Die Tauben sind raus aus dem Haus, ziehen bald wieder Menschen ein? Zu tun gäbe es dort allerdings jede Menge. Schätzungsweise zwei, drei Jahrzehnte lang gammelte das Gebäude Färberstraße 12 in zentraler Innenstadtlage unbewohnt vor sich hin.
Bröckelnde Fassade, verrammelte Fensterfronten, lockere Dachziegel und kaputte Scheiben: Das Wohnhaus der Ecke von Färber- und Brunnenstraße verfällt zunehmend. Unter dem Dach nisteten bis vor kurzem hunderte von Tauben. Die Menschen sprachen von einem „Schandfleck im Städtle“. Inzwischen gibt es zumindest ein paar Anzeichen, dass sich dies ändern könnte.
Ein Ende des Dornröschenschlafs?
Ist der neue Hauseigentümer, der das markante Eckhaus an der Kreuzung von Färber- und Brunnenstraße vor rund fünf Jahren gekauft hat, der rettende Prinz, der das Wohnhaus wieder aus dem Dornröschenschlaf weckt? Darauf hoffen viele Bürger und Anwohner, aber auch die Stadtverwaltung.

Eine öffentliche Erklärung des Eigentümers liegt bislang nicht vor. Die Mitglieder der Stadttaubenhilfe Villingen-Schwenningen glauben aber, mehr zu wissen. Sie haben, wie berichtet, in den vergangenen Wochen über 500 Tauben, die sich unter dem Dach eingenistet haben, eingefangen und in den neuen städtischen Taubenschlag beim oberen Tor umgesiedelt.
Angeblich Kernsanierung geplant
Der Eigentümer des Gebäudes, so berichtete Thorsten Kuchenbecker von der Stadttaubenhilfe, habe angekündigt, dass er das Haus kernsanieren und neue Wohnungen schaffen werde. Er sei autorisiert, diese Aussage des Eigentümers weiterzugeben, sagte der Tierschützer zum SÜDKURIER.
Die Sanierung habe sich dem Eigentümer zufolge ein weiteres Mal verzögert, weil die Stadt die erste Planung abgelehnt habe. Knackpunkt soll der Bau neuer Dachgauben gewesen sein.
Doch jetzt gebe es eine neue Planung. Sollte diese genehmigungsfähig sein, soll zunächst der Dachstuhl und im zweiten Schritt die Fassade saniert werden. Dann werde das Gebäude entkernt und neue Mietwohnungen geschaffen. Der Eigentümer lässt über Kuchenbecker wissen, dass die Sanierung schon sehr zeitnah erfolgen solle.
Zu überprüfen waren diese Aussagen aus zweiter Hand nicht, da der betreffende Eigentümer bislang nicht bekannt und öffentlich nicht in Erscheinung getreten ist.
Stadt hält sich bedeckt
Die Stadtverwaltung als amtlicher Akteur hält sich mit einer Bewertung noch auffällig zurück. Denn sie liegt schon seit 2022 mit dem Hauseigentümer im Rechtsstreit.
Am 6. Oktober 2022 haben die zuständigen Ämter mit dem Argument der Baufälligkeit und der Sicherheitsrisiken harte Bandagen angelegt und den Abbruch des Gebäudes verfügt. Letztlich war dies ein Versuch, den Eigentümer zu bewegen, diesen baulichen Missstand in zentraler Innenstadtlage endlich zu beseitigen.

Das Regierungspräsidium Freiburg hat nach Widerspruch des Eigentümers die Abrissverfügung der Stadt im weiteren Verlauf sogar bestätigt. Doch der Sofortvollzug des Abbruchs, wie ihn die Stadt gerne exekutieren wollte, kam für die Behörde nicht infrage.
Genehmigungsfähige Pläne fehlen noch
Seither schwelt das baurechtliche Verfahren zwischen Stadt und Hauseigentümer weiter. Rathaussprecherin Madlen Falke stellt dazu fest: „Das Verfahren ist nicht beigelegt. Die Baurechtsbehörde wartet weiterhin auf vollständige genehmigungsfähige Antragsunterlagen.“
Diese lägen aber bis dato nicht vor. Auf Ankündigungen und Versprechen will die Stadt offenbar nichts geben, die Ämter wartet auf handfeste Planungsunterlagen. „Mit dem vollständigen Antrag wäre der erste Schritt getan“, betont Falke. Und fügt hinzu: „Entscheidend wird dann aber der tatsächliche Baustart mit einem fortlaufenden Umbau sein.“