Die Aufnahme von Flüchtlingen bleibt eine logistische und finanzielle Herausforderung für die Kommunen. Für zwei Millionen Euro baut die Stadt Villingen-Schwenningen derzeit am Ende der Bussardstraße ein Gebäude als sogenannte Anschlussunterbringung, in der 81 Ukrainerinnen und Ukrainer untergebracht werden.

Gebaut wird in Modulform – eine andere Bezeichnung für eine Containerlösung. Zum 1. Juli soll das zweistöckige Gebäude aus Fertigkomponenten bezogen werden.

Gründe für das Neubauprojekt

Notwendig geworden ist das Projekt aus zwei Gründen: Zunächst steht das ehemalige Heilig-Geist-Spital nur noch begrenzte Zeit als Anschlussunterkunft zur Verfügung. Zum anderen wird von der Stadt verlangt, mehr ukrainische Kriegsflüchtlinge aufzunehmen.

So legt die so genannte Aufnahmeverpflichtung fest, dass die Stadt Wohnraum für weitere 166 Menschen aus dem kriegsgebeutelten Land Wohnraum bereitstellen muss.

Die Mitglieder des Ausschusses für Jugend, Bildung und Soziales machten sich am Mittwoch, 21. Mai, vor Ort ein Bild vom Fortschritt der Arbeiten. Auch die Bevölkerung hat demnächst die Gelegenheit, sich über das Projekt zu informieren, denn die Stadt will einen Tag der offenen Tür anbieten. So besteht die Hoffnung, dass es zwischen der Einwohnerschaft im Gebiet Steppach und den Flüchtlingen eine friedliches Miteinander gibt.

Das Containerdorf hatte durchaus auch Kritik auf sich gezogen. Anwohner im Wohngebiet protestieren gegen den Bau – allerdings erfolglos. Sie befürchteten Lärm, erhöhtes Verkehrsaufkommen und die Wertminderung eigener Immobilien. Zudem störten sie sich am Abstand der Anschlussunterkunft zur Nachbarbebauung. Im Spätsommer 2024 lag dann aber die Baugenehmigung vor, so dass mit den Arbeiten begonnen werden konnte.

In der Diskussion im Ausschuss begrüßten alle Fraktionen die Lösung und die Baufortschritte. Auf Anfrage der CDU-Gemeinderätin Katharina Hirt versicherte Oberbürgermeister Jürgen Roth, dass die Unterbringungsmöglichkeit im früheren Heilig-Geist-Spital noch eine Weile bestehen bleibe.

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Ulrike Heggen (Freie Wähler) hofft darauf, dass die Integration am neuen Standort funktioniert. Martin Rothweiler (AfD) warnte allerdings davor, die angedachten Möglichkeiten zur Erweiterung der Anschlussunterkunft in Steppach zu realisieren. Er sprach sich für möglichst viele verschiedene Standorte im Stadtgebiet aus.

Martin Rothweiler (AfD) sprach sich dagegen aus, im Gebiet Steppach weiteren Wohnraum für die Anschlussunterbringung zu schaffen – ...
Martin Rothweiler (AfD) sprach sich dagegen aus, im Gebiet Steppach weiteren Wohnraum für die Anschlussunterbringung zu schaffen – besser seien möglichst viele verschiedene Standorte in der Stadt. | Bild: Gudrun Eckert

Begegnungsfest vorgeschlagen

SPD-Gemeinderat Nicola Schurr kritisierte mit Blick auf das Projekt: „Ein sicherer Hafen sieht anders aus“, womit er auf das Bündnis anspielte, in dem Villingen-Schwenningen Mitglied ist – eine Mitgliedschaft, die von der CDU-Fraktion erst jüngst in Frage gestellt worden war. Schurr regte an, einige Zeit nach dem angekündigten Tag der offenen Tür auch ein Begegnungsfest in der Bussardstraße anzubieten, um Schwellenängste abzubauen.

Nicola Schurr (SPD) regte ein Begegnungsfest im Wohngebiet Steppach an.
Nicola Schurr (SPD) regte ein Begegnungsfest im Wohngebiet Steppach an. | Bild: Hans-Jürgen Götz

Was Kreis und Stadt tun müssen

Die Verteilung der Flüchtlinge und Asylbewerber folgt einer bestimmten Logik: Der Landkreis hat dafür zu sorgen, dass die eintreffenden Menschen zunächst in einer Sammelunterkunft unterkommen.

Ihr Aufenthalt dort ist aber zeitlich begrenzt, so dass sie danach eine Anschlussunterkunft wechseln – für die dann die einzelnen Städte und Gemeinden zuständig sind. Die Regularien legen fest, dass ukrainische Flüchtlinge höchstens ein halbes Jahr in der Sammelunterkunft bleiben dürfen.

Die Aufgabe, die Menschen in die Stadtgesellschaft zu integrieren, ist wiederum Aufgabe der Städte und Gemeinden. So entsteht in Villingen-Schwenningen derzeit die Situation, dass die Stadt Teile des alten Heilig-Geist-Spitals vom Landkreis angemietet hat, um ihrer Verpflichtung bei der Anschlussunterbringung gerecht zu werden.

Anschlussunterbringung schwierig

Nun war der ursprüngliche Gedanke der Anschlussunterbringung, dass sich die Menschen – unterstützt von den Behörden – auf dem freien Wohnungsmarkt nach einer neuen Bleibe umsehen.

Doch die Realitäten vor Ort sind andere: Gerade in den größeren Städten und auch in Villingen-Schwenningen ist Wohnraum rar, so dass sich die Wohnsituation in der Erstaufnahme und in der Anschlussunterbringung oft kaum mehr unterscheiden.