Eigentlich wollten Gemeinderat und Oberbürgermeister nur einen neuen Grundschulstandort in Schwenningen und grünes Licht dafür vom Regierungspräsidium Freiburg. Doch das Regierungspräsidium macht diesen Plänen einen Strich durch die Rechnung und verlangt die Einführung eigener Schulbezirke für jede Grundschule in VS.
Die Konsequenz: Eltern in Villingen-Schwenningen könnten dann in Zukunft nicht mehr ohne Weiteres die Grundschule selbst wählen, die ihr Kind besuchen soll. Nach längerer Diskussion stimmte der Ausschuss dann aber für die Einführung der kleineren Grundschulbezirke und gab so eine klare Empfehlung an den Gemeinderat, der am 10. Juli tagt.
Die Stadt hatte 2010 die kleinen Grundschulbezirke abgeschafft
Genau das war vor einigen Jahren geändert worden, in der Doppelstadt gibt es aktuell zwei große Grundschulbezirke für die Stadtbezirke Villingen und Schwenningen, in denen die Eltern frei entscheiden können, in welche Grundschule sie ihr Kind schicken.
Auslöser der Debatte ist der Plan der Stadt, zum Schuljahr 2025/26 den Grundschulstandort Hallerhöhe als eigenständige Schule einzuführen. Damit könnte auch Grundsätzliches geregelt werden, indem die Stadt wieder kleinräumige Grundschulbezirke einführt, dann wären die Eltern bei der Wahl des Grundschulstandortes aber eben gebunden.
Elternrecht wird eingeschränkt
Vielen Stadträten behagte genau das nicht. Katharina Hirt von der CDU beispielsweise stellte unmissverständlich klar: „Für mich ist das ein Rückschritt in unserer Schullandschaft.“ Es falle ihr schwer, der Sitzungsvorlage zuzustimmen, denn damit werde das Elternrecht eingeschränkt, das man zuletzt systematisch gestärkt habe. „Wir hatten damals eine Flut von Anträgen auf Schulbezirkswechsel.“ Bei den Schulen habe sich inzwischen einiges getan, die Schullandschaft sei sehr vielfältig.
Ist das Schulhopping so schlimm?
Auch Oskar Hahn von den Grünen sah diesen Weg kritisch: „Man verbietet den Eltern, das Kind auf selbstgewählte Schule zu schicken.“ Er meinte, das Schulhopping, von dem Oberbürgermeister Jürgen Roth zuvor gesprochen hatte, das es zu reduzieren gelte, sei nicht so schlimm.
Hahn wandte sich dagegen, „dass wir uns von einer Behörde vorschreiben lassen, wie wir die Schulbezirke regeln sollen“. Er plädierte dafür, den Rechtsweg zu beschreiten, wenn das Regierungspräsidium die Genehmigung der Hallerhöhe von den Schulbezirken abhängig machen wolle.
Sorge um Eingriff durchs Regierungspräsidium
Oberbürgermeister Jürgen Roth erklärte, dass das nicht so einfach sei und skizzierte, was passieren könne, wenn der Gemeinderat die kleinen Grundschulbezirke jetzt ablehne: Dann werde das RP tätig, „und das, in dem es die Schulbezirke einteilt, wie man es dort für richtig hält“.
Klaus Martin (CDU) knüpfte später daran an: „Eigentlich sind wir mit dem Regierungspräsidium sonst auf gutem Weg.“ Grundschulbezirke gebe es überall in Baden-Württemberg. „Wir sollten den OB nicht zwingen, zu widersprechen.“
Ulrike Heggen sagte, die Freien Wähler seien nicht so restriktiv. „Wir könnten uns auch vorstellen, dass wir zurückgehen.“ Kleinere Grundschulbezirke böten eine bessere Planbarkeit bei den Schülerzahlen. Brigitta Schäfer (SPD) fragte nach der Möglichkeit, die Hallerhöhe als Außenstelle einer anderen Grundschule zu betreiben.
134 Kinder haben keinen Schulplatz
Doch dafür käme, wie die geschäftsführende Schulleiterin Stefanie Schick, dann erklärte, nur die Neckarschule in Frage, die aber keine Ganztagsschule ist. Die Hallerhöhe aber soll Ganztagsschule werden. Das berge organisatorische Probleme.

Stefanie Schick, die Schulleiterin der Goldenbühl-Schule ist, wurde gebeten, ihre Sicht der Dinge im Gremium im Ausschuss darzulegen. Sie machte vor allem deutlich, dass die Hallerhöhe dringend gebraucht werde: „In Schwenningen sind 134 Schüler ohne Schulplatz.“
Nachteile der Wahlfreiheit
Sie berichtete auch von den Nachteilen der Wahlfreiheit: „Wir haben an der Golden-Bühl-Schule einen Migrationsanteil von 76 Prozent“, gab sie zu bedenken – „ohne Probleme“ hätte man hier eine andere Zusammensetzung, wenn es feste Grundschulbezirke gäbe, ist sie sich sicher.
Die Stimmung bei den Grundschulen ist geteilt
Schick erklärte, dass ungefähr die Hälfte der Grundschulen die Rückführung auf kleinere Bezirke begrüßen würde. Die seit 2010 geltende Regelung habe nicht zur sozialen Gerechtigkeit beigetragen. „Die Schwenninger wünschen sich von Herzen, dass es Schulbezirke gibt“, erklärte sie. Es gebe aber auch Grundschulen, die sich Sorgen machen, räumte Schick ein.