Die Inzidenzzahl im Kreis steigt weiter stark an, das Infektionsgeschehen treibt Stadträte der Freien Wähler, der Grünen und der SPD um. Sie haben jetzt einen Antrag gestellt, umgehend eine Testpflicht in sämtlichen Kindertagestätten der Stadt Villingen-Schwenningen einzuführen, obwohl der Gemeinderat dies am vergangenen Mittwoch noch abgelehnt hat. Man wollte hier auf Freiwilligkeit setzen, so der Beschluss des Gremiums. Das sehen jetzt 14 Stadträte offensichtlich anders, sie wollen verpflichtende Tests. Die Testungen können bei Bedarf durch die Eltern zu Hause erfolgen, welche dann das Testergebnis schriftlich bestätigen, so wie dies bereits an mehreren Schulen in VS praktiziert werde. Die Testungen sollten durch „kurze Nasal-Tests“, „Loli Tests“ oder Spucktests erfolgen, schreiben die Antragsteller, zu denen Steffen Ettwein, Matthias Hoppe (beide FWV), Joachim von Mirbach, Constanze Kaiser, Helga Baur, Elif Cangür, Ulrike Merkle, Ulrike Salat (Grüne), Nicola Schurr, Frank Banse, Siegfried Heinzmann, Bernd Lohmiller, Birgitta Schäfer und Edgar Schurr (SPD) gehören.

Werde die Testpflicht nicht eingeführt, müsse bei jedem zukünftigen Ausbruch in einer Kita der Verdacht aufkommen, dass dieser Vorfall durch die Testpflicht hätte verhindert werden können, formulieren die Unterzeichner. Selbiges gelte zukünftig auch für schwere Verläufe bei Kita-Personal und Angehörigen. Diese Personengruppen werden durch die Vermeidung der Testpflicht einem vermeidbaren, unnötigen und erheblichem Risiko ausgesetzt.

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Die Stadtverwaltung muss jetzt prüfen, wie sie mit diesem Antrag umgeht. „Eigentlich liegt ja ein Beschluss des Gemeinderates vor“, so Pressesprecherin Oxana Brunner. Ob das Gremium jetzt erneut entscheiden muss, oder ob dies auch der Oberbürgermeister entscheiden kann, werde jetzt geprüft. Brunner wies nochmals auf die komplexen rechtlichen Hürden hin, die in der Gemeinderatssitzung erläutert worden sind. „Ganz praktisch stellt sich die Frage, wo wir auf die Schnelle tausende von zusätzlichen Tests herbekommen“, führt Brunner aus.

Die Antragsteller sind der Auffassung, dass ausreichend Erfahrungen zur Testung vorliegen. Bei einem Pilotprojekt an einer Kindertagesstätte nutzten 50 Prozent der Eltern das freiwillige Test-Angebot. Dies belege, dass die Testung von Kindergarten-Kindern leicht möglich und schnell umsetzbar sind.

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Kinderärztin Gudrun Adams ist der Meinung, dass die Tests von ausgebildeten Personen durchgeführt werden müssten. Die Tests sollten auch im Kindergarten erfolgen, nicht zuhause. Sinnvoll sei nur der Einsatz von „Nasal-Tests“, andere Tests machen bei Kindern keinen Sinn, so Adams. Sie hatte die Stadt bei dem Pilotprojekt beraten.

Hintergrund des Antrags sind die massiv steigenden Inzidenz-Zahlen im Kreis, die im Gegensatz zum bundesweiten Trend der leicht sinkenden Zahlen stehen. Aufgrund der bundesweit geltenden Notbremse sind Schulen und Kindertageseinrichtungen geschossen. Allerdings laufe in den Kitas die Notbetreuung mit einer hohen Auslastung, schreiben die Antragssteller.

Wie Oxana Brunner von der Pressestelle der Stadtverwaltung auf Anfrage erklärt, sind in der Kalenderwoche 17 insgesamt 1361 Kinder in der Notbetreuung gewesen, 560 in städtischen Kindergärten, 801 Kinder in Einrichtungen freier Träger. Insgesamt gibt es in VS 3500 Kinder, die in Kindertageseinrichtungen angemeldet sind. Knapp 39 Prozent der Kinder gehen damit also in die Notbetreuung. 814 Kinder und Jugendliche nutzen die Notbetreuung an VS-Schulen. Aufgrund dieser hohen Zahlen sehen die Antragssteller eine Vielzahl an Kontakten aus vielen unterschiedlichen Haushalten in diesen Einrichtungen statt. Diese Kontakte finden zudem unvermeidbar und häufig auch in Innenräumen und ohne FFP-2 Masken statt und sind damit besonders gut geeignet für die Übertragung der neuen Virusvariante B.1.1.7. Diese Gefahr sei durch wiederkehrende Corona-Ausbrüche in Kitas in und um VS belegt. Personelle Ressourcen sehen die Antragsteller durch Kita-Personal, dass sich in Kurzarbeit befindet.