Der bewegendste Moment, sagt Rupert Kubon, sei tatsächlich jener gewesen, als ihm Weihbischof Peter Birkhofer die Hand aufgelegt hätte, die eigentliche Weihe. Stille herrschte im ganzen Freiburger Münster, zugleich läutete die im 13. Jahrhundert gegossene Hosanna-Glocke. „Ein tief bewegender und beglückender Moment“, sagt Alt-Oberbürgermeister in der Rückschau. „Ich glaube, wir haben alle sieben geheult.“
Weihe nach altem Ritual
Am 20. November ist Kubon, bis 2018 Rathauschef in Villingen-Schwenningen, zusammen mit sechs weiteren Anwärtern zum Ständigen Diakon geweiht worden. Damit darf er nun predigen, taufen, kirchliche Trauzeremonien und Begräbnisse leiten. Die Weihe habe ihn emotional und mental tief mitgenommen, sagt Kubon.
Anwärter liegen auf dem Boden
Nach altem Ritual haben die sieben Diakon-Anwärter am Sonntag die höhere Weihe empfangen: Ausgestreckt auf dem Boden liegend, umrahmt von Gebeten und mit aufgelegter Hand des Weihbischofs.
„Ja, der Boden war schon ziemlich kalt“, bestätigt Kubon und lacht. „Aber wir waren alle entsprechend gekleidet und hatten auch am Samstag schon geprobt.“ Nicht zuletzt hätten die vielen Menschen im voll besetzten Münster dazu beigetragen, dass die Novemberkälte nicht all zu stark zu spüren war.
„Ein großer Ausdruck von Wertschätzung“
Was Kubon besonders gefreut hat: Zum Weihgottesdienst waren auch Gäste dabei, mit denen er nicht gerechnet habe. „Auch Landrat Sven Hinterseh war da. Das hat mich außerordentlich gefreut. Das ist ein großer Ausdruck von Wertschätzung.“

Mit dabei waren außerdem Freunde und Weggefährten, seine Frau Petra Brenneisen-Kubon, die Töchter Sophie und Hannah, sein 93-jähriger Vater, Schwester, Nichte, Patenkind – viele Menschen haben diesen besonderen Tag mit dem 65-Jährigen verbracht.
Wie geht es nun für ihn weiter? Rupert Kubon wird nicht hauptamtlich tätig sein, sondern nebenberuflich. Er werde sich nun auf dem diakonischen Feld erproben, aber auch die Angebote weiterführen, die er zuletzt schon geleitet hatte wie das kontemplative Gebet, zu dem er regelmäßig in die Liobakapelle einlädt. „Auch für die Fastenzeit habe ich etwas vor“, verrät er.
Ganz in der Kirche, ganz im Leben
Ihm gehe es vor allem darum, Menschen anzusprechen, die keinen Bezug zur Kirche haben oder die jenen verloren haben – etwa, weil sie aus der Kirche ausgetreten sind. „Aus Gründen, die man durchaus oft nachvollziehen kann“, sagt Kubon mit Blick auf die Missbrauchsskandale der katholischen Kirche. Menschen, die der Kirche aus diesem Grund den Rücken gekehrt haben, könnten aber dennoch ein tiefes spirituelles Bedürfnis haben, für das sie keinen Ansprechpartner finden.
Er will sich nicht aufdrängen
Hier sieht Kubon den diakonischen Dienst als Vermittler, der zum einen „ganz in der Kirche, aber andererseits auch im Leben ist“. Hier sieht Kubon seine Erfahrungen aus 16 Jahren als Oberbürgermeister als wertvollen Erfahrungsschatz: „In dieser Zeit habe ich ja auch mit allem möglichen zu tun gehabt und nicht unbedingt mit der Kirche.“
Auch seine Kollegen, die sechs anderen neuen Diakone, kämen aus unterschiedlichen Berufsfeldern: „Es geht letztlich darum, ansprechbar zu sein und den Menschen die frohe Botschaft zu bringen, ohne sich aufzudrängen.“