Das Kind schreit wie am Spieß, wenn es das Wattestäbchen nur aus der Ferne sieht. Corona-Nasaltests mit Kindern daheim können eine Tortur sein, aber es gibt inzwischen doch auch weitere Möglichkeiten. Warum setzt also die Stadtverwaltung Villingen-Schwenningen in ihrem Pilotprojekt auf diesen Schnelltest und setzt nicht andere ein?
Es ist „am einfachsten und unkompliziertesten“, beschreibt Verwaltungssprecherin Oxana Brunner die Vorteile des kurzen Nasaltests. Der Lolli-Test, der bei vielen Eltern als wesentlich angenehmere Variante gilt, sei ein sogenannter PCR-Test, das heißt, er müsse in einem Labor ausgewertet werden. Da in Villingen-Schwenningen vor Ort keines zur Verfügung stehe, sei ein Transport viel zu aufwendig und „für uns logistisch“ gar nicht zu stemmen. Die Stadtverwaltung hatte bei der Bewertung zudem bei der Kinderärztin Gudrun Adams angefragt.
Die Nasaltests seien am erprobtesten und mit Kleinkindern gut zu nutzen, betont Adams nun auf Anfrage. Für Spucktests werde Schleim aus Nase oder Rachen benötigt, das könnten Kinder in diesem Alter noch gar nicht bewusst in größerer Menge absondern. Als Beispiel führt sie an: „Was Fußballer auf den Rasen spucken, das können Sie untersuchen.“ Auch Lolli-Tests seien für die Kinder nicht optimal. Einer würde verkauft, der noch gar keine Zulassung habe, ein anderer sei erst für junge Erwachsene ab 18 überhaupt freigegeben, eine Erfahrung, die nun die Stadt Singen machte, die eigentlich die Tests für ihre Kindergärten einkaufte. Am besten hielte es die Kinderärztin, wenn sie in den Kindergärten die Fachkräfte dazu anleiten könne, die Tests selbst durchzuführen. Ein Versuch sei erfolgversprechend verlaufen, dennoch solle es derzeit in den Einrichtungen nicht umgesetzt werden, bedauert sie.
Noch kein positiver Test
Seit dieser Woche läuft das Pilotprojekt in einem Kindergarten, den die Stadtverwaltung bewusst nicht nennt. Über erste Ergebnisse gab Stefan Assfalg, Leiter des Amts für Jugend, Bildung Integration und Sport wie berichtet in der Gemeinderatssitzung Auskunft. Die Einrichtung zählt normalerweise 99 Kinder, 45 seien in der Notgruppe, davon machen 18 mit. Das sind rund 40 Prozent der Kinder aus dem Notbetrieb. Bis jetzt, Donnerstagnachmittag, habe es keinen einzigen positiven Test gegeben. Ein weiteres Resümee werde das Amt nächste Woche ziehen, dann entscheide sich bereits, ob die Tests auf weitere der rund 50 Kindertageseinrichtungen ausgedehnt werde.
Die Eltern des Pilotkindergartens erhalten die Tests kostenlos, zwei Tests pro Woche sind vorgesehen. Für die Stadtverwaltung ist es daher auch eine finanzielle Frage, ob sie künftig allen 3500 Kindern einen Test anbieten kann, falls der Betrieb wieder normal läuft. Derzeit wurde den Kommunen signalisiert, dass das Land möglicherweise ein Drittel dieser Kosten übernimmt, berichtete Oberbürgermeister Jürgen Roth im Gemeinderat. Auch über die Frage der Akzeptanz soll das Pilotprojekt Auskunft geben: Es sei schließlich ein Unterschied, ob die Verwaltung 3500 oder 7000 Tests pro Woche benötige. Derzeit koste ein Test zwischen drei und vier Euro, sagt Brunner.
Keine Testpflicht
Übereinstimmung bestand zwischen Roth und den Stadträten darin, dass es zu keiner Testpflicht kommen solle, obwohl die Stadt als Hausherrin das möglicherweise erzwingen könnte. Auch Adams lehnt einen Testzwang ab, denn zuhause könnte er ohnehin nicht nachgeprüft werden. Unter den Eltern selbst wird es kontrovers diskutiert, ob Tests für Kinder verbindend eingeführt werden sollten. Das sei sehr strittig, findet Srdjan Zivkovic, der Vorsitzende des Gesamtelternbeirats der VS-Kindergärten. Genau aus diesem Grund gebe der Gesamtelternbeirat keine Empfehlung ab, weil ein Teil dafür, ein anderer dagegen sei.