Fußball-Bezirksliga: – „Wir lassen uns von dieser Niederlage nicht aus der Spur bringen“, gab sich Erkan Kanli, der neue Trainer des FC Tiengen 08, schon wenige Minuten nach dem Derby kämpferisch: „Es gab gute Ansätze, doch wir haben noch viel Arbeit vor uns.“ Vor allem die Höhe der Niederlage wurmte ihn etwas: „Wir haben schlecht verteidigt, standen zu weit vom Gegner und leisten uns überflüssige Fouls.“
Das war zumindest eine Erklärung für die böse 0:7-Klatsche vor heimischer Kulisse gegen den Nachbarn aus dem Westen der großen Kreisstadt. Der VfB Waldshut hatte zwar schon das Hinspiel mit 4:0 gewonnen, aber in Tiengen gelang schon seit Menschengedenken kein Sieg mehr – vier Jahrzehnte liegt der letzte VfB-Erfolg beim Nachbarn sicher zurück. Zuletzt setzte es klare Niederlagen am Langenstein, unvergessen ist das bittere 0:8 vom Mai 2016.
Von jener Partie standen nur noch Alberto Di Girolamo und Tomas Masek auf dem Platz. Masek wagte nach seiner monatelangen Verletzungspause ein Comeback, allerdings mit Schmerztabletten und Tape. erst vor wenigen Tagen war entdeckt worden, dass in seinem Knöchel doch ein Band gerissen ist: „Ich wundere mich schon lange, dass die Schmerzen nicht nachlassen“, so der 32-Jährige.

Masek hatte vor vier Jahren mit einem Traumtor großen Anteil am 8:0-Sieg, dieses mal blieb ihm ein Treffer verwehrt. Zwei, drei gute Chancen hatten seine Teamkollegen ihrem Kapitän, der Erdal Kizilay (Kapselriss) vertrat, aufgelegt. Doch das Visier des Tschechen ist noch nicht justiert.
Besser machte es sein Ex-Teamkollege Alberto Di Girolamo, der vor genau einem Jahr die städtischen Farben gewechselt hatte. Damals wie heute traf er im Derby mit einem Schuss in den Winkel. Sein Sonntagsschuss aus fast 30 Metern zum 2:0 in der 20. Minute war für Torwart Debütant Beytullah Köroglu nicht zu halten.

Drei Minuten zuvor hatten die Gäste das Konzept von Erkan Kanli bereits gekappt: „Wir wollten zumindest bis zum Wechsel die Null halten“, so der 41-jährige Türke, der vom Niederrhein an den Hochrhein gekommen ist und hier zunächst als DFB-Stützpunkttrainer auf sich aufmerksam machte.

So musste Kanli mit ansehen, wie Marjan Jelec die Fäden zog und für die Waldshuter Tore perfekte Assists lieferte. Beim 1:0 flog seine Ecke fast von allein ins Tor, doch Duvnjak berührte den Ball noch vor der Torlinie und durfte sich den Treffer gutschreiben: „Letztes Mal ging ich nicht hin, dann flog der Ball vorbei. dieses mal habe ich mich nicht gebremst“, grinste der 20-Jährige, der nach der Pause noch zwei Mal traf.
Beim 3:0 (32.) durch Bora Kalyon schien Köroglu den Freistoß von Jelec bereits entschärft zu haben. Doch flog der Ball nach der Faustabwehr nicht nach hinten über die Latte, sondern zur Seite zum frei stehenden Waldshuter Routinier.
Erstaunlicherweise hatten die Gäste trotz gefühlten 80 Prozent Ballbesitz aus dem Spiel heraus kaum Torgefahr entwickelt. In diesem Punkt waren die Tiengener besser und lösten damit in der Waldshuter Kabine ein kleines Donnerwetter aus: „Ich musste laut werden, denn in der Defensive haben wir das Spiel auf die leichte Schulter genommen“, schnaubte Danijel Kovacevic: „Gegen die langen Bälle waren wir viel zu offen. Da war offensichtlich eine kleine Portion Überheblichkeit dabei.“
Die hatte Kovacevic seinen Jungs mit klaren Worten zur zweiten Hälfte dann ausgetrieben, nun wirkten die Waldshuter konzentrierter und spielten ihre Stärken noch besser aus. Allerdings fehlten den Gastgebern nun die Mittel und die Kraft, dem Spiel noch eine Wende zu geben.
Letzte Zweifel beseitigte David Duvnjak mit seinem Lupfer – wieder vorbereitet von Marjan Jelec – zum 4:0 (56.). Jelec krönte seine Vorstellung mit dem 5:0 zwei Minuten später und legte abschließend mit gutem Auge für Neuzugang Kristijan Ramljak auf, der den 7:0-Endstand besorgte. Dazwischen machte Duvnjak nach einem Missverständnis in der Abwehr seinen Hattrick perfekt.

Während Kristijan Ramljak ebenso wie Joel Dakouri mit ihrem Punktspieldebüt zufrieden sein durften, humpelte Ivo Bajusic, dritter Winter-Neuzugang des VfB Waldshut mit schmerzverzerrtem Gesicht bald nach seiner Einwechslung für Marius Granacher mit einer Bänder-Verletzung wieder vom Platz, wurde kurz vor Schluss durch David Mollmann ersetzt.

Weniger zufrieden durften hingegen die Neuzugänge beim FC Tiengen 08 sein. Neben Köroglu standen Max Le, Lukas Peric, Hrvoje Delac, Serkan Korkut sowie Daniel Wiktorik – also sechs der neun Neuen – in der Startelf. „Wir brauchen noch einige Zeit“, übte sich Erkan Kanli in Nachsicht. 24 Trainingseinheiten umfasste die umfangreiche Vorbereitungsphase, in der die Mannschaft zusammenwachsen sollte: „Die Jungs haben sehr gut gearbeitet, aber wir haben noch viel Arbeit vor uns.“

FC Tiengen 08 – VfB Waldshut 0:7 (0:3). – Tore: 0:1 (17.) Duvnjak; 0:2 (20.) Di Girolamo; 0:3 (32.) Kalyon; 0:4 (56.) Duvnjak; 0:5 (58.) Jelec; 0:6 (64.) Duvnjak; 0:7 (85.) Ramljak. – SR: Gaspare Lombardo (Rheinfelden). – Z.: 350.
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