Fußball, Landesliga: Wenn Marc Kuczkowski vom FC 09 Überlingen über das Ende seiner Laufbahn als aktiver Fußballer spricht, grinst er nur. Kein Wunder, hätte man ihn vor vier oder fünf Jahren gefragt, ob er in der Saison 2025/26 noch immer in der Landesliga spielen wird, wäre die Antwort wohl eindeutig gewesen: „Ich habe schon ein paar Mal meine letzte Saison angekündigt. Deswegen sage ich jetzt lieber mal nichts. Im Fußball weiß man nie. Ich liebe es halt einfach“, sagt der Angreifer, der seinen Trainern Ralf Kaiser und Michael Krause auch in der anstehenden Spielzeit zur Verfügung steht. Als Spieler, Torjäger, Antreiber – und als Bindeglied zwischen Mannschaft und Trainerteam. Bemerkenswert.

Kuczkowski ist 37 – und mittlerweile der einzige „ältere“ Spieler seines Teams. Kapitän Phillipp Dietrich, der Ende Juli seinen 29. Geburtstag feierte, ist im Überlinger Kader nun der Zweitälteste – kein kleiner Abstand.

Marc Kuczkowski schirmt im April 2025 den Ball ab gegen den Donaueschinger Marko Karagaca.
Marc Kuczkowski schirmt im April 2025 den Ball ab gegen den Donaueschinger Marko Karagaca. | Bild: Fischer, Eugen

Im Sommer gab es einen regelrechten Umbruch beim Tabellen-Siebten der Vorsaison, erfahrene Leistungsträger wie Stefan Walser, Marcel Auer, Michael Förtsch und Maximilian Ritzler haben aufgehört, Daniel Sandhas und Joshua Keller sind zum Verbandsligisten FC RW Salem gewechselt, Jonas Heberle hat sich dem Bezirksligisten FC Uhldingen angeschlossen und Jannik Gerlach agiert nun als spielender Co-Trainer beim Kreisliga-A-Club SpVgg Allmansdorf.

Nach dem letzten Heimspiel der vergangenen Saison wurden beim FC 09 Überlingen langjährige Leistungsträger verabschiedet.
Nach dem letzten Heimspiel der vergangenen Saison wurden beim FC 09 Überlingen langjährige Leistungsträger verabschiedet. | Bild: Verein

Junge Kicker sollen nun die Chance bekommen, die nächsten Schritte zu machen. „Natürlich wäre es ein guter Zeitpunkt gewesen, gemeinsam mit langjährigen Mannschaftskollegen und guten Freunden die Schuhe an den Nagel zu hängen. Aber mich reizt dieser Umbruch extrem“, sagt Kuczkowski, der neben dem primären Ziel, die Klasse zu halten, genau darin eine spannende Aufgaben sieht. „Wir müssen unsere junge Mannschaft entwickeln und eine Einheit für die kommenden Jahre aufbauen. Das ist ein super spannendes Projekt, bei dem ich mit meiner Erfahrung einen Teil dazu beitragen möchte.“

Torschütze in der Regionalliga

Stichwort Erfahrung. 20 Jahre ist es bereits her, dass der Offensivmann sein Debüt für Überlingen in der Landesliga gab. Zwischenzeitlich lief er einige Jahre für den SC Pfullendorf auf, schoss unter dem damaligen sowie heutigen Trainer Helgi Kolvidsson auch Tore in der Regionalliga. Zum Beispiel vor knapp 15 Jahren gegen den FC Bayern München II. 1:1 war damals der Endstand. Die Torschützen?

Fünf Treffer im Derby: Im Mai 2018 brillierte Marc Kuczkowski beim 5:3-Erfolg der Überlinger gegen die SpVgg F.A.L.
Fünf Treffer im Derby: Im Mai 2018 brillierte Marc Kuczkowski beim 5:3-Erfolg der Überlinger gegen die SpVgg F.A.L. | Bild: Fischer, Eugen

Kuczkowski für den SCP, Nationalspieler Emre Can für die Reserve des Rekordmeisters. 2013 ging er zurück zu seinem „Herzensverein“, wie er den FC Überlingen bezeichnet. Ein Intermezzo folgte noch in der Spielzeit 2015/16, als er ein Jahr lang das Dress des 1. FC Rielasingen-Arlen trug, ehe er sich in der Folgesaison wieder den Überlingern anschloss. Seit neun Jahren ist Kuczkowski also wieder ununterbrochen da am Ball, wo er auch schon ab der D-Jugend spielte.

Vier Mal über 30 Landesliga-Tore

Viel erlebt hat die Nummer neun mit seinem Club. In vier Landesliga-Spielzeiten schoss er über 30 Tore, in einer Bezirksliga-Saison waren es sogar mal 42. Kuczkowski ist eine Tormaschine, rund 400 Treffer machte der Linksfuß im Aktivenbereich, die meisten davon mit dem linken Fuß. In der Region gilt er nicht umsonst als Lebensversicherung des FCÜ, er selbst schätzt das aber bescheiden ein: „Du bist im Fußball auf deine Mitspieler angewiesen, sonst machst du gar nichts. Natürlich schießt man als Stürmer gerne Tore, aber ich freue mich mehr darüber, wenn wir gewinnen und unsere jungen Spieler den nächsten Schritt machen.“

Training und Fitness-Studio

Den nächsten Schritt muss er nicht mehr machen. Wobei, mit 37 Jahren ist es eine Herausforderung, das Niveau zu halten, wie auch der Angreifer weiß. Das schreckt einen so ehrgeizigen Typen aber nicht ab. „Die Abwehrspieler werden nicht langsamer. Im Gegenteil, der Fußball ist im vergangenen Jahrzehnt viel schneller geworden“, sagt Marc Kuczkowski, der viel investiert für seinen Körper.

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Neben den Trainingseinheiten mit der Mannschaft geht er mehrere Male pro Woche ins Fitness-Studio, um Bänder und Muskeln zu stabilisieren. Meist vor dem Arbeiten, der Überlinger ist als Fachberater im Bereich Immobilien tätig. „Ich will den Moment, in dem ich merke, es reicht nicht mehr, so lange es geht rauszögern“, sagt er mit einem Lachen. Sein Spiel habe er auch ein bisschen angepasst. Während er früher viel in die Tiefe lief, versuche er nun auch vermehrt, Bälle fest zu machen.

Fasziniert von Kuczkowski ist allen voran auch sein langjähriger Trainer Michael Krause: „Jeder Trainer und jeder Verein darf sich glücklich schätzen, einen Spieler wie Marc in seinen Reihen zu haben“, sagt Krause und ergänzt: „Ein positiver Typ, loyal in so vielen Bereichen. Es macht wahnsinnig Spaß, mit ihm zu arbeiten.“