Eine frische, duftende Pizza ordern und nach ein paar Minuten genießen können – dieses Angebot macht beispielsweise so mancher Döner-Imbiss schon länger. Aber nicht zu jeder Tages- und Nachtzeit, rund um die Uhr – und einfach auf Knopfdruck per Selbstbedienung.
Doch in Schwenningen gibt es diesen Genuss nun seit kurzem. In der Schramberger Straße steht jetzt ein Pizzaautomat – der erste seiner Art in der gesamten Region.
Mut und Gründergeist
Hinter dem auffälligen Automaten steckt eine mindestens ebenso ungewöhnliche Geschichte. Sie handelt von Mut und Gründergeist und beginnt mit einem jungen Mann aus Deißlingen und einem Urlaub in Frankreich.
Samuele Catanzariti, heute 23 Jahre alt, im Hauptberuf Industriemechaniker und bekennender Pizza-Liebhaber, sieht die Genussmaschinen im Nachbarland an nahezu jeder Straßenecke.
Jedoch: Die Pizza daraus schmeckt ihm nicht, erinnert ihn eher an ein Fertigprodukt aus dem heimischen Backofen.
Aus dem Kopf gehen ihm die Pizza und ihre außergewöhnliche Zubereitung dennoch nicht mehr. „Mein Ziel war, es besser zu machen“, erzählt Samuele Catanzariti. Gedacht, getan.
Er sucht einen Automaten, in dem auch frische Pizzen eingelagert werden können. Schaut sich überall nach dem geeigneten Standort um. Mietet in Trossingen eine Küche an und tüftelt am perfekten Teig. Bastelt an der 65.000 Euro teuren Maschine, die er sich inzwischen mit Hilfe eines Bankdarlehens angeschafft hat, an der idealen Einstellung von Temperatur und Backzeit.
So funktioniert der Pizza-Genuss
Das Ergebnis all dieser Mühen kann jetzt jeder in Schwenningen kosten. Wie das funktioniert? Auf dem Touchscreen kann der oder die Hungrige unter acht Pizzen wählen. Von Margherita über Quattro Fromaggi bis hin zu Grillgemüse reicht die Auswahl.
Zwei Pizzen kann der Automat gleichzeitig backen.
Ist die Leckerei erst einmal per Bankkarte bezahlt, beginnt tief in dem Koloss ein leises Surren.

Im Inneren des Automaten wird die auserkorene Variante in diesem Moment aus dem Kühlbereich, in dem insgesamt 96 frische Pizzen lagern können, in Richtung Ofen transportiert.
Der heizt in Rekordgeschwindigkeit auf 400 Grad Celsius auf. Vier Minuten dauert es ab jetzt bis zum Genuss, erfährt der Kunde unterdessen vorn am Touchscreen.

Der Kühlraum wird täglich frisch mit den selbst zubereiteten Pizzen gefüllt, erklärt Samuele Catanzariti. 48 Stunden dürfen sie hier höchstens lagern. Um dies sicherzustellen, ist jeder Karton mit einem QR-Code versehen, den die Maschine ausliest.
„Es hat aber bis jetzt noch keine Pizza geschafft, tatsächlich 48 Stunden drinzubleiben“, erzählt Catanzariti und lacht.
Am Automaten sorgt inzwischen ein Dufthauch von Italien für richtig Appetit, als der flache Karton beinahe lautlos durch den schmalen Schlitz gleitet. Die Pizza Schinken, die nun zum Vorschein kommt, ist heiß, dampft, zischt und riecht gut.
Lecker, findet Kunde Lennart Bölch, der den Automaten zum ersten Mal testet. „Ich habe mich sehr gefreut, als ich ihn hier gesehen habe“, sagt er. Bölch arbeitet im nahegelegenen Hospiz. Auch seine Kollegen hat er schon auf den Automaten aufmerksam gemacht. „Für uns ist das sehr praktisch, eine große Bereicherung.“
Ohnehin hat der Pizzaautomat schon viele Kunden angelockt, freut sich Samuele Catanzariti. Sie kommen von der Dualen Hochschule, aus dem Studenwohnheim, aus dem Neubaugebiet.
Und es sind beileibe nicht nur junge Menschen darunter: „Der älteste Kunde, den ich dort gesehen habe, war ungefähr 90 Jahr alt“, erzählt der stolze Automaten-Besitzer.
Nachts kommt der große Ansturm
Vor allem nachts, ab 22.30 Uhr, sei der Ansturm am größten. Schon so manches Mal wurde der bunte Blechkamerad zu später Stunde leergekauft.
Doch Moment, was ist eigentlich der Favorit der Pizza-Kunden? Diese Wahl ist nicht so ungewöhnlich. „Die Pizza Salami“, weiß Samuele Catanzariti.