Herr Melchert, welchen Status haben die Spieler bei der HSG Konstanz?
Bei uns sind alle Spieler fest angestellt oder sind Minijobber und dadurch über die Berufsgenossenschaft versichert. Dies hat den Vorteil, dass die Spieler bei einer Verletzung besser versichert sind.
Wo liegt diese Grenze?
Um über die Berufsgenossenschaft versichert zu sein, muss man über 200 Euro verdienen. Unser Nachwuchs in der zweiten Mannschaft liegt mit dem Gehalt knapp darüber, damit sie über die Berufsgenossenschaft versichert sind. Die Spieler in der Zweitliga-Mannschaft können und sollen sich das Studium mit dem Handball finanzieren. Sie haben gar keine Zeit, um nebenher zu arbeiten bei sieben bis zehn Trainingseinheiten pro Woche und den Spielen am Wochenende. Nächste Saison werden wir wahrscheinlich zudem bis zu sieben Englische Wochen haben.
Gibt es in den beiden höchsten deutschen Ligen noch eine Mannschaft, die wie die HSG Konstanz ganz ohne Vollprofis im Kader auskommt?
Ich glaube, da sind wir neben Fürstenfeldbruck die einzigen. Alles andere würde mich wundern. Bis auf Peter Schramm, der halbtags in der Schweiz arbeitet, sowie zwei Spieler aus der zweiten Mannschaft sind bei uns alles Studenten. Im Handball studieren aber generell sehr viele Spieler nebenbei, auch in der ersten Bundesliga. Da steht aber der Sport komplett im Vordergrund und studiert wird nebenher. Bei uns soll beides parallel laufen. Profis passen gar nicht in unsere Struktur.
Stichwort: Konstanzer Weg. Sie sehen sich als typischen Ausbildungsverein. Bekommen die Spieler in Ihrer Bundesliga-A-Jugend Geld?
Nein. Außer der Jugendspieler gehört fest zum Kader der zweiten Mannschaft. Dann erhält er den gleichen Vertrag wie jeder Spieler in der zweiten Mannschaft.
Wie sieht es mit Prämien für die Aktiven aus?
Eigentlich auch nicht. Vielleicht mal eine Nichtabstiegsprämie, aber das wird sehr selten angewendet. Wir müssen unsere Spieler nicht mit Prämien motivieren.
Wie hoch ist Ihr Etat?
Der lag in den letzten Jahren im Gesamtverein bei 1,1 Millionen Euro. Darunter waren 800.000 Euro für die ausgegliederte erste Mannschaft, wovon etwa ein Viertel Gehaltskosten sind, und 300.000 für die Jugend und den Restverein.
Was denken Sie, wenn Sie die Zahlen hören, die in den unteren Fußballligen kursieren? Da wird mitunter von vierstelligen Beträgen in der achtklassigen Bezirksliga gesprochen.
Das ärgert mich nicht, das ist das Prinzip von Angebot und Nachfrage. Wenn die so hoch ist im Fußball und wenn Leute meinen, in den untersten Ligen Geld zahlen zu müssen, macht mich das überhaupt nicht neidisch. So ist das Leben halt. Wenn du einen hast, der zahlt, findet sich auch immer einer, der es nimmt.