Handball, 2. Bundesliga: HC Elbflorenz – HSG Konstanz (Samstag, 18 Uhr). – Samstagabend in Dresden. Einmal noch im Dress der HSG Konstanz in der Zweiten Liga, dann ist dieses Kapitel abgeschlossen. Dann heißt es für Lukas Köder tschüss. Oder „Hasta la vista, Mister“, frei nach Arnold Schwarzenegger in „Terminator 2“.
Sülzbach, Willsberg, Öhringen. Wenn der Mann erklärt, wo die Familie, wo er herkommt, dann spricht er sofort auch vom Landkreis Heilbronn – der besseren Orientierung wegen. Schwaben also, die Menschen dort fühlen sich eher als Unterfranken. Aber das ist eine andere Geschichte.
Die HSG war früh hellwach
Jedenfalls hat Lukas Köder als C-Jugendlicher im schwäbischen Bietigheim-Bissingen nachhaltig auf sich aufmerksam gemacht. Auch die HSG Konstanz war hellwach. „Als ich 17 war, hat der Otto mich gefragt, ob ich nicht schon vor dem Abitur zur HSG kommen wolle“, erinnert sich Köder.
Der Otto, der Eblen Otto, war seinerzeit noch selbst aktiv als Talentspäher. Doch erst einige Jahre später, als Lukas Köder bei der SG Leutershausen spielte, gab es den Wechsel an den Bodensee. Weil auch der heutige HSG-Geschäftsführer Sport André Melchert ein hartnäckiger Otto war.
Zurück zur Gegenwart. Lukas Köder, inzwischen 28, zieht es zur neuen Saison in die Schweiz. Zum Wohnen nach Kreuzlingen, zum Handball spielen nach Winterthur.
Zunächst ein anderer Plan
Eigentlich wollte der Unterfranken-Schwabe ja seiner sportlichen Leidenschaft auch direkt hinter der Grenze nachgehen – bei Sportchef Paul Kaletsch und den einstigen HSG-Mitspielern Moritz Ebert und Niklas Ingenpaß, doch dann zog sich der HSC Kreuzlingen unerwartet selbst den Stecker. Zu kleine Halle, untauglich für die Quickline Handball League (QHL), wie bei den Eidgenossen die Erste Liga heißt. Und überhaupt zu wenig Geld, um den hohen finanziellen Aufwand zu stemmen.
Doch, auch das gibt‘s in der Schweiz – immerhin aber haben sich die Kreuzlinger bemüht, den potenziellen Neuzugängen Kontakte zu anderen Klubs zu vermitteln. Den Herrn Köder hat sich Pfadi Winterthur unter den Nagel gerissen. Der Erstligist, der – gelinde gesagt – eine sehr durchwachsene Saison hinter sich hat, will sich schnell wieder nach oben orientieren in der QHL.
Als Spieler und auch noch ein Job
„Lukas Köder ermöglicht uns als Linkshänder und Torjäger weitere Optionen am rechten Flügel und bringt wertvolle Erfahrung aus der zweiten Bundesliga in unser junges Team ein“, sagt Pfadi-Cheftrainer und -Sportchef Goran Cvetkovic. Das ist die sportliche Seite. Aber der Club hat dem Spieler auch noch einen Job auf der Geschäftsstelle angeboten – und der sofort zugepackt. Es ist eine Win-Win-Situation für den Verein und für Lukas Köder, weil der nach abgeschlossenem Masterstudium in Unternehmensführung direkt in die berufliche Praxis einsteigen kann. Volle Kanne auf und neben dem Spielfeld – Lucky Luki sozusagen.
„Ein tolles Angebot“, sagt Lukas Köder, „ich freue mich, für Pfadi Winterthur auf und neben dem Feld aktiv sein zu können.“ Die erste Enttäuschung, dass es nichts werden würde mit einer Ex-Konstanzer-Connection in Kreuzlingen, ist längst der Vorfreude gewichen. Die neue, größere Wohnung in der Konstanzer Nachbarstadt bleibt, die Fahrten zu Training und Spielen – geschenkt.
Kreuzlingen, Winterthur, Handball, Beruf, kurz Zukunft: Lukas Köder ist sehr gespannt. An dieser Stelle sei nun noch ein kurzer Blick zurück gemacht. Kurze Fragen, kurze Antworten.
Die Nummer 57? „Es ist mein Geburtstag, der 5. Juli. Der Vorschlag kam von meinem Bruder Simon. Passt gut.“
Die Liebe zum Siebenmeterwerfen? „Es ist Verantwortung, das gefällt mir.“
Vor dem Siebenmeter immer erst den Ball gen Decke werfen, ein Ritual? „Ja, aber noch mehr. Dreimal den Ball vor mir prellen, einmal durch die Beine, dann hoch werfen. Es hilft mir, vor dem Wurf mental runterzukommen.“
Die Siebenmeterquote von Lukas Köder war super, aber in dieser Saison nicht so gut wie sonst. Die Gründe? „Die Torhüter in der Zweiten Bundesliga sind meines Erachtens der Hauptgrund für den Leistungsunterschied zwischen Liga zwei und drei. Ich gebe zu, das spielt gelegentlich eine Rolle im Kopf.“
Vorbei die Zeit in Konstanz. Die HSG-Fans sind wehmütig. „Danke, Luki“, haben sie nach dem Spiel gegen Balingen skandiert. Es sei deshalb noch mal Arnold Schwarzenegger zitiert, diesmal aus „Terminator 1“: „Ich komme wieder.“ Als Zuschauer, als Freund. „Denn“, sagt Lucky Luki, „die HSG bleibt immer ein Teil von mir.“