Thailand – ein Urlaubsparadies. Paradiesische Strände, exotisches Essen, Sonne satt. Auch für David Wilhemsen steht bei seinem Trip nach Bangkok im Winter 2014 zusammen mit seiner thailändischen Mutter Boonmee die Erholung im Vordergrund. Familie besuchen, Sonne tanken, Seele baumeln lassen – all das ist auf der Checkliste des damals 19-jährigen Konstanzer Fußballers, der nicht ahnen konnte, dass ihm eine lange, abenteuerliche Odyssee durch das südostasiatische Land mit rund 70 Millionen Einwohnern bevorstehen würde.

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Als Wilhelmsen im Fernseher seines Urlaubs-Domizils ein Länderspiel der thailändischen Fußball-Nationalmannschaft sieht, ist er fasziniert von der Stimmung im mit 50 000 Zuschauern vollbesetzten Rajamangala-Stadion. Als ihm dann die Mutter erzählt, dass sie „ein paar Leute im thailändischen Fußball kennt“, reift bei dem begeisterten Fußballer, der bei einem Probetraining beim 1. FC Köln in der D-Jugend schon mal kurz Profiluft schnuppern konnte, ein Traum heran.

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Ein paar Telefonate und ein paar Treffen später bekommt David Wilhelmsen eine Einladung vom Zweitligisten Ayutthaya FC, darf vor 5000 Zuschauern bei einem Freundschaftsspiel gegen einen Erstliga-Club mitkicken und liefert sogar die Vorlage für ein Tor. „Ab da wollte ich mehr“, sagt Wilhelmsen, der – wieder zurück in Deutschland – die thailändische Staatsbürgerschaft beantragt, um seine Chancen zu verbessern, da in der Thai-League strenge Ausländerregelungen herrschen.

Rund um den Fußball in Thailand

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Ein Berater vermittelt ihm ein halbes Jahr später, im Herbst 2015, ein Engagement beim Zweitligisten Nakhon Pathom. Zum Vertragsabschluss kommt es aber nicht, da sein thailändischer Pass noch nicht da ist. Der große Traum des David Wilhelmsen, Profifußballer in Thailand zu werden, scheint geplatzt. Bis sich im Winter 2015 der TOT FC, ein Erstliga-Club aus der Nähe Bangkoks, meldet. „Mein Pass war da und die haben meine Gehaltsvorstellungen gleich akzeptiert. Es hat sich so gut angefühlt“, erinnert sich Wilhelmsen.

Ernüchterung folgt

Doch dann folgt die Ernüchterung: Die Spielergehälter werden nicht gezahlt, der Verein meldet Insolvenz an. Die nächste Station der Fußball-Odyssee von David Wilhelmsen: Inter Pattaya FC – ein Zweitligist mit französischem Trainer und guter Vereinsführung. Das Trainingslager in Phuket, das vom Verein gestellte Auto, das große Haus, in dem er umsonst wohnen darf und das erste Gehalt, das pünktlich auf dem Konto ist: David Wilhelmsen glaubt beinahe daran, seinen Traum leben zu dürfen. Doch auch hier folgt das böse Erwachen. Während das Punktekonto des erfolgreichen Teams wächst und wächst, versiegt der Geldstrom – am Ende sogar der elektrische im Haus von Wilhelmsen.

David Wilhelmsen (hinten links) im Trikot des Zweitligisten Amnat Poly United.
David Wilhelmsen (hinten links) im Trikot des Zweitligisten Amnat Poly United. | Bild: privat

Training morgens um 5.30 Uhr...

Die nächste Station ist Amnat Poly United, ein Zweitligist im Osten Thailands, der Wilhelmsen allerdings nicht so viel zahlen kann, wie die anderen Vereine geboten haben. Dafür kommt das Geld regelmäßig. Nun stimmt alles. David Wilhelmsen spielt vor 15 000 Zuschauern und eilt mit seinem Team von Sieg zu Sieg, was das frühe Training morgens um 5.30 Uhr wegen der großen Hitze tagsüber im Osten des Landes aufwiegt. Wilhelmsen, der wie alle Halb-Thais hohes Ansehen im Königreich genießt, macht sich einen Namen und bekommt viele Angebote.

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Das Angebot des Erstligisten Ubon Ratchathani mit einem Trainer aus Leicester und einem deutschen Assistenzcoach kann er „einfach nicht ausschlagen“ und heuert Ende 2016 dort an. Er spielt vor 65 000 frenetischen Fans und bekommt sogar eine Einladung zur thailändischen U-21-Nationalmannschaft, bevor alles wieder von vorne losgeht. Das Geld bleibt aus, sodass Wilhelmsen, dessen thailändische Freundin schwanger ist, von Zukunftssorgen geplagt wird.

Sein Vater und seine Mutter besuchen ihn, helfen ihm auf der Suche nach einer Entscheidung, die er dann im Januar 2017 fällt. David Wilhelmsens Odyssee durch Thailand ist beendet. Er kehrt zurück nach Deutschland, um mit seinem Vater den Familienbetrieb – den Campingplatz in Markelfingen – zu führen. Eine Aufgabe, die er mit „großer Leidenschaft“ angeht. Heute lebt er in Langenrain mit seiner Tochter Emelie und seiner neuen Lebensgefährtin, die ebenfalls ein Kind von ihm erwartet.

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Der Traum vom Profifußballer ist zwar ausgeträumt. Doch ganz ohne Fußball geht es natürlich nicht im Leben von David Wilhelmsen. Wenn auch ein paar Nummern kleiner: Für die Rückrunde in dieser Saison hat er beim Bezirksligisten Türkischen SV Konstanz angeheuert. „Ich habe beim Club mit offenen Karten gespielt, da ich nicht mehr so fit bin wie in Thailand und ich nicht weiß, wie ich meinen Job und den Fußball unter einen Hut bekommen kann“, sagt Wilhelmsen ganz offen.

Kein Frust, keine Verbitterung

Auf seine Zeit als Profi in Thailand blickt er trotz allem gerne zurück – ohne Frust und Verbitterung. „Wenn mich jemand fragt, ob er so ein Abenteuer wagen soll, dann werde ihm dazu raten“, sagt der Mann, der – wenn auch nur kurz – seinen Traum gelebt hat und „dafür unendlich dankbar ist.“

David Wilhelmsen.
David Wilhelmsen. | Bild: Waibel, Markus