SV Stuttgarter Kickers – FC 08 Villingen (Samstag, 15.30 Uhr). Es ist das schwerste Spiel überhaupt. Gleichzeitig aber auch das Leichteste. Wenn der FC 08 Villingen beim feststehenden Meister der Oberliga Baden-Württemberg, den Stuttgarter Kickers, antreten muss, hat er so rein gar nichts zu verlieren. „Das ist eine reizvolle Aufgabe zum Ende der Saison“, lautet dann auch die Einschätzung von Trainer Reiner Scheu zu dieser Partie.
32 Begegnungen haben die Blauen bislang in dieser Spielzeit absolviert, nur zwei davon verloren und insgesamt 100 Tore erzielt. Vor stets prächtiger Kulisse sind die zu Hause eine Macht, mussten lediglich einmal die Segel streichen. „Sie stehen absolut verdient auf Platz eins“, macht der Chef-Coach deutlich. Wie das Kaninchen vor der Schlange wollen die Schwarz-Weißen aber dennoch nicht auftreten. „Schon unter der Woche im Training habe ich eine positive Aggressivität gespürt. Wir werden mutig spielen und möchten es dem Favoriten so schwer wie möglich machen“, betont Scheu. Verstecken also ist keine Option. „Es ist nicht so, dass wir in Ravensburg komplett schlecht waren, doch hat in manchen Situationen genau jener Biss gefehlt. Dafür will sich die Mannschaft nun rehabilitieren“, verspricht er.
Was ihn zudem, nicht nur im Hinblick auf dieses Duell, positiv stimmt: „So langsam entspannt sich unsere personelle Situation ein klein wenig.“ Zwar habe Leon Albrecht (Scheu: „Mit ihm habe ich ein paar Extra-Einheiten eingelegt“) nochmals gegen Stuttgart um eine Pause gebeten, soll aber spätestens eine Woche später gegen Mutschelbach wieder dabei sein. „Frederick Bruno hat sogar grünes Licht zumindest für einen Kurzeinsatz gegen die Kickers gegeben“, berichtet der Fußball-Lehrer weiter.
Rückkehr zur Stuttgarter Normalität
Auf der Waldau hingegen nehmen die Feierlichkeiten seit nunmehr zwei Wochen kein Ende. Als die vorzeitige Meisterschaft und der damit verbundene Aufstieg in die Regionalliga feststanden, dazu hatten übrigens auch die Villinger durch ihren Sieg gegen Großaspach einen Beitrag geleistet, gab es unter dem Fernsehturm kein Halten mehr. Trainer Mustafa Ünal gab seinen Spielern erst einmal einige Tage frei, genehmigte ihnen das ein oder andere Kaltgetränk. Wie sehr sie bei den Blauen nach fünf Jahren in der Oberliga nach solchen Erfolgen lechzten, beweisen die mehr als 6500 Zuschauer beim nächsten Heimspiel. Dort wurde dann offiziell die Meisterschale überreicht.
Schon wieder war Party angesagt, so langsam forderte Ünal aber die Rückkehr zur Normalität ein. Immerhin hat Stuttgart noch die Chance auf das Double, im Endspiel des württembergischen Pokal-Wettbewerbs empfangen sie im „Finale daheim“ die TSG Balingen. Schließlich möchten sie das Erlebnis DFB-Pokal noch einmal aufsaugen. Ende Juli des vergangenen Jahres warfen die Kickers erst den Zweitligisten von Greuther Fürth aus dem Wettbewerb und lieferten anschließend gegen Eintracht Frankfurt, den damals frisch gebackenen Sieger der Europa League, eine bravouröse Leistung.
Somit ist die Begegnung gegen den FC 08, bei dem erneut Dennis Klose das Tor hüten wird, Teil eins der Vorbereitung auf dieses weitere Highlight. „Sie haben eine Mannschaft, bei der zahlreiche gestandene Oberliga-Spieler normalerweise auf der Bank sitzen“, hat Scheu ausgemacht und sieht darin Vor- und Nachteil zugleich. „Ich kann mir gut vorstellen, dass einige davon gegen uns eine Chance bekommen. Dies ist zum einen negativ für uns, weil die sich dann aufdrängen möchten. Zum anderen könnte dies eine Chance sein, weil sie nicht so gut eingespielt sind“, so der Villinger Chef-Trainer weiter. Ein weiterer Beleg, wie schwer und leicht die Aufgabe zugleich ist.