Bezirksliga: Es war ein Präsent der etwas anderen Art, das den Verantwortlichen des Bezirksligasechsten CFE Independiente Singen wenige Tage vor Weihnachten ins Haus geflattert kam: die Anfrage des Tabellenzweiten TSV Singen, den Top-Torjäger Marcel Simsek in der Winterpause stadtintern verpflichten zu dürfen.
Gestern nun gaben beide Vereine den Wechsel bekannt: Der Spitzenstürmer der Liga geht nach dem Ende der Winterpause ab Mitte März für den nunmehr großen Titelfavoriten auf Torejagd.
„Wir haben den Transfer dank der Unterstützung unseres Spielermanagers Abdullah Öztürk, der im Vorstand für Sponsoren und wichtige Transfers zuständig ist, abgeschlossen“, sagt TSV-Teammanager Sigi Özcan. „Das ist für uns im Hegau, wie wenn auf Profiebene Messi oder Cristiano Ronaldo wechseln würden.“
37 Treffer hat Marcel Simsek in den ersten 16 Saisonspielen für seinen Ex-Verein erzielt, ganze vier weniger als seine neue Mannschaft. „Der Sturm war die einzige Stelle im Kader, wo wir tätig werden wollten. Nun haben wir die bestmögliche Wahl getroffen“, erklärt Özcan, dessen Team mit nur 15 Gegentoren die stabilste Defensive der Bezirksliga Bodensee stellt. Mit dem nochmals aufgehübschten Kader will der Tabellenzweite nun freilich ganz oben angreifen.
„Wir freuen uns sehr, dass wir einen solchen Spieler verpflichten konnten und hoffen, dass er uns weiterhilft bei unserer Vision, im Sommer aufzusteigen“, sagt der Teammanager. Das Ziel Landesliga 2020 hatten sie beim TSV Singen vor der Saison bereits intern ausgegeben, jetzt ist für Özcan der richtige Zeitpunkt gekommen, es öffentlich zu machen.
Neben Simsek konnten die Singener laut Vereinsangaben noch Ardian Neziri (SC Gottmadingen-Bietingen), Patrik und Domenik Konaj (beide TSV Konstanz), Denis Winter (Immendingen) sowie den, so Özcan, früheren türkischen Profi Ufuk Batagan (SV Obereschach) zum TSV locken. „Wir sind jetzt dank dieser Neuzugänge sehr gut aufgestellt“, sagt Özcan, der erklärt, dass die Kaderplanung für diesen Winter abgeschlossen sei.
Dass Independiente seinen Anführer nicht ohne eine beträchtliche Ablöse hat gehen lassen, ist kein Geheimnis. Über die genaue Summe wollen sich die Verantwortlichen indes nicht äußern. Özcan verrät nur so viel: „Drei Sponsoren unterstützen uns. Sie wollten unbedingt, dass Marcel kommt.“
Simsek, der einen Vertrag für eineinhalb Jahre als Vertragsamateur unterschrieben habe, stößt zum Start der Vorbereitung am 27. Januar zu seinem neuen Team. „Eingewöhnungsprobleme wird es nicht geben“, sagt Özcan, „er kennt die ganze Mannschaft.“
Der Königstransfer ist dabei ohne hässliche Nebengeräusche vonstattengegangen. Das erklärt auch Pino La Vigna, Spielausschussvorsitzender beim CFE Independiente. „Klar ist es ein Verlust, einen der besten Spieler der Region abgeben zu müssen“, erklärt er, „trotz allem wollen wir Marcels sportlichen Veränderungen nicht im Wege stehen.“
Er sei dem 31-jährigen Simsek dankbar, „dass er uns dreieinhalb Jahre begleitet und uns an den Punkt gebracht hat, wo wir sind. Wir pflegen weiter einen sehr guten freundschaftlichen Kontakt und wünschen ihm alles Gute für die Zukunft.“
La Vigna sieht trotz des Verlusts seines Topspielers „der weiteren Saison zuversichtlich entgegen, da genug Potenzial in der Mannschaft vorhanden ist“, sagt er. TSV und CFE hätten zu unterschiedliche Ziele. „Wir wollen uns im Mittelfeld etablieren und nichts mit dem Abstieg zu tun haben. Da sind wir auf einem guten Weg“, fährt La Vigna fort.
Der Tabellenzweite TSV Singen indessen träumt von einem Derby der ganz besonderen Art. „Wir wollen einmal gegen den FC Singen 04 im Hohentwielstadion spielen“, sagt Teammanager Sigi Özcan. Nach der aktuellen Transferoffensive könnte dieses Duell schon bald steigen.
