Am Montag zogen erneut so genannte Spaziergänger durch die Villinger Innenstadt, um ihren Widerstand gegen die staatlich verhängten Corona-Maßnahmen zu signalisieren. Der erneut ungenehmigte Aufmarsch fand aber dieses Mal ein peitschendes Echo von ungewohnter Seite.

An die 30 Trieber aus den Reihen der Butzeselgruppen der Historischen Narrozunft hatten das traditionelle Einpfitzen nicht ganz zufällig auf den Montagabend in die Villinger Innenstadt verlegt und ließen kräftig ihre Geißeln schnalzen.

Die Stachis pfitzen lautstark Video: Stadler, Eberhard

Die Botschaft war klar: Ein unüberhörbares Zeichen des Protests und Unwillens, daran ließen die Narren keinen Zweifel, gegen die Präsenz der unangemeldeten und zumeist ohne Mund- und Nasenschutz auftretenden Demonstranten.

Aktion nach Rottweiler Vorbild

Damit scheint das Vorbild der Rottweiler Narren, die ihren Unmut gegen die Aufmärsche der Corona-Demonstranten als erstes mit lautem Peitschenknallen bekundet haben, weiter Schule zu machen.

Die Einpfitzer in Villingen, sie ließen es auf dem Münsterplatz, am Riettor und auf dem Marktplatz im Stadtzentrum zwei Stunden lang kräftig „klepfen“ und wurden damit zum anhaltenden akustischen Störfaktor für den Protestzug, dem sie auch mehrfach in die Quere kamen.

Weiteres Montagspfitzen denkbar

Und die Teilnehmer, allesamt mit FFP“-Masken unterwegs, ließen durchblicken, dass man möglicherweise weitere Montagabende nutzen werde, um das traditionelle „Pfitzen“ für die Fastnacht zu üben.

Zugleich betonten angesprochen Personen, dass dies keine Aktion der Historischen Narrozunft Villingen sei, sondern eine Privatinitiative aus den Reihen der Butzeselgruppe. Ganz nach dem Motto: Vor der Fasnet darf jeder pfitzen, wo und wann er will.

Das sagt der Zunftmeister

Anselm Säger, der Vorsitzende und Zunftmeister der Historischen Narrozunft, erklärte dazu gestern auf Nachfrage: „Diese Aktion hat mit der Narrorzunft als Verein nichts zu tun.“ Das Pfitzen sei „eine private Aktion eines wild zusammengewürfelten Haufens aus den Butzeselgruppen.“

Dass aus diesen Kreisen vor der Fastnacht friedlich gepfitzt werde, sei nicht zu beanstanden, erklärte Säger. Narrenfreiheit eben. Die Historische Narrozunft und ihr Vorstand, so verdeutlichte er, mischten sich selbst aber in keiner Weise in die Auseinandersetzungen um die Corona-Politik ein und verhalte sich neutral. Zu sehr sei dieses Thema geeignet, die Menschen zu polarisieren.

Der Protestzug selbst, der von zahlreichen Polizeikräften begleitet wurde, verlief nach Polizeiangaben ohne größere Vorkommnisse.

Rund 550 Teilnehmer unterwegs

Die Polizei schätzte die Anzahl der Demonstranten, die im Schneetreiben durch mehrere Straßen der Innenstadt zogen, auf rund 550 Personen. In drei Aufrufen wurden die Teilnehmer ermahnt, die Regeln der Allgemeinverfügung des Landratsamtes einzuhalten, nach der bei größeren Ansammlungen ein Mundnasenschutz getragen werden müsse.

„Es gab zwölf Anzeigen gegen Teilnehmer wegen nicht getragener Masken“, berichtete Polizeisprecher Jörg Kluge. Fünf weitere Personen seien wegen „Personalienverweigerung“ angezeigt worden, zwölf Protestierer bekamen einen Platzverweis.