Fußball-Oberliga: So langsam aber sicher werden die Wolken immer dunkler, die über dem Friedengrund aufziehen. Nach der 1:2-Niederlage des FC 08 Villingen im südbadischen Derby gegen den Offenburger FV wird das Schlamassel groß und größer, in dem sich der Traditionsclub inzwischen befindet. Nur ein Punkt aus drei Spielen im Jahr 2023, die gefährliche Zone rückt unaufhaltsam näher. Gerade die jüngsten Pleiten gegen direkte Konkurrenten schmerzen doppelt. Zudem verlässst Matthias Uhing den FC 08. Er hatte nach der Freistellung des bisherigen Cheftrainers Marcel Yahyaijan vergangene Woche am Samstag gegen Offenburg den Job als Interimscoach übernommen.

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Uhing hatte schon zuvor signalisiert, „dass ich nur für das eine Spiel als Interimscoach zur Verfügung stehe“. Dass er sich aber komplett aus dem Verein zurückzieht und somit auch nicht mehr als Co-Trainer arbeiten wird, kommt überraschend. An die Spieler schrieb er: „Ich möchte euch darüber informieren, dass ich ab sofort sämtliche Aufgaben beim FC 08 beendet habe. Es ist leider so, dass in den letzten Wochen dann doch zu viel passiert ist. Ich habe nicht das Gefühl, dass ich meine Rolle als Co-Trainer so ausüben kann wie bisher.“ Weiter schreibt Uhing: „Es gab auch Dinge, die mich verletzt haben.“ Was ihn verletzt habe, wollte er nicht preisgeben.

Am heutigen Dienstag will Matthias Uhing sich von der Mannschaft verabschieden. Er betont, „dass ich einem Neuanfang mit einem neuen Trainer nicht im Weg stehen will“.

Für Villingens Sportvorstand Denis Stogiannidis, der ohnehin seit Tagen das Telefon kaum mehr aus der Hand legen kann, dürfte sich durch Uhings Rückzug die Trainersuche noch intensivieren: „In den kommenden Tagen wird es zahlreiche Gespräche geben. Ich persönlich bevorzuge eine interne Lösung auf der Position des Chef-Trainers, weil er Mannschaft und Umfeld im Verein bestens kennt. Selbst wenn sich dadurch wieder andere Baustellen auftun. Wir werden zudem alles daransetzen, Christian Leda im Trainerstab zu halten“, betont er und fügt an: „Auch ein externes Ergebnis nach all diesen Treffen ist möglich, vielleicht sogar bereits im Hinblick auf die kommende Saison“, berichtet Stogiannidis weiter.

Der Sportvorstand findet beim Thema „Neuer Coach von außen“ sogar die Zeit für einen kleinen Scherz, selbst wenn ihm im Moment gar nicht nach Lachen zumute ist: „Wenn Thomas Tuchel anruft, werden wir uns auch mit ihm unterhalten.“

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Doch Stogiannidis kehrt der allgemeinen Lage entsprechend sofort wieder zur Ernsthaftigkeit zurück, wenn er sagt: „Die Niederlage gegen Offenburg müssen wir ganz klar auf unsere Kappe nehmen. Und bei uns nehme ich mich nicht außen vor. Nicht die Spieler sind schuld, sondern wir.“ Sie hätten nur drei Tage Zeit gehabt, sich auf ein verändertes Spielsystem mit mehr Ballbesitz und offensiverem Fußball einzustellen, nachdem in den Wochen zuvor fast ausschließlich mit langen Bällen agiert wurde. „Dieser spielerische Weg ist zwar der richtige, den wir auch weiter verfolgen werden. Er war aber in der Kürze der Zeit kaum zu realisieren, geschweige denn zu verinnerlichen“, macht Stogiannidis deutlich. Vielmehr gelte es, der Mannschaft von allen Seiten uneingeschränktes Vertrauen entgegenzubringen und dies auch zu vermitteln. „Denn das Team ist weitaus besser, als es die jüngsten Niederlagen aussagen und es von manch einem gemacht wird“, sagt der Sportvorstand.

Noch ist also nicht klar, wer beim Auswärtsspiel des FC 08 Villingen am kommenden Samstag in Bietigheim-Bissingen auf der Trainerbank sitzen wird. Fest steht nur, dass es weiterhin spannend bleibt rund um den Friedengrund. Sportlich ebenso wie personell. Doch endlos lange Zeit bleibt in beiden Richtungen nicht. Elf Spieltage noch, dann gehört auch die Oberliga-Saison 2022/23 bereits wieder der Geschichte an.