Fußball-Bezirksliga: – Der Mann des Tages wollte nur noch nach Hause. Nein, die drei Tore, mit denen Johannes Baumgartner nicht nur sein Torkonto binnen 25 Minuten verdoppelt, sondern der SG FC Wehr/Brennet drei wichtige Punkte beschert hatte, waren dem 29-Jährigen nicht zu Kopf gestiegen. Selbiger brummte allerdings so gewaltig, dass ihn die Mitspieler nach Spielende sicher stützend in die Kabine begleiteten. Kurz nach seinem Tor zum 4:3 war Baumgartner nach einem Kopfballduell schwer ausgeknockt zu Boden gegangen, musste das Spiel sicherheitshalber vorzeitig beenden.
Ein stilvoller Abgang wäre ihm durchaus gegönnt gewesen. Mit unbändigem Willen kurbelte er nach der Pause das Spiel seiner Elf nochmal an. Trotz des 0:3-Rückstands gaben sich die Gäste noch nicht geschlagen. „Die gewinnen das Ding noch“, hatte sogar SG-Fan Rainer Weber am Seitenrand zuversichtlich orakelt.
Fußball-Bezirksliga in Zahlen

Weber hatte in den ersten 45 Minuten im Schlüchttal nämlich eine Spiel bestimmende Elf aus dem Wehratal gesehen, die nur den Kasten nicht traf: „In der Tat war unsere Führung schmeichelhaft“, gab auch FCS-Trainer Michael Gallmann zu: „Aber egal, wie so ein 3:0 zustande kommt. Abgeben darfst du so eine Führung nicht mehr.“
Effektiver FC Schlüchttal vor der Pause
Die Hausherren hatten auf dem Ühlinger Kunstrasen 45 Minuten lang äußerst effektiv gespielt. Timo Burgert verlängerte einen Freistoß von Thomas Lang clever über Torwart Pascal Lindenmann hinweg zum frühen 1:0 (2.) ins Netz. Die SG FC Wehr/Brennet war nun wach, reagierte mit sauberem Offensivspiel. Einzig der Abschluss ließ – wie schon so oft – sehr zu wünschen übrig.
Während sich Giuliano Bartolotta über seinen verpassten Ausgleich – frei vor Simon Hepp schoss er vorbei – ärgerte, düpierte Nico Reichardt nach Querpass von Marvin Kalt die Gästeabwehr im Gegenzug mit dem 2:0 (17.).
Und wäre das angesichts der Vielzahl von vergebenen Chancen nicht schon schlimm genug gewesen, zirkelte Thomas Lang in der Nachspielzeit frech einen Eckball direkt ins lange Eck zum 3:0 (45.+3.).

Alle Tore auf einen Blick
1:0 (2.) Timo Burgert
2:0 (17.) Nico Reichardt
3:0 (45.+3) Thomas Lang
3:1 (54.) Johannes Baumgartner
3:2 (61.) Alexander Rebis
3:3 (78.) Johannes Baumgartner
3:4 (79.) Johannes Baumgartner
3:5 (89.) Marco Hanser
Aufholjagd nach der Pause
Wer sollte diesen vom Glück verfolgten FC Schlüchttal noch stoppen? Schon im Hinspiel hatte der Aufsteiger das Team von Urs Keser am Nasenring durch die Arena gezogen und nach einer 4:0-Pausenführung in Wehr am Ende mit 6:4 gewonnen. Diese Erinnerungen keimten auf beiden Seiten, als Schiedsrichter Albert Zähner, der bei einigen Zweikämpfen nicht immer überzeugend agierte, zum zweiten Durchgang bat.
„Viel habe ich nicht gesagt“, zuckte Urs Keser später mit den Schultern: „Wir haben ja ordentlich gespielt, nur eben das Tor nicht getroffen.“ Also war seine Devise: „Weiter machen“ – und geduldig bleiben. Schon acht Minuten später leitete Johannes Baumgartner die von Rainer Weber beschworene Aufholjagd ein, umkurvte den bis dahin glänzend aufgelegten Simon Hepp und verkürzte auf 1:3.
Als wenig später Alexander Rebis seine Elf, die bis dato erst einen Punkt aus acht Auswärtsspielen eingefahren hatte, mit einem Freistoßkracher auf 2:3 heran gebracht hatte, war der Rest fast absehbar. Die Zweikampfquote des FC Schlüchttal sank bedrohlich ab. Dauerläufer und Baumgartner-Schatten Timo Burgert hatte ausgepowert das Feld geräumt.
Jetzt hatte der Wehrer Spielmacher freie Bahn, schob nach Querpass von Marco Hanser und missglückter Grätsche von Pius Blatter zum 3:3 ein. Nur 60 Sekunden später düpierte Baumgartner seinen Kontrahenten Timo Vogt mit einer Körpertäuschung und vollendete mit einem Schlenzer zum 4:3.
Beim FC Schlüchttal war die Moral nun endgültig gebrochen. Die Hausherren waren am Boden zerstört, haderten mit sich und dem Unparteiischen.

Zähner hatte weder beim Foul von Alexander Rebis an Timon Baumgärtner im ersten Abschnitt und noch beim Foul von Philip Lehmann an Thomas Lang im zweiten Durchgang auf den Punkt gezeigt. Dafür zückte er blitzschnell „Rot“, als Kapitän Pius Blatter das „Götz-Zitat“ entglitt.
„Ich bin nach dem Spiel zum Schiri in die Kabine und habe um Entschuldigung gebeten. Mir war wichtig, ihm zu erklären, dass ich mit dem Satz nicht ihn gemeint habe“, so Blatter, der damit das Derby – am Sonntag in Detzeln – verpasst. Dass sich die SG Mettingen/Krenkingen nicht zu früh auf eine mögliche Revanche fürs 1:2 aus dem Hinspiel freuen darf, betonte indessen Thomas Lang: „Wenn du 3:0 führst und noch 3:5 verlierst, bist du in der richtigen Verfassung für so ein Spiel.“
Für Urs Keser, der seinem Sprössling Gabriel mit der Einwechslung für Francesco Vardi die ersten 20 Bezirksliga-Minuten bescherte, war der Tag nach dem Seitenwechsel gerettet: „Ich wünsche mir, dass diese Leistung eine Initialzündung gewesen ist. Der Sieg und der Spielverlauf tun uns nicht nur in der Tabelle gut, sondern auch im Kopf. Jeder weiß jetzt, was möglich ist, wenn man an sich glaubt.“
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