Fußball Manuel Ruf hat ein Problem, das in der neuen Saison schleunigst gelöst werden muss. Aber angesichts seiner Lebensgeschichte ist das für den 30-jährigen Mittelfeldspieler ein Klacks: „Michael Vocke hat mir vor dem Spiel und vor dem Training stets die Schuhe gebunden – aber nun hat er mit dem Fußball aufgehört“, sagt Manuel Ruf mit einem Schmunzeln beim Termin mit dem SÜDKURIER in der Sommerpause.
Seit bald acht Jahren kann Manuel Ruf seine Schuhe nicht mehr selbst binden. Bei einem schweren Unfall im Dezember 2017 hat er seinen linken Arm verloren. Nicht verloren hat er aber den Spaß am Fußball. Bei der profanen Schnürsenkel-Sache war ihm Michael Vocke über die Jahre eine große Hilfe. „Jetzt muss sich eben jemand anders opfern“, erzählt Ruf, der zuversichtlich auf die Suche nach einem neuen Schuhbinder blickt: „Dass das vor dem Training und den Spielen gemacht wird, ist in der Kabine schon zu einem Ritual geworden.“
Sein Handicap hindert ihn nicht daran, seiner Fußballleidenschaft weiter nachzugehen. Manuel Ruf schätzt sich glücklich, dass er überhaupt wieder auf dem Platz steht. „Ich habe mich anfangs gefragt, wie das mit einem Arm überhaupt gehen soll“, ist Ruf ehrlich. „Ich hatte davor ja noch nie einen Spieler mit einem Arm spielen sehen.“ Bemerkenswert ist, wie sich Manuel Ruf trotz vieler Operationen zurück auf den Fußballplatz gekämpft hat. Zwei Monate nach dem Unfall trainierte er bereits wieder.
Nach drei Monaten wieder aktiv
Schon drei Monate nach dem Unfall stand er wieder auf dem Platz. Aus dem geplanten Kurzeinsatz im Testspiel gegen den VfB Waldshut wurden am Ende mehr als 70 Minuten. „Wir waren halt auch nur elf Leute“, erinnert sich Ruf: „Unser damaliger Trainer Matteo Vella hat gefragt, ob ich mich auf die Bank setzen kann.“ Auch im Sinne seines Teams stimmte Manuel Ruf zu.

Es kam, wie es kommen musste. Bereits nach 20 Minuten verletzte sich ein Mitspieler. Jetzt musste Manuel Ruf ran – der erste Einsatz mit nur einem Arm. „Ich hatte nicht viel Zeit, um groß darüber nachzudenken“, so Ruf: „Seither spiele ich Fußball, so wie ich es vor meinem Unfall auch gemacht habe.“
Der Unterschied ist minimal: Einzig bei Einwürfen muss Ruf passen. „Beim Einwurf muss der einwerfende Spieler den Ball mit beiden Händen von hinten über den Kopf einwerfen“, steht im Regelbuch. Was aber, wenn ein Spieler nur einen Arm hat? Darüber gibt die Regel keine Auskunft. „Unser ehemaliger Schiedsrichter und Ehrenmitglied Adolf Wagner meinte, dass ich Einwürfe machen darf“, erinnert sich Ruf: „Aber seitdem ich nur noch einen Arm habe, lasse ich den Ball lieber für einen meiner Mitspieler liegen.“
Ansonsten stellt sich Manuel Ruf immer voll in den Dienst seiner Mannschaft. „Er lässt in jedem Spiel sein Herz auf dem Platz und er ist brutal zweikampfstark“, schwärmt sein Co-Trainer Michael Kuttruff: „Wir sind wirklich froh, dass wir ihn bei uns haben und hoffen, dass er noch ein paar Jahre spielt.“ Für Manuel Ruf war trotz des Unfalls schnell wieder Alles beim Alten: „Die meisten Gegenspieler kannten mich ja. Ich wollte einfach wieder so behandelt werden wie vor dem Unfall.“ Das fehlende Gleichgewicht spielt für ihn kaum eine Rolle. „Das ist für mich kein Problem. Auch beim Skifahren nicht“, stellt Manuel Ruf klar.

Sein Handicap schränkt ihn vor allem im Alltag ein, trotz Prothese. „Es sind die banalen Sachen, die schwierig sind“, erklärt Ruf. Auf dem Platz verzichtet er auf eine Prothese. „Sie ist zu sperrig und schränkt mich ein. Außerdem ist die Verletzungsgefahr für mich und andere Spieler höher.“ Im Arbeitsalltag kommt der 30-Jährige, der als Disponent bei einem Albbrucker Logistikunternehmen arbeitet, gut klar. „Der Unfall passierte während meines dualen Studiums. Ich wurde von meinem Arbeitgeber bestens unterstützt.“
Fußball oder Musik war die Frage
Mit dem Fußball angefangen hat er bei den Bambini des SV Albbruck. „Damals gab es nur Musik oder Fußball“, schmunzelt Ruf: „Da ich unmusikalisch bin, war die Entscheidung schnell klar.“ Mit dem Umzug der Familie war auch der Wechsel verbunden. Beim SV Unteralpfen spielt er seit den D-Junioren. 2012 rückte er dann zu den Aktiven auf.

„Als Christian Schnurr und Frederick Albiez zum Verein zurückgekehrt sind, war das wie ein Wendepunkt“, erinnert sich Ruf. Nach zwei verlorenen Relegationsrunden als Vizemeister gelang dann 2016 erstmals in der Vereinsgeschichte der Aufstieg in die Kreisliga A.
Nach dem direkten Wiederabstieg, schaffte der SV Unteralpfen mit Spielertrainer Christian Schnurr 2023 erneut den Aufstieg. In der vergangenen Saison überraschte der Club dabei als Siebter. „Wir haben die Erwartungen mehr als übertroffen“, weiß Manuel Ruf, der als „Vorstand Organisation“ in der Vereinsführung des SV Unteralpfen vertreten ist: „Auch in der kommenden Saison hat das Ziel Ligaverbleib höchste Priorität.“