Vertrauen ist gut, Kontrolle jedoch deutlich besser – der Wahrheitsgehalt dieses Sprichworts zeigt sich derzeit offenbar bei der neuen Fahrradstraße in der Schwenninger Bert-Brecht-Straße.
Anwohner Johannes Maier fordert hier verstärkte Kontrollgänge von Seiten der Stadtverwaltung. Der Grund: Die Straße entwickle sich momentan immer mehr zu einer Durchfahrts- und zur günstigen Parkstraße für Auswärtige.
„Ich sehe das eigentlich positiv“, schickt Johannes Maier voraus. „Das“ ist der Status als Fahrradstraße, den die Bert-Brecht-Straße seit einigen Monaten hat. Seitdem ist die Route offiziell nur noch für Biker geöffnet, mit dem Auto dürfen nur noch Anlieger hineinfahren. Die Geschwindigkeit ist auf 30 Stundenkilometer beschränkt. Und: Sie ist Vorfahrtsstraße.

Eben diese Tatsache sorgt nun nach Auskunft von Anwohner Maier dafür, dass immer mehr Autofahrer die Route als Durchfahrstraße ohne nervige Rechts-vor-links-Stopps entdeckt haben. „Seit man gemerkt hat, dass es sich um eine Vorfahrtsstraße handelt, wird sehr zügig durchgefahren“, ärgert sich der Schwenninger über den Status-quo.
Freie Fahrt für Autofahrer in Eile?
Die Strecke wird vor allem morgens und zur Mittagszeit nach Schulschluss von hunderten von Schülern auf dem Weg zum Schulzentrum Schwenningen genutzt. Ansonsten jedoch sei sie weitgehend leergefegt – freie Fahrt also für Autofahrer, die es eilig haben. Der Anlieger befürchtet deswegen gefährliche Situationen für die Radler.
Johannes Maier kritisiert zudem, dass die Fahrradstraße verstärkt zum Parken genutzt werde. „Leute, die in die Stadt gehen, lassen ihr Auto hier“, sagt er. Auch Anhänger, Laster oder Busse würden an den Seiten der Fahrradstraße abgestellt, beschreibt der Anwohner.
„Außer damit anzugeben, eine Fahrradstraße eingerichtet zu haben, geschieht aber nicht viel.“Johannes Maier, Anwohner
Maier fordert nun ein Eingreifen der Stadtverwaltung. „Wenn man solche Vorschriften einführt, sollte man zumindest ansatzweise dafür sorgen, dass sie auch eingehalten werden“, ärgert er sich.
Schon in der Bürgerversammlung vor dem Bau der Fahrradstraße habe er seine derartigen Bedenken vorgetragen – diese seien aber mit den Worten, es werde schließlich überwacht, abgetan worden. „Außer damit anzugeben, eine Fahrradstraße eingerichtet zu haben, geschieht aber nicht viel“, kritisiert der Schwenninger.
Die Stadt jedoch will den Schwarzen Peter zumindest teilweise weitergeben. „Die Kontrollen des fließenden Verkehrs liegen in der Zuständigkeit der Landespolizei“, so Pressesprecherin Madlen Falke. Die Pressestelle der Polizei bestreitet dies. Die Durchfahrtsverkehrs-Kontrolle sei Sache der Stadtverwaltung, heißt es von dort. Geschwindigkeiten werden ebenfalls von der Stadt kontrolliert.
Die Regelung „Anlieger frei“ bedeute außerdem, dass nicht nur Anwohner dort fahren dürfen, sondern auch deren Besucher oder Personen, die einfach ein Anliegen in der Straße haben, so Madlen Falke.
Dies könne den Eindruck erwecken, dass unberechtigter Verkehr durchfahre. Bei den abgestellten Fahrzeugen werde durchaus vom Bürgeramt kontrolliert. „Allerdings liegt hier kein besonders großes Verstoßaufkommen vor“, sagt sie.
Doch wieviel kostet es den Autofahrer denn, wenn er unberechtigt durch die Bert-Brecht-Straße fährt und erwischt wird? Laut Madlen Falke werden hier 15 Euro fällig. Das Parken kostet 50 Euro, bei nachweislicher Behinderung sind es laut Stadt-Sprecherin 70 Euro.
Der sichere Schulweg wird länger
Unterdessen wächst die Schwenninger Fahrradstraße weiter. Derzeit wird nach Angaben von Madlen Falke bis zur Stauffenstraße in Richtung eine neue Deckschicht aufgebracht und die Fahrradstraße entsprechend markiert. So sollen insbesondere die Schülersicher zum Schulgelände fahren können.