In Rekordzeit haben Mitarbeiter des Forstamtes und beauftragter Fremdfirmen die Sturmschäden der Orkane „Sabine“ und „Bianca“ im Stadtwald so gut wie beseitigt. In nur drei Monaten haben sie rund 90 000 Festmeter Holz aufgearbeitet. Zum Vergleich: Für die 110 000 Festmeter Sturmholz, die Jahrhundertorkan „Lothar“ vor 20 Jahren hinterließ, dauerte die Aufarbeitung 14 Monate. Allerdings bleiben die kommunalen Wälder weiterhin ein Sorgenkind, weil sie durch Schädlinge und die grassierende Trockenheit akut bedroht sind. „Die Wasserversorgung der Wälder ist derzeit unterirdisch“, äußert Roland Brauner, der stellvertretende Forstamtsleiter, seine Besorgnis.
Schnelle Maschinen
Bis zu hundert Arbeiter waren in den vergangenen drei Monaten mit intensivem Maschineneinsatz, aber auch viel Handarbeit, im Einsatz, um die Sturmschäden vom Jahresanfang aufzuarbeiten. „Wir liegen jetzt in den letzten Zügen“, berichtet Förster Roland Brauner. Bis in ein, zwei Wochen dürften die Arbeiten beendet sein. Dass die Aufarbeitung deutlich schneller ging als vor 20 Jahren bei „Lothar“ hatte vor allem zwei Gründe. Zum einen hat die Technik enorme Fortschritte gemacht und das Tempo der Holzbearbeitung durch den Maschineneinsatz, insbesondere der modernen Vollernter, enorm beschleunigt.

Zeitdruck durch Borkenkäfer
„Zum anderen mussten wir dieses Mal sehr schnell sein wegen der Borkenkäfer“, so Brauner. Das Sturmholz musste aus dem Wald geschafft werden, bevor sich die Schädlinge darauf stürzen und großen Schaden anrichten. Dieses Ziel hat das Forstamt weitgehend erreicht. Zwar ist die erste Welle der „Buchdrucker“ und „Kupferstecher“ vor rund zwei Wochen ausgeschwärmt, konnte aber wohl nicht mehr viel Schaden anrichten. Ohne die beiden riesigen Nasslager im Wieselsbachtal und in der Niederwiesenstraße in Villingen, wo die Bäume mit Wasserberieselung vor Schädlingen beschützt werden, wäre diese schnelle Aufarbeitung nicht möglich gewesen, unterstreicht Brauner. Und noch eine gute Nachricht: Durch die abgestimmte Kombination von Maschinen- und Handarbeit sei es gelungen, die Aufräumarbeiten im Wald sehr naturschonend abzuwickeln.

Gigantische Nasslager
Bis zum Abschluss der Holzaufarbeitung in ein bis zwei Wochen wird der Forstbetrieb rund 85 000 Festmeter Sturmholz aus dem Stadtwald abgefahren haben. Hinzu kommen weitere 8000 Festmeter aus Privatwald, bei der der städtische Forstbetrieb bei der Aufarbeitung und Vermarktung mitgeholfen hat. Knapp 50 000 Festmeter werden dann in städtischen Nass- und Trockenlagern liegen. Der Rest wurde verkauft.

Nach dieser erfolgreichen Aktion gibt es für die Forstleute allerdings kein Aufatmen. Die wirtschaftlichen Verluste durch die Holzaufarbeitung sind hoch, durch die große Trockenheit im April und Mai droht dem Forst weiterer Schaden. „Die Trockenheit ist beängstigend, das macht uns richtig Sorgen“, bekundet Roland Brauner. Der Wasserdruck in den Bäumen sei gering, die Feinwurzeln beginnen abzusterben, es drohten massive Dürreschäden an den Bäumen. Eine Schlechtwetterperiode wäre den Förstern jetzt hochwillkommen.
Zweite Käferwelle droht
Wärme und Trockenheit begünstigen zugleich die Ausbreitung der Borkenkäfer. In den nächsten Wochen erwarten die Förster die „zweite Welle“, also das Ausschwärmen der neuen Schädlingsbrut aus diesem Jahr. Wenn diese sich in größerer Zahl auf die Bäume stürzt, hilft nur eines: Die befallenen Bäume müssen schnell gefällt und aus dem Wald entfernt werden, um die Ausbreitung der Schädlinge einzuschränken. Bereits im vergangenen Jahr mussten die Förster mehrere große kreisrunde Schneisen in den Wald hauen lassen.
Möglicherweise sind diese Kahlschläge nur sanfte Vorboten dessen, was dem Forst in den nächsten Jahren droht. Denn wohin die Kombination aus Trockenheit und Schädlingen führt, können sich die Förster schon jetzt in niedriger liegenden Wäldern in Rheinland-Pfalz, Hessen und anderen Regionen Mitteldeutschlands anschauen. Dort gibt es an manchen Stellen gigantische Kahlschläge in den Mittelgebirgen, die angesichts des fortschreitenden Klimawandels kaum reparabel erscheinen. Ein Schreckensszenario auch für die Höhenlagen des Schwarzwaldes? Die Frage kann niemand beantworten. „Wir haben keine Panik“, sagt Roland Brauner, „aber Sorgen durchaus.“