Platzwahl beim SV BW Murg Video: Scheibengruber, Matthias

Fußball-Bezirksliga: – Na, wenn der Schuss mal nicht nach hinten los geht. Zwar baute der SV Blau-Weiß Murg durch das 4:0 gegen den designierten Absteiger FC Erzingen seine Superserie auf nun zehn Spiele ohne Niederlage mit sagenhaften 28 Punkten aus. Doch der fahrige Auftritt und die letztlich magere Ausbeute von nur vier Treffern könnten sich am letzten Spieltag noch rächen.

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Die Lage ist klar: Der FC Schönau wurde durch diesen 4:0-Erfolg überholt und um drei Punkte distanziert. Die Crux liegt aber in der Tordifferenz. Sollten die Murger – wider Erwarten – zum Abschluss beim SV Herten leer ausgehen und der FC Schönau zeitgleich bei der SG Mettingen/Krenkingen – warum auch nicht – einen Sieg einfahren, dann stehen die Murger in der Abschlusstabelle doch wieder auf einem nominellen Abstiegsplatz.

Seltenheit: Oft musste sich Mirco Nannvecchia im Tor des FC Erzingen nicht so strecken. Die Angriffe des SV Blau-Weiß Murg blieben – ...
Seltenheit: Oft musste sich Mirco Nannvecchia im Tor des FC Erzingen nicht so strecken. Die Angriffe des SV Blau-Weiß Murg blieben – abgesehen von einer Viertelstunde in der Mitte des ersten Abschnitts – eher harmlos. | Bild: Scheibengruber, Matthias

Fußball-Bezirksliga in Zahlen

Es mag despektierlich gegenüber dem FC Erzingen klingen, aber hätten die Murger nur annähernd ihre Form der vergangenen Wochen auf den Rasen gebracht, dann wäre der Sieg weitaus deutlicher ausgefallen. „Eine gute Viertelstunde reicht eben nicht“, war Trainer Giuseppe Stabile auch nicht zufrieden mit dem Auftritt.

Taktik in der Trinkpause: Die Murger Trainer Giuseppe Stabile (Zweite von rechts) und Alija Kapidzija (Nr. 10) fordern von ihrer Elf – ...
Taktik in der Trinkpause: Die Murger Trainer Giuseppe Stabile (Zweite von rechts) und Alija Kapidzija (Nr. 10) fordern von ihrer Elf – hier mit Leon Villinger (links) und Alessio Paciulli (rechts) – mehr Engagement gegen den FC Erzingen. | Bild: Scheibengruber, Matthias

Seine Offensive agierte zu verspielt, so dass der FC Erzingen selten richtig in Bedrängnis kam. Vor allem Francesco Lo Presti flößte dem Gast aus dem Klettgau viel Respekt ein, hatte der Murger Torjäger doch zuletzt sieben Treffer in zwei Spielen erzielt. Gegen den FC Erzingen blieb er ein Schatten seiner selbst, schoss nicht einmal gefährlich aufs Tor.

Cihangir Uyar im Interview Video: Scheibengruber, Matthias

Kurz bevor Andreas Holub eine Trinkpause genehmigte, schienen die Hausherren den Bann gebrochen zu haben. 22 Minuten lang mühten sie sich vergeblich, standen sich oft selbst im Weg und hatten so manche bange Sekunde zu verarbeiten. Der FC Erzingen präsentierte sich unbekümmert hatte, nichts mehr zu verlieren. Ihren letzten Sieg hatte die Elf von Trainer Michael Jauch ausgerechnet beim 3:2 im Hinspiel erreicht – im November des vergangenen Jahres. Seither kamen noch zwei Punkte aufs Konto, weshalb der Abstieg die logische Konsequenz ist.

Taha Al-Hasani vergibt Chance Video: Scheibengruber, Matthias

Es war jetzt nicht berauschend, was die Gäste auf den Rasen brachten, aber es reichte, um die Murger völlig aus dem Konzept zu bringen. Und was passiert wäre, hätte Taha Al-Hasani den Steckpass von Marco Morawski an Niklas Frey vorbei geschoben und nicht am Pfosten, mochte sich Stabile gar nicht ausmalen.

Zweifacher Torschütze: Kapitän Gökalp Uyar (rechts, gegen Felix Uhl) brach nach 22 Minuten den Bann für den SV Blau-Weiß Murg und ...
Zweifacher Torschütze: Kapitän Gökalp Uyar (rechts, gegen Felix Uhl) brach nach 22 Minuten den Bann für den SV Blau-Weiß Murg und leitete beim 4:0 gegen den FC Erzingen den neunten Sieg im zehnten Spiel ein. | Bild: Scheibengruber, Matthias

„Wir haben das ganz ordentlich gemacht“, lobte Trainer Michael Jauch seine Elf, die einmal mehr aus den Beständen zusammen gewürfelt war: „Wir waren – ohne zu übertreiben – näher am 1:0.“ Das sah auch Stabile so und griff schon zum Taktikbrett, als Gökalp Uyar das Zuspiel von Lo Presti gut gegen Felix Uhl abschirmte und aus spitzem Winkel an Mirco Nannavecchia vorbei zum 1:0 ins Netz schob.

Gökalp Uyar trifft zum 1:0 Video: Monika Scheibengruber

Nach der Erfrischung legten die Murger dann scheinbar richtig los: „Das Tor hat uns aus dem Konzept gebracht und schon waren wir wieder völlig verunsichert“, sah Jauch eine plötzlich hilflos wirkende Erzinger Elf. Gökalp Uyar zog trocken aus 25 Metern ab, ließ die Kugel zum Entsetzen von Mirko Nannavecchia unhaltbar im Winkel einschlagen.

Gökalp Uyar erhöht auf 2:0 Video: Monika Scheibengruber

Gegen das 3:0 von Alija Kapidzija hatte der Schlussmann ebenfalls keine Chance. Es war ein nicht weniger schönes Tor, denn der feine Spielzug über Alessio Paciulli und Leon Villinger war der Höhepunkt der mageren 90 Minuten in der Breitematt. Scheinbar lief nun der Murger Express wieder. Jetzt war nur noch die Höhe des Sieges ein Thema.

Alija Kapidzija trifft zum 3:0 Video: Monika Scheibengruber

Doch weit gefehlt. Die Gastgeber meinten nun, auf Zauberfußball umstellen zu müssen. Der Ball lief nun wie im Training durch die Reihen. Aber weil es eben Training ist, geht immer wieder mal etwas schief. Und so erging es den Blau-Weißen bis zur Pause.

Abschied beim SV Blau-Weiß Murg: Die Trainer Alija Kapidzija und Giuseppe Stabile verlassen den Verein. Cihangir Uyar (Zweiter von ...
Abschied beim SV Blau-Weiß Murg: Die Trainer Alija Kapidzija und Giuseppe Stabile verlassen den Verein. Cihangir Uyar (Zweiter von links) und Nico Kunzelmann legen ebenso wie Jan Schlinke und Francesco Seidita eine Pause ein. | Bild: Scheibengruber, Matthias

Konstruktives war nicht zu sehen, das Aufholen der Tordifferenz „für uns aber auch kein vordergründiges Thema“, betonte Cihangir Uyar, der vor dem Anpfiff mit Nico Kunzelmann, Francesco Seidtia und Jan Schlinke in eine „Fußballpause“ verabschiedet wurde. Geschenke gab es zudem für die eher unersetzliche Physiotherapeutin Juliane Sandmann sowie für die beiden Trainer Giuseppe Stabile (pausiert) und Alija Kapidzija (FV Lörrach-Brombach).

Gökalp Uyar per Fallrückzieher Video: Monika Scheibengruber

Das Niveau im zweiten Abschnitt sank dann noch weiter. Torraumszenen wurden noch seltener – abgesehen von einem Fallrückzieher, den Gökalp Uyar zu hoch ansetzte. Und hätte sich kurz zuvor Mirco Nannavicchia bei einem hohen Ball von Manuele Laisa nicht böse verschätzt und den Ball an den lauernden Alija Kapidzija verloren, wäre nicht einmal das 4:0 gefallen.

Alija Kapidzija zum 4:0-Endstand Video: Monika Scheibengruber

Eher noch wäre der Anschlusstreffer drin gewesen. Ehad Demirdal scheiterte an Niklas Frey und Marco Morawczik am Pfosten: „Wir haben uns gut und teuer verkauft“, so Michael Jauch vor dem Saisonfinale gegen Schlusslicht SV 08 Laufenburg: „Unser Ziel ist der erste Sieg im Jahr 2024 und die Saison keinesfalls als Tabellenletzter zu beenden.“

Aktivposten: Marco Morawczik (links, gegen Raphael Einbock) vom FC Erzingen traf nach der Pause beim 0:4 in Murg lediglich den Pfosten.
Aktivposten: Marco Morawczik (links, gegen Raphael Einbock) vom FC Erzingen traf nach der Pause beim 0:4 in Murg lediglich den Pfosten. | Bild: Scheibengruber, Matthias

Bei den Murgern hingegen herrscht Zuversicht, dass der Schwung von neun Siegen aus den letzten zehn Spielen fürs Abschlussspiel beim SV Herten reicht: „Wir holen dort etwas und dann interessiert die Tordifferenz eh keinen mehr“, war immer wieder zu hören und Cihangir Uyar brachte auf den Punkt, was alle denken: „Wir wollen auf jeden Fall auch die drei Punkte in Herten holen und die Rückrunde perfekt machen.“

Mirco Nannavecchia im Interview Video: Scheibengruber, Matthias

Ein Unterfangen, das sich auch Mirco Nannavecchia vorstellen kann: „Höchsten Respekt vor der Leistung der Murger Jungs. Ich gönne ihnen den Erfolg, denn das muss man erst einmal schaffen, neun von zehn Spielen gewinnen.“ Nannavecchia, der vor eineinhalb Jahren vom SV Stühlingen kam, hat dem FC Erzingen für die neue Saison zugesagt: „Ich habe meinen Anteil am Abstieg und möchte auch wieder etwas gut machen.“ Und er freut sich auf ein besonderes Spiel: „Ich freue mich auf meine alten Freunde und Teamkameraden von der neuen SG Stühlingen/Weizen – vor allem auf die dritte Halbzeit. Aber die drei Punkte wollen wir natürlich holen, denn unser Ziel ist es, driekt wieder aufzusteigen.“

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