Fußball: Als der FC Pfaffenweiler im Frühjahr 2024 in der damals 92-jährigen Vereinsgeschichte erstmals überhaupt den Bezirksmeistertitel im Schwarzwald holte und den Aufstieg in die Landesliga schaffte, hätte im gesamten Verein und sicher auch in Spielerkreisen niemand gedacht, dass sich dieser Erfolg in kurzer Zeit toppen lässt.

Doch im ersten Landesliga-Jahr gelang der Elf um die Trainer Patrick Anders, Karsten Scheu und Dietmar Anders eine dicke Überraschung. An 27 der 30 Spieltagen stand die Mannschaft auf den Tabellenplätzen eins und zwei und sicherte sich schließlich als Vizemeister die Teilnahme an den Aufstiegsspielen zur Verbandsliga. Erst da wurde Pfaffenweiler das Stoppzeichen gesetzt.

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„Es war eine überragende Saison, die im Vorfeld zu keiner Sekunde zu erwarten war“, sagt Patrick Anders. Geht der Aufschwung nach zuletzt nahezu märchenhaften Jahren, in der Saison 2021/22 holte Pfaffenweiler erstmals den Bezirkspokal, weiter oder müssen Verein und Spieler zukünftig wieder kleinere Brötchen backen?

„Als wir erstmals den Aufstieg in die Landesliga geschafft hatten, gab es nur das Ziel, uns in der Liga zu etablieren. Alles andere war illusorisch“, sagt Anders, der nun wieder als stellvertretender Vorsitzender arbeitet und den Posten als Cheftrainer an Jonas Schwer übergeben hat. Anders, Scheu und Schwer spielten bereits vor einigen Jahren gemeinsam beim FC Bad Dürrheim in der Verbandsliga, sodass die Nachfolgeregelung mit dem 32-jährigen Schwer, der als Spielertrainer einsteigt, eine Wunschlösung war.

Nicht mehr Trainer, aber weiter im Club: Pfaffenweilers Patrick Anders.
Nicht mehr Trainer, aber weiter im Club: Pfaffenweilers Patrick Anders. | Bild: Zschäbitz, Dietmar

Klar ist jedoch auch, dass Schwer auf den Höhepunkt der Vereinserfolge einsteigt. Eine zusätzliche Motivation oder doch eher ein Rucksack, der auf den Schultern lasten kann? „Pfaffenweiler hatte zuletzt überragende Erfolge. Es gibt keine Garantie, diese zu toppen. Es geht eher darum, die jüngsten Erfolge zu bestätigen. Dafür werden wir hart arbeiten und ich sehe viel Potenzial in der Mannschaft, weshalb ich mich auch für Pfaffenweiler entschieden habe“, sagt Schwer, der erstmals überhaupt als Cheftrainer arbeitet und zuletzt bei der DJK Donaueschingen als spielender Co-Trainer Erfahrungen sammelte.

Jonas Schwer ist beim Vizemeister der neue Mann auf der Trainerbank.
Jonas Schwer ist beim Vizemeister der neue Mann auf der Trainerbank. | Bild: Roland Sigwart

Seine Meinung deckt sich mit der von Patrick Anders. „Jedes Jahr, in dem Pfaffenweiler in der Landesliga spielt, ist für den Verein ein Erfolg. Wir möchten diese Geschichte gerne fortschreiben.“

Kein Platzierungs-Druck

Die Führungsetage des Vereins hält sich mit Vorgaben hinsichtlich einer Platzierung in der kommenden Saison zurück. „Spieler und Trainerteam entscheiden intern, welche Saisonziele sie sich setzen. Von unserer Seite gibt es diesbezüglich keinerlei Druck“, sagt Patrick Anders in seiner Rolle als Vizechef im Verein. Er sieht die Mannschaft, auch dank gezielt vorgenommener Neuzugänge, in einer gute Position, um in der Saison 2025/26 nicht in Turbulenzen zu kommen. Anders: „Wir haben in die Arbeit von Jonas und Karsten volles Vertrauen.“

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Neben den sportlichen Erfolgen hat der FC Pfaffenweiler in den vergangenen Jahren sehr viel Geld und persönlichen Einsatz der Mitglieder in die Infrastruktur investiert. Zwei der drei Spielplätze besitzen jetzt eine LED-Flutlichtanlage. Auf dem Hauptspielfeld wurde in diesem Sommer ein neuer Rasen eingesetzt. Das Vereinsheim befindet sich in einem schmucken Zustand und wird auch ohne Spiele gerne besucht.

Ein erster, kleiner Fanclub

Gebildet hat sich in der vergangenen Saison zudem ein erster, kleiner Fanclub. Investiert wird zudem in den eigenen Nachwuchsbereich. Auch wenn es aktuell keine A-Jugend gibt, so versprechen zwei B-Jugendmannschaften für die Zukunft weitere Spieler aus den eigenen Reihen. „Für uns ist das die sportliche Basis. Viele Spieler der ersten Mannschaft entstammen der eigenen Jugendarbeit. Sie identifizieren sich mit dem Verein und sind einen Reifeprozess durchlaufen“, fügt Anders an. Zudem gelang es durch gute Sichtungen und Argumente, zuletzt extern neue Spieler zu gewinnen.

Auch wenn die Zahl der Schwarzwälder Landesligisten auf fünf Mannschaften geschrumpft ist und es für Pfaffenweiler eigentlich nur zwei echte Derbys gegen Königsfeld und Aasen gibt, stehen Spieler und Vereinsführung hinter der Liga.

Gekommen, um zu bleiben

„Wer über die Attraktivität der Landesliga spricht, muss sich nur die Besucherzahlen anschauen. Wir hatten zuletzt eine deutlich höheren Zuschauerschnitt als in der Bezirksliga“, fügt Anders an. Vor allem aus dem Umfeld fanden eine Interessierte erstmals den Weg nach Pfaffenweiler und kamen wieder. Sicherlich auch durch den Erfolg der Mannschaft angelockt. Der soll nun nicht ins Stocken geraten, auch wenn allen Beteiligten klar ist, dass es nicht immer nur bergauf gehen kann. Schon vor zwölf Monaten glaubte keiner daran, was danach passierte. Pfaffenweiler ist gekommen, um zu bleiben. Die Voraussetzungen dafür sind gegeben, unabhängig davon, wie die Elf die kommende Saison abschließt.