Fußball-Oberliga: SV Linx – FC 08 Villingen (Mittwoch 18.30 Uhr). Marcel Yahyaijan ist hin- und hergerissen. Wenn der FC 08 Villingen am Mittwoch beim SV Linx antritt, will er mit seiner Mannschaft nach dem Sieg in Dorfmerkingen eigentlich nachlegen und die nächsten Punkte auf der Habenseite verbuchen. Wohl wissend, dass er damit den abstiegsgefährdeten Gegner noch mehr in die Bredouille bringt. „Grundsätzlich drücke ich allen anderen südbadischen Mannschaften in der Oberliga die Daumen. Ich spiele lieber im Derby gegen Linx als irgendwo anders. Wenn wir aber gegeneinander antreten, dürfen sie nicht auf Schützenhilfe von uns hoffen“, sagt Villingens Chefcoach klipp und klar.
Unabhängig davon, dass der Trainer ohnehin jedes Spiel gewinnen will, steckt hinter seiner allgemeinen Einstellung ein gewisser Eigennutz. „Es hat auch Auswirkungen auf unsere U21 in der Verbandsliga, wie viele südbadische Vereine aus der Oberliga absteigen müssen“, erklärt Yahyaijan. Mit Lörrach-Brombach steht ein Team bereits fest. Ob und wie viele weitere aus dem hiesigen Verbandsgebiet hinzukommen, entscheidet sich im Saison-Endspurt.
Bei Linx deshalb von einer „letzten Ausfahrt“ zu sprechen, wäre zum jetzigen Zeitpunkt etwas übertrieben. Tatsache ist aber, dass die Rheinauer mitten im Kampf um den Klassenerhalt stecken und ihnen so langsam die Spiele ausgehen. Selbst wenn Yahyaijan inzwischen nur noch von maximal sechs Absteigern aus der Oberliga ausgeht, steht die Mannschaft von Trainer Thomas Leberer momentan genau auf diesem 15. Tabellenplatz. „Im günstigsten Fall reduziert sich die Anzahl aber nochmals. Dann nämlich, wenn sich Großaspach in der Regionalliga doch noch retten und sowohl die Stuttgarter Kickers als auch Freiberg aufsteigen sollten“, gibt Yahyaijan Einblicke in das etwas komplizierte Tabellen-Szenario.
Dies alles sind jedoch Spekulationen. Was zählt, ist das Hier und Jetzt. Und da treffen mit Villingen und Linx zwei Mannschaften aufeinander, die mit erheblichen personellen Sorgen zu kämpfen haben. Während Leberer zuletzt beim 1:1-Unentschieden in Ravensburg nur eine Rumpftruppe ins Rennen schicken konnte, muss Yahyaijan ebenfalls auf nicht weniger als sieben Spieler verzichten. Neben Harry Föll (Kreuzbandriss) ist Thomas Kunz beruflich verhindert. Lhadij Badiane sowie Mathias Heiligenstein sind die ganze Woche außer Gefecht, und die angeschlagenen Fabio Liserra, Volkan Bak sowie Lars Czerwonka werden die Reise ebenfalls nicht mit antreten. „Dafür ist Erich Sautner wieder im Training und sollte dabei sein, wenn auch nicht unbedingt für die Startelf“, wie der Villinger Trainer verrät.
Spannend für den Nullacht-Coach wird sein, wie sein Kollege reagiert. „Ich wüsste selbst nicht, ob ich Spieler bringen würde, die nicht zu 100 Prozent fit sind, oder lieber zocke und sie für die Begegnung am Samstag im direkten Duell gegen Dorfmerkingen schone. Keine einfache Entscheidung“, so Yahyaijan. Sicher ist er sich allerdings, dass der Gegner – unabhängig vom Kader – auf Sieg spielen wird. „Ein Punkt ist in deren Situation fast zu wenig, deshalb werden sie nicht nur abwarten und sich hinten reinstellen. Genauso werden sie aber auch nicht von der ersten Minute an alles riskieren, um dann in einen Konter zu laufen“, mutmaßt er.
Deshalb sei es wichtig, den eigenen Plan durchzuziehen, nicht auf Teufel komm raus nach vorne zu stürmen, sondern durch Kontrolle dem Spiel seinen Stempel aufzudrücken. „Der Druck liegt ganz klar bei Linx, weniger bei uns“, betont Yahyaijan.