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Sie kämpfen Wochenende für Wochenende in der Regionalliga um Punkte. Wie war es nun, plötzlich gegen Weltmeisterinnen und Olympiasiegerinnen auf dem Platz zu stehen?

Das war schon was ganz anderes. Wir hatten uns alle sehr auf dieses Spiel gefreut. Nervös waren wir weniger, wir hatten ja nichts zu verlieren. Es war schon sehr cool, vor so vielen Zuschauern zu spielen und dann zu sehen, wie die Frankfurterinnen das Tempo hochalten, wie sie körperlich präsent sind und mit dem Ball umgehen.

War das der größte Unterschied?

Nein, sie sind gar nicht so oft ins Dribbling gegangen. Ich hätte gedacht, dass sie das öfter versuchen und gerade gegen eine unterklassige Mannschaft mehr ins Eins-gegen-eins gehen. Dafür haben wir aber zu gut verschoben und die Räume für sie dadurch eng gemacht. Der größte Unterschied war die Passgenauigkeit, wie schnell sie versucht haben zu kombinieren. Was ich brutal fand, waren die Diagonalbälle der Innenverteidigerin Peggy Nietgen. Die kamen alle punktgenau an. In der Regionalliga sieht man sehr selten, dass die Pässe mit dem Vollspann so genau kommen. Das habe ich selbst in der Bundesliga nicht so oft gesehen.

Was konnten Sie sich abschauen von den Weltklassespielerinnen?

Die Ruhe am Ball zum Beispiel. Man wurde ziemlich schnell nervös, wenn man den Ball hatte. Hinterher habe ich mich gefragt: Warum eigentlich? Ich sollte auch öfter den Ball behaupten und was probieren.

In der zweiten Hälfte hat Frankfurts Trainer, als Ihre Mannschaft im Ballbesitz war, bis sechs gezählt und war dann sauer auf seine Spielerinnen. War das eine Vorgabe, dem Hegauer FV nur ein paar Sekunden den Ball zu überlassen?

Das Zählen habe ich auf dem Feld auch gehört. Ich weiß aber nicht, nach wie vielen Sekunden sie den Ball wieder haben wollten. Das war ein bisschen seltsam, aber die haben natürlich schon andere Ansprüche. Er wollte wohl auch, dass sie schneller spielen. Frankfurt hat das Tempo oft zu sehr rausgenommen, um uns auszuspielen.

Sie haben sich gegen eine der besten Mannschaften Europas sehr gut verkauft. Sind Sie zufrieden mit dem 0:2?

Mit dem Ergebnis auf jeden Fall. Das hört sich ja schon top an. Man muss aber auch sehen, dass es ein Spiel in eine Richtung war. Wir hatten das nötige Glück, unsere Torhüterin war gut drauf und Frankfurt ist teils fahrlässig mit den Chancen umgegangen. Aber, ja, wir haben uns gut verkauft.

Nach dem Highlight geht es nun weiter im Abstiegskampf. In der Regionalliga warten Sie noch immer auf den ersten Punkt.

Genau: Das Pokalspiel gegen Frankfurt war für uns ein Highlight, sonst zählt die Runde. Gerade bei dem Start. Wir wollen punkten und wieder in die Spur finden. Je länger man ohne Punkte bleibt, desto schwieriger wird es, in einer so kleinen Zwölfer-Liga unten raus zu kommen. Das Potenzial ist auf jeden Fall da, unsere Leistungen sind aber zu schwankend. Das müssen wir in den Griff bekommen.

Am Sonntag geht es zum Tabellenführer SC Freiburg II. Wie gehen Sie die nächsten Spiele an?

Ich bin schon positiv gestimmt, auf jeden Fall. Auch weil wir gegen Frankfurt als Mannschaft gekämpft haben. Ich hoffe, dass das auch im kleinen Derby gegen Freiburg klappt. Da wollen wir auf jeden Fall gewinnen – auch, weil wir in der Vorbereitung gegen sie verloren haben. Unsere Mannschaft hat mit ihrem Potenzial so weit unten nichts verloren. Wir haben in den letzten beiden Auswärtsspielen auch keine schlechten Partien abgeliefert. Ich glaube daran, dass wir es schaffen.

Fragen: Ingo Feiertag

Zur Person

Tabea Griß spielt seit der B-Jugend für den Hegauer FV. Zuvor hatte die Hemmenhoferin, die mit zwölf Jahren mit dem Fußball begonnen hat, für den Nachwuchs des FC Öhningen-Gaienhofen gekickt. Die 20-Jährige studiert Sportwissenschaften an der Universität Konstanz. Seit der Sommerpause ist Griß zurück im Team, nachdem sie einen im Oktober 2015 erlittenen Kreuzbandriss auskuriert hatte. (fei)