Christian Fischer ist optimistisch. Optimistisch, dass er eine finanzielle Lücke schließen kann. Mit dieser hat Fischer, Rektor der Musikhochschule Trossingen und Aufsichtsratsvorsitzender der Musikakademie Villingen-Schwenningen, seit kurzem unerwartet zu kämpfen.
Die Lücke resultiert daraus, dass, so erklärt er es in der vergangenen Woche auch in einer Pressemitteilung, die bislang als Honorarkräfte angestellten Musiklehrer nun künftig fest angestellt werden müssen. Das führt zu Mehrkosten. Um diese aufzufangen, gibt es zwei Stellschrauben.
Zum einen werden sie die Beiträge erhöhen: jeweils 15 Prozent zum 1. September 2024 und zum 1. September 2025. Die meistgenutzte Unterrichtsform (30 Minuten Einzelunterricht) wird für Schüler aus VS künftig 68,40 Euro im Monat kosten.
Zum anderen hoffen sie darauf, dass die Stadt ihren Zuschuss für die Musikakademie erhöht. Darüber diskutiert am Mittwoch, 10. Juli, der Gemeinderat der Doppelstadt. Und Fischer ist optimistisch. Bei allen Gesprächen, die es bisher gab, sei „ein klares Bekenntnis der Stadt zur Musikakademie“ deutlich geworden.
Der Hintergrund
Grund für die Misere, die aber irgendwie auch keine ist, ist das sogenannte Herrenberg-Urteil. Das erlaubt künftig keine Honorarkräfte mehr an Musikschulen. „Grundsätzlich ist es super, dass der juristische Druck entstanden ist“, sagt Rektor Fischer. Eine Festanstellung der Lehrkräfte, sagt er, führe am Ende auch zu einer ganz neuen Dynamik und Identifikation innerhalb des Personals.
Er will der Entscheidung des Gemeinderats am Mittwoch nicht vorgreifen. Er sagt aber: „Wir sind optimistisch. Und auch dankbar der Stadt gegenüber.“ Einen genauen Betrag kann er nicht nennen. Das sei am Ende auch nicht Gegenstand der Entscheidung. Gut ein Jahr wird es sowieso dauern, bis die endgültigen Verträge dann neu ausgehandelt sind.
Sollte nun der Zuschuss der Stadt nicht wie erhofft ausfallen, die Musikakademie würde dennoch weiter bestehen bleiben, betont Fischer. „Eventuell müsste man das Angebot ein wenig reduzieren.“
Es ist nicht das erste Mal, dass die Musikschule in Villingen-Schwenningen vor einem Umbruch steht. Angesichts der städtischen Finanzkrise von 2004 haben der Gemeinderat von Villingen-Schwenningen und der damalige Oberbürgermeister Rupert Kubon die städtische Jugendmusikschule mit ihren vielen festangestellten Musiklehrern eingestampft. Gemeinsam mit der Musikhochschule Trossingen wurde dann das Projekt der Musikakademie Villingen-Schwenningen aus der Taufe gehoben.
Jetzt geht es also wieder ums Geld. Das wissen auch die Fraktionen im Gemeinderat. Bereits im Verwaltungsausschuss stand das Thema auf der Tagesordnung.
Das sagen die Fraktionen
Dirk Sautter von der CDU sagt auf Nachfrage: „Die Faktenlage ist relativ klar, daher gehe ich von einer Zustimmung unsererseits aus.“ Vorbehaltlich der Fraktionssitzung am Montagabend.
Für Oskar Hahn von den Grünen steht fest: „Die Musikakademie ist ein wichtiges Angebot in der Stadt, die auf jeden Fall weitergeführt werden muss.“ Die Beiträge für die Teilnehmer seien auch günstiger als bei anderen Städten. Er sagt deutlich: „Uns ist bewusst, dass die Stadt durch die geänderte Situation einen höheren Zuschuss leisten muss. Wie hoch dieser ausfällt, muss in den nächsten Wochen in Absprache mit den Beteiligten geklärt werden.“
Andreas Flöß von den Freien Wählern sagt: „Wir sind dafür, dass die Honorarkräfte fest angestellt werden.“ Und fügt hinzu: „Wir nehmen nach der Sommerpause im Herbst Verhandlungen auf.“
Frank Bonath von der FDP sagt: „Der Zuschussbedarf entsteht durch ein Gerichtsurteil, welches die Musikschule dazu zwingt, Musiklehrer, die bisher als Honorarkraft tätig waren, zukünftig in einem Anstellungsverhältnis zu beschäftigen. Damit dies möglich ist, benötigt es diesen dauerhaften Zuschuss der Stadt. Dem werden wir zustimmen.“
Die SPD sieht das ähnlich. Nicola Schurr sagt deutlich: „Die SPD wird geschlossen einem finanziellen Zuschuss zustimmen.“ Die Musikakademie sei eine großartige Institution für die Stadt VS und ein tolles Angebot. „Gleichzeitig fördern wird damit die Aufrechterhaltung der pädagogischen Musikangebote in Kindergärten und Schulen.“