Was in Berlin für Schnappatmung sorgt, wird andernorts tief in der Provinz, sprich in Obereschach, völlig entspannt, gar freudig erwartet. Regenbogenfarben.
Diese auf Fahnen gedruckten Farben stehen insbesondere für Vielfalt, Toleranz, den Stolz und die Gleichberechtigung von Menschen unterschiedlicher sexueller Orientierungen. Und diese Flaggen sorgten in letzter Zeit zumindest in der Bundespolitik für Unmut und führten dazu, dass sich Politiker verschiedenster Couleur in die Haare kamen.
Selbst die Bundestagspräsidentin erteilte Regenbogenfahnen, sonst traditionell immer wieder gehisst am Bundestag, eine fast generelle Abfuhr. Und auch der Bundeskanzler gab zu bedenken, dass das ehrwürdige höchste Haus ja kein Zirkuszelt sei.
Was ist da in Obereschach los?
Und was machen die Obereschacher? Sie feiern ihre ganz eigenen Regenbögen, die derzeit in Form von riesigen Rollen mit verschiedenfarbigen Glasfaserkabeln allüberall in der gesperrten Augenmoosstraße zu sehen sind.
Viele bunte Kabel
Es sind zwar keine Fahnen, nicht einmal politische Statements. Aber die roten, gelben, grünen, schwarzen und sonstigen Kabel, welche seit April in Obereschach in insgesamt elf Kilometer Kabelgräben verlegt wurden und noch werden, verbinden Menschen, bringen Leute unterschiedlichster Gesinnung und Orientierung zusammen und sorgen für eine bessere Kommunikation.

Zumindest kann das als Zeichen der Hoffnung gelesen werden in Zeiten von sozialen Netzwerken, die zunehmend asozial werden.
Am deutlichsten ist das farbige Miteinander, das in der Bundeshauptstadt für solche Erregung und Aufregung sorgt, direkt vor dem Kindergarten Obereschach zu bewundern.
Wie ein Regenbogen
Da kommen die einzelnen Kabelstränge einem Regenbogen gleich aus einem Kabelschacht. Drüber am Laternenpfahl ist auf einem kleinen Schildchen allerdings ein scheinbar davonrennendes Männlein zu sehen. Man könnte meinen, es ist ein Aufruf zur Flucht, doch weit gefehlt. Es ist tatsächlich einfach ein Hinweis, wo es hier in der Augenmoosstraße zum Tennisplatz geht.