Am 3. September kam es in Markelfingen zu einer ganz besonderen Premiere. Als Abidin Demir in der zweiten Spielhälfte für den SV Konstanz eingewechselt wurde, bestritt er im stolzen Fußballeralter von 26 Jahren sein erstes Ligaspiel. Den 10:1-Erfolg bei der Reserve des SV Markelfingen in der Kreisliga C wird der gebürtige Konstanzer so schnell auch nicht wieder vergessen.

„Es war schon etwas Besonderes. Ich war richtig motiviert und alle haben mich angefeuert“, sagt Demir, der als Angreifer auf den Rasen geschickt wurde. „Fast hätte ich ein Tor vorbereitet, dann habe ich in der 89. Minute einen Elfmeter rausgeholt“, erinnert er sich an seinen ersten und bislang einzigen Pflichtspiel-Einsatz für den vor der Saison neu gegründeten Verein.

Während viele seiner Mit- und Gegenspieler seit Kindertagen in einem Klub aktiv sind, ist Abidin Demir ein echter Spätstarter, obwohl er schon sein Leben lang Fußball spielt – als echter Straßenkicker.

„Immer nur privat mit Freunden, ich habe vor dem letzten Sommer nicht ein richtiges Training gehabt“, sagt der Konstanzer Kaufmann für Dialogmarketing.

Das ist Abidin Demir Video: Feiertag, Ingo

Eben diese Kumpels, mit denen er sich regelmäßig auf den Bolzplätzen der Stadt wie an der Wessenbergschule zum Kicken traf, sind jetzt auch dafür verantwortlich, dass Abidin Demir seinem Hobby ganz offiziell nachgeht – im Trikot und mit Spielerpass.

„Es ging mir weniger um den Sport, sondern darum, meine Jungs zu unterstützen, die den Verein gegründet haben. Mit sämtlichen Gründungsmitgliedern bin ich schon seit Kindertagen unterwegs“, erklärt der 26-Jährige. Die Freundschaften sind ihm wichtiger als der Fußball.

Er sieht seine Chancen realistisch

Daher nimmt der Fan von Fenerbahce Istanbul es seinem besten Kumpel Joscha Mittmann, der das Team trainiert, auch nicht übel, dass er bislang nur einmal eingesetzt wurde. „Wir sind ein Kader von knapp 40 Mann. Da ist es schwer, jeden spielen zu lassen“, sagt Demir, der seine Rolle realistisch sieht.

„Ich habe von Anfang an gewusst, dass ich wahrscheinlich auf dem Feld keine große Hilfe sein würde“, sagt er und lacht: „Das finde ich auch gar nicht schlimm. Aber das Training macht richtig Spaß. Und so übernehme ich auch mal Betreueraufgaben, wenn ich nicht spiele. Wie alle anderen übrigens auch.“

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Der SV Konstanz ist zwar ein Neuling im Bezirk Bodensee, Abidin Demirs Mitspieler waren aber zumeist vorher schon in anderen Vereinen aktiv. „Manche sind direkt zu uns gewechselt, andere haben eine Pause gemacht oder früher in der Jugend gespielt“, sagt der Kurzzeit-Stürmer Demir, der in der Bundesliga dem SC Freiburg die Daumen drückt.

„Es ist zwar Kreisliga C, aber für jemanden, der noch nie gespielt hat, ist es schon krass, was die Mannschaften für Leistungen zeigen. Da sind Spieler dabei, die schon Landesliga gespielt haben, die sind richtig gut.“

Torschuss Video: Feiertag, Ingo

Auch der SV Konstanz muss sich nicht verstecken. Nach der Hälfte seiner ersten Saison belegt der Neuling Platz zwei in der Staffel 1, zu den Heimspielen kommen gerne an die 100 Zu-schauer. „Wir hoffen, dass es so bleibt“, sagt Abidin Demir, „Wir kämpfen oben mit und sind heiß darauf, aufzusteigen.“

Auch wenn der Erfolg der Mannschaft seine Einsatzchancen verringern würde, wäre das für Demir kein Problem. „Wenn ich es unbedingt möchte, würde Joscha mir Spielzeit geben, da bin ich mir sicher“, sagt der 26-Jährige und fügt schmunzelnd hinzu: „Es muss ja nicht gerade gegen den Tabellenführer sein.“

Abidin Demir im Trikot des neu gegründeten SV Konstanz.
Abidin Demir im Trikot des neu gegründeten SV Konstanz. | Bild: Feiertag, Ingo

Jetzt freut sich Abidin Demir erst ein-mal auf die Rückrunde, in der er „das Trainierte zeigen und die Jungs anfeuern und motivieren“ will. Persönlich hofft er auf sein zweites Pflichtspiel und vielleicht sogar seinen ersten Treffer, schließlich ist die Torjägerkanone fester Bestandteil des SVK-Wappens.

„Ich wäre auch happy, wenn es das 11:1 in der letzten Minute wäre“, sagt der Konstanzer. „Aber auch wenn ich keinen Einsatz mehr bekomme und wir aufsteigen, freue ich mich trotzdem – für meine Freunde und uns als Verein.“

Abidin Demir mag zwar erst ein Ligaspiel in einem Fußballclub bestritten haben, ein echter Teamplayer ist er aber jetzt schon allemal.