2. Bundesliga: Da steht er mit rotem Kopf und Tränen in den Augen. Immer wieder klopft Lukas Köder auf das HSG-Logo, mit der rechten Hand auf die linke Brust. Unter der schlägt, wie nicht nur Kardiologen wissen, das Herz.
Und dieses Herz pocht in diesem Augenblick noch immer für die HSG Konstanz, auch wenn es der Augenblick des Abschieds ist. Ehrenpräsident Otto Eblen findet die passenden Worte, die Fans klatschen, stampfen mit den Füßen auf die Holzbänke, auf denen sie eben noch gesessen hatten.
Ein toller Augenblick, der dem 28-Jährigen die Luft raubt. Vier Jahre lang hat Köder das gelbe Trikot getragen, das 27:33 gegen Balingen-Weilstetten war sein letzter Auftritt in der Schänzlehalle. Der tosende Beifall ist ein Dankeschön an einen Typen, der sich für die HSG immer reingehängt, immer alles gegeben hat.
Alles und noch ein bisschen mehr. Und nun die Tränen und stockende Worte? „Das ist dann so emotional“, sagt Köder, „darauf kannst du dich nicht vorbereiten, das überwältigt dich.“
2. Bundesliga war eine Nummer zu groß
Um die erneute Niederlage geht es am Freitagabend nicht. Um die nur sechs Punkte, die die HSG Konstanz in der 2. Bundesliga eingefahren hat, auch nicht. Ein letztes wenn und aber, ein was wäre wenn, ein letztes Aufbäumen der Gedanken, dass es hätten ein paar Punkte mehr werden können, findet nicht statt.
Das ist gut so, selbst wenn einige Niederlagen keine hätten werden müssen, selbst wenn einige Zähler mehr das Konto zieren könnten, all das ändert nichts daran, dass diese 2. Bundesliga für die Handballer vom südlichen Zipfel Deutschlands mindestens eine, wenn nicht gar zwei Nummern zu groß war.
Dass dem auch künftig so sein wird, sollte die HSG Konstanz wieder einmal aufsteigen, hat vor allem finanzielle Gründe. Zu geringes Festgeld, wie das im Fußballbusiness ein Herr Hoeneß nennen würde. Zu hohe Fixkosten, wovon HSG-Geschäftsführer André Melchert ein Lied singen kann, nicht etwa was Saläre der Spieler betrifft, aber wenn man geographisch ganz unten ist und eben mehrfach nach ganz oben muss, dann ist das schlicht und einfach teuer.
Und wenn die Deutsche Handball Liga von Zweitligisten organisatorischen Mehraufwand verlangt wie etwa einen speziellen, fernsehtauglichen Hallenboden, dann kostet das zusätzlich Geld. Dieses von Sponsoren zu generieren, auch das ist für die HSG Konstanz deutlich schwieriger als an den meisten anderen Standorten.
Beeindruckendes Engagement
Es ist beeindruckend, wie sich der Verein engagiert, immer wieder bestmögliche Voraussetzungen für hochklassigen Handball zu schaffen, wie er sich sozusagen klammheimlich an der Quadratur des Kreises versucht.
Und auch mit Blick auf den hochklassigen Handball nie seine DNA vergisst, die da heißt, immer und unbedingt für den Nachwuchs da zu sein. Mit vielen Jugendteams, aber sogar noch weit früher mit Freizeitangeboten für Kinder – und das ungeachtet der Tatsache, ob dies Entscheidungsträger der Stadt entsprechend würdigen.
Zurück zum Sport. Nicht nur Lukas Köder wurde verabschiedet, sondern auch Torwart Tom Göres, der leider von schweren Verletzungen geplagte Finn Klein, der als Stimmungskanone geadelte Jens Koester und Alexander Leindl, der mitten in der Saison vom HSC Kreuzlingen zur HSG stieß, überzeugte und nun seine Karriere beendet.
Auch für sie gibt es reichlich Applaus. Und am Ende sagt Otto Eblen einen Satz über all jene, die es gutmeinen mit der HSG, die Sportler, die Trainer, die Helfer, die Fans – es ist ein Satz, den man in Stein meißeln sollte: „Wir haben in Konstanz nicht immer die besten Handballer, aber wir haben die besten Menschen.“