zum Teil lästig sei, gerade auch für die Handwerker, die aktuell Haus seien. „Doch alle halten sich daran.“ Musikunterricht, selbst Singen, sei in der Aula mit viel Abstand, der inzwischen sogar mit 2,5 Meter größer als gefordert sei, möglich. Sorgen bereitet von der Hardt wie den anderen Schulleitern auch – der Herbst. „Wahnsinnig viele Schüler radeln derzeit“, berichtet er.

In der gesamten Bickebergschule sind in den Gängen die verschiedenen Laufrichtungen mit Pfeilen markiert. So wissen Schüler und Lehrer ...
In der gesamten Bickebergschule sind in den Gängen die verschiedenen Laufrichtungen mit Pfeilen markiert. So wissen Schüler und Lehrer wo es langgeht. | Bild: Hahne, Jochen

Im November, spätestens wenn es kalt werde, sei dies vorbei. Dann befürchtet nicht nur er, dass sich zu viele in den Bussen drängeln. Eine Lösung muss die Stadtverwaltung finden, da sie Schulträgerin ist. Schwierigkeiten bereitet auch das alte Hauptgebäude und deren Fenster. Inzwischen könne so viele Flügel geöffnet werden, dass alle halbe Stunde ein Stoßlüften möglich sei.

Doch wenn eisige Temperaturen herrschen, sei das nicht mehr optimal. Möglicherweise gebe es bald technische Lösungen, beispielsweise Lüftungsgeräte. Derzeit gebe es auch keinen Pächter in der Cafeteria, was zur Folge hat, dass mit Einverständnis der Eltern über Mittag mehr Kinder in der Stadt unterwegs seien. Hier schlägt von der Hardt vor, öfters mal von daheim ein „dickes Vesper“ mitzunehmen.

Nähe mit Mund-Nasen-Bedeckung: In der Pause an der frischen Luft herrscht bei den Bickeberg-Schülerinnen gute Laune trotz vieler ...
Nähe mit Mund-Nasen-Bedeckung: In der Pause an der frischen Luft herrscht bei den Bickeberg-Schülerinnen gute Laune trotz vieler schwierigen Umstände. | Bild: Hahne, Jochen

Alexander Hermann, Bickebergschule:

„Sehr gut“ startete die große Villinger Gemeinschaftsschule. Maskenpflicht auf Gängen und im Schulhof herrscht erst ab Klasse fünf, weil es im Gebäude aber eng zugehe, tragen dort alle Schüler einen Mund- und Nasenschutz. Auf dem Schulhof halten sich die Erst- bis Viertklässler ohne Maske in einem eigenen Bereich auf. Es herrsche eine große Disziplin, Hermann stellt fest, dass alle froh seien, wieder an die Schule zu dürfen. Nur ganz wenige vorsorgliche Quarantänefälle der Urlaubsheimkehrer zählt die Schule mit ihrem großen Migrationsanteil.

Alexander Hermann
Alexander Hermann | Bild: Hauser, Gerhard

Das liege daran, dass Familien zum Teil auf die sechswöchige Fahrt in die Heimat verzichtet hätten oder früher zurückgekommen seien. Auch Hermann schaut mit Bangen auf die nächsten Monate. Bei einer Corona-Infektion müsste er im Fall des Falles gleich die betroffene Stufe – drei Klassen und bis zu zehn Lehrer – in Quarantäne schicken. Der Grund: klassenübergreifender Unterricht zum Beispiel in Sport und Religion. Sollte es in einigen Fällen dann doch wieder zum Fernunterricht kommen, macht Hermann darauf aufmerksam, dass nicht nur ausreichend digitale Engeräte zur Verfügung stehen müssten, sondern auch beispielsweise W-Lan.

Thomas Schultis, Karl-Brachat-Realschule

Schultis ist ebenfalls mit dem Schulbeginn zufrieden, Herausforderungen sieht er in den nächsten Wochen auf die Realschule zukommen. Auch er denkt darüber nach, wie mit dem Lüften bei Minusgraden umzugehen ist. So hat er der Stadtverwaltung vorgeschlagen, Kohlendioxid-Melder anzuschaffen, um gerade in der kalten Jahreszeit das Lüften besser regulieren zu können.

Thomas Schultis
Thomas Schultis | Bild: unbekannt

Außerdem kann er Unterrichtsausfall nicht ausschließen, der nicht einmal direkt mit einer möglichen Corona-Infektion an der Schule zusammenhängen muss. Bleiben bei einem Anstieg von Erkältungskrankheiten zum Beispiel Lehrerkinder, die einen Kindergarten besuchen, zuhause, hat dies Auswirkungen auf die Arbeit der Pädagogen.

Zoran Josipovic, Deutenberg-Gymnasium

Gelungen sieht auch Zoran Josipovic den Start an der Schwenninger Bildungsstätte an. Die Voraussetzungen seien „sehr gut“, freut er sich. Durch die sehr breiten Gänge in dem eben erst sanierten denkmalgeschützten Gebäude konnten großzügige Einbahnregelungen umgesetzt werden, auch die Abstandsregeln werden problemlos eingehalten. Sollte es zu einer Quarantäneanordnung kommen, wäre es möglich, dass Lehrer, die nicht der Quarantäne unterliegen, den Unterricht über die internetfähigen Tafeln direkt aus der Schule streamen.

Zoran Josipovic
Zoran Josipovic | Bild: Fröhlich, Jens

Zudem besitzt das Gymnasium eine Lüftungsanlage, mit der das Stoßlüften unterstützt wird. Die Akzeptanz der Regeln sei sehr hoch, weil jeder damit sicherstellen könne, wieder die Schule besuchen zu können.

So hilft die Stadt den Schulen:

Notebooks und Tablets: Bereits vor der Corona-Pandemie hat die Bundesregierung den Digitalpakt ins Leben gerufen. Die Stadt Villingen-Schwenningen erhält für die 24 städtischen Schulen eine Fördersumme in Höhe von etwa 668 000 Euro, stellt Sprecherin Madlen Falke fest. Gefördert werde die Anschaffung mobiler Endgeräte wie beispielsweise Notebooks und Tablets. Für die Primarstufe werden Tablets angeschafft, da diese für das spielerische und mobile Lernen für Grundschüler geeignet sind. Für die weiterführenden Schulen seien es Notebooks, da diese ein breites Spektrum an Programmen verfügen und den Schülern eine, an das zukünftige Arbeitsleben angelehnte Arbeitsumgebung bieten. Mit den zur Verfügung stehenden Fördermitteln können für die städtischen Schulen insgesamt 576 Tablets und 426 Notebooks angeschafft werden. Die Geräte seien bereits bestellt. Ob allerdings im Fall einer Quarantäne die Geräte in den nächsten Monaten bereits einsatzbereit sind, ist noch offen. Sie müssen zunächst in ein pädagogische Netz eingebunden werden. Anschließend sollen die mobilen Endgeräte den Schülern als vorübergehende Leihgabe zur Verfügung gestellt werden.

Die Busse: Derzeit fragt die Stadtverwaltung die Schulleitungen ab, ob ab Herbst der Schulbeginn an den einzelnen Bildungsstätten zeitlich entzerrt werden kann, erklärt Madlen Falke. Sollte dies möglich sein, müssten die Busse nicht so stark frequentiert, die Abstände könnten besser eingehalten werden.