Fußball Die Anspannung im Öschberghof ist zu spüren. Nur wenige Tage, nachdem West Ham United mit dem deutschen Nationalspieler Niclas Füllkrug zum Trainingslager auf der Baar zu Gast war, reiste am Dienstag RB Leipzig an. Nur einen Katzensprung vom Hotel entfernt geht es dem Bad Säckinger Ruwen Faller ähnlich. Der Athletiktrainer von RB Leipzig ist bereits einen Tag vor der Mannschaft angereist, um das Fitnesszelt neben dem Trainingsplatz vorzubereiten. Schnell soll es gehen, dann bleibt ihm vielleicht noch Zeit für einen Besuch in der Heimat: „Trotz des Stresses hat es für mich zu einem kleinen Heimatbesuch gereicht“, freute sich Faller, der am Dienstag seinen 45. Geburtstag feierte.
Viel Zeit blieb ihm jedoch nicht. „Das Trainingslager ist schon eine sehr intensive Phase für uns als Athletikteam“, erklärt Ruwen Faller: „Wir haben mehr Zeit für das Athletiktraining, als während der Saison.“ In der kommenden Spielzeit wird Ruwen Faller mehr Zeit für intensive Trainingseinheiten mit dem Team haben. Nach einem enttäuschenden siebten Platz verpassten die „Roten Bullen“ das internationale Geschäft. Das führte auch dazu, dass Trainer Marco Rose seinen Platz räumen musste und Interimstrainer Zsolt Löw bis zum Saisonende übernahm. Für ihn steht nun Ole Werner, der vom SV Werder Bremen kommt, an der Seitenlinie.
Ziel für die neue Saison ist klar
„So eine Situation hatte ich in Leipzig noch nie“, so Faller, der in seinen sechs Jahren mit RB stets im internationalen Geschäft war: „Die Wochen werden auf jeden Fall strukturierter sein, als wenn wir drei Spiele pro Woche haben.“ Für Faller ist das sogar ein kleiner Vorteil. „Außer Regenerationstraining und Videoanalysen war aufgrund der vielen Spiele in der vergangenen Saison nicht viel intensives Training möglich“, erinnert er sich. Wiederholen soll sich die vergangene Saison jedoch auf keinen Fall: „Das tat schon weh“, ist er ehrlich: „Das Ziel ist klar: Wir wollen wieder ins internationale Geschäft, ohne groß drum herumzureden.“ Das neue Trainerteam macht ihm dabei Hoffnung. „Die Zeit mit Ole Werner und seinem Stab ist vielversprechend gestartet“, freut sich Ruwen Faller: „Ich freue mich sehr auf die Zusammenarbeit.“

Rasenballsport Leipzig befindet sich in einem großen Umbruch. In der laufenden Transferperiode haben vier Spieler den Verein verlassen, über einen Abgang von Youngster Xavi Simons wird spekuliert. Außerdem sind sechs neue Spieler im Verein. „Das Trainingslager hat auch zwischenmenschlich eine hohe Bedeutung“, weiß Ruwen Faller: „Die Spieler fahren nicht nach dem Training nach Hause, sondern verbringen den ganzen Tag gemeinsam.“
Tolle Bedingungen auf der Baar
Für Faller, der einer von drei Athletiktrainern bei RB Leipzig ist, ist das Trainingslager im Öschberghof etwas Besonderes: „Ich habe mich sehr gefreut, als ich davon erfahren habe.“ Faller ist in Bad Säckingen groß geworden und kann sich nun auf hohen Besuch freuen. „Meine Familie und Freunde werden sicherlich mal vorbeischauen. Für das Testspiel am Samstag, um 15.30 Uhr, in Villingen gegen den FC Toulouse hat sich meine zehnjährige Tochter Lynn angekündigt. Das sind kleine, aber feine Randnotizen“, strahlt er. Doch nicht nur die Nähe zur Heimat begeistert ihn hier: „Es ist ein super Hotel und die Trainingsbedingungen sind bestens.“

Der 45-Jährige ist in Wehr aufgewachsen, ehe er mit seiner Familie nach Bad Säckingen zog. Seine Karriere als Leichtathlet begann beim TV Wehr. „Dort wurde aus meinem Traum Wirklichkeit gemacht, als ich die ersten Schritte in den Leistungssport gemacht habe“, schwärmt er. Bis auf die internationale Bühne hat er den „kleinen“ TV Wehr vertreten. „Ich fand es immer ganz cool, wenn mich die anderen gefragt haben, wo denn dieses Wehr ist.“ Ein wichtiger Begleiter war für ihn Andreas Tölle, der damals aus Berlin an den Hochrhein kam. Auch er war Mittelstreckenläufer und wurde Fallers Trainer.
Er eröffnete eine Läufergruppe über die Mitteldistanz. „Ich erinnere mich daran, als wäre es gestern gewesen“, lacht er und denkt dabei an einen besonderen Satz: „Wenn du ein halbes Jahr machst was ich dir sage, wirst du badischer Meister.“ So kam es dann auch. „Alles hat plötzlich geklappt, egal wie unrealistisch sich die Ziele anfangs angehöhrt haben“, war er begeistert.

Das nächste Ziel war dann der Titel des deutschen Meisters bei den Junioren – und auch das klappte auf Anhieb. „Das war damals eine harte Schule. Manchmal habe ich das Training verflucht“, erinnert sich Faller: „Landschulheim und Zeit mit Freunden gab es für mich kaum.“ Stattdessen war für den 15-jährigen Faller vier bis fünf Mal pro Woche Training angesagt. Dieses Pensum wurde nach dem Gewinn der deutschen Meisterschaft sogar nochmal erhöht.
Erfolgreiche Zeit bei Schalke 04
Doch die harte Arbeit machte sich bezahlt. Ruwen Faller nahm an den Olympischen Spielen 2004 in Athen und 2008 in Peking als Sprinter über die 400 Meter teil. Nach seinem verletzungsbedingten Karriereende folgte ein reibungsloser Übergang. Für kurze Zeit war er als Individualtrainer für Fußballprofis aktiv. Dann folgte über Ralf Rangnick im März 2011 der Schritt als Athletiktrainer zum FC Schalke 04. „Innerhalb von einem Tag stand ich in Gelsenkirchen“, staunte Faller damals nicht schlecht, wie schnell es manchmal gehen kann.
In acht Jahren erlebte der Bad Säckinger bei den „Königsblauen“ acht verschiedene Trainer. „Vielleicht haben wir damals etwas über dem Limit gelebt“, weiß Faller um die finanzielle Situation seines Ex-Clubs. Trotzdem erinnert er sich gerne an den DFB-Pokalsieg und das Champions-League-Halbfinale gegen Manchester United in seinem ersten Jahr auf Schalke zurück. Zu RB Leipzig kam Faller dann 2019 und geht nun in seine siebte Saison. Im Öschberghof soll er jetzt helfen, den Grundstein für eine erfolgreiche Saison 2025/26 zu legen.