VS-Villingen – Das Innenhof-Festival hat zwei weitere Abende mit bestem Sommerwetter überstanden. Was die richtige Wortwahl ist angesichts von Erinnerungen an verregnete Sommerabende in Villingen, die das Festival in früheren Jahren immer wieder zu verkraften hatte. Dazu gab es zwei Konzerte, die unterschiedlicher nicht sein konnten; einmal härtester Rock auf englisch und französisch, zum anderen fast archaisch anmutende Klänge von Handtrommeln, Volkstänzen und süditalienischer Lyrik.

Der Montag zog über 240 Gäste in den Innenhof, als Jewly, eine französische Sängerin und Rockröhre, mit ihren beiden Mitmusikern an Gitarre und Schlagzeug ein geradezu brachiales Stelldichein gab. Beeindruckend vor allem war, wie sich das anfängliche Sitzkonzert im Verlauf des mitreißenden, hochenergetischen Abends hin zu einer umjubelten Tanzparty verwandelte.

Was die drei Musiker mit nur zwei Instrumenten sowie intelligent eingesetztem elektronischen Equipment und einer fantastischen Stimme von Jewly darboten, war aber auch wahrlich beeindruckend.

Und dass sie perfekt aufeinander eingespielt waren, ist nach über 30 Auftritten allein in diesem Jahr, ganz überwiegend in Frankreich und insgesamt 600 im Verlauf ihrer Karriere, sowie vier veröffentlichen Alben auch kein Wunder.

Je später der Abend wurde, desto tanzfreudiger zeigte sich dann auch das Publikum, die einzelnen Stücke wurden immer heftiger bejubelt, die Musiker auf der Bühne immer ausgelassener. Und als Jewly nach rasanten 100 Minuten ohne Pause oder Erläuterungen das letzte Lied anstimmte, war schließlich auch der letzte im Innenhof auf den Beinen und feierte diese deutsch-französische Freundschaft der musikalischen Art.

Das italienische Trio Iskraria zog am nächsten Abend ähnlich viele Besucher in den Innenhof wie am Vorabend Jewly. Auch wenn die drei Musiker im Gegensatz zur Rockröhre vom Vorabend eher ruhige Töne anstimmten, zogen sie ihr Publikum mit ihrer Darbietung alter süditalienischer und sardischer Musik von Anfang an in ihren Bann.

Das lag auch an einem kleinen charmanten Workshop, der eine halbe Stunde vor Beginn des Konzerts für Stimmung sorgte. Wie tanzt man eine Tarantella, diesen berühmten kalabrischen Volkstanz, wie eine weniger bekannte Tammurriate, den Paartanz der Trommel, der in Kampanien zuhause ist? Kein Problem, es wurde vorgeführt und später dann auch von einem Teil des Publikums, ganz überwiegend Frauen, vor der Bühne ausgeführt.

Zur Freude der Musiker, Domenico Celiberti an der Mandoline, Akkordeon, Violine und Rahmentrommel, Gianluca Carta mit der Benas, eine Art Flöte, Rahmentrommel, Harmonium und Gesang sowie Simone Pistis an der Trunfa, ein sardisches Windspiel, Akkordeon, Gitarre und Gesang, die mit ihren Stimmen für Gänsehautmomente sorgten und mit ihren Rhythmen in die Beine gingen.

Musik zu machen ohne Tänzer, so die drei Männer auf der Bühne, sei wie Kochen ohne Gäste, die essen. Und diese Gäste waren an diesem Abend anwesend, so dass alle satt wurden, Musiker wie Publikum. Nicht nur vom Magen her, wofür allabendlich der Kulturverein Caba mit seinem Buffet sorgt, sondern auch musikalisch durch das Trio Iskraria.