Fußball: Es ist der 18. Juli 1970. Die Fußball-WM in Mexiko mit dem Jahrhundertspiel im Halbfinale Deutschland gegen Italien (3:4 n.V.) ist gerade mal vier Wochen vorbei, da gastiert der Hamburger SV im Konstanzer Bodenseestadion zum Testspiel gegen den FC Konstanz. 7000 Zuschauer wollen die Stars des HSV sehen, allen voran Uwe Seeler und Willi Schulz. Doch eine Halbzeit lang bestimmt der FCK das Geschehen und ein 21-Jähriger zieht alle in seinen Bann. Zwei Flanken, zwei Kopfballtore, Alfred Deiringer, Linksaußen der Konstanzer, ist so gut drauf, dass ihm die Hanseaten nach ihrem 5:2-Sieg ein Probetraining anbieten. Das passiert nicht jedem im Fußballerleben, schon gar nicht einem Amateurkicker, aber was andere als große Chance begriffen hätten, ist für Deiringer kein Thema. Der „Ale“ sagt ungerührt, er gehöre halt an den Bodensee. Das war keine Furcht vor der großen Bühne, sondern Überzeugung.

FC Konstanz als Stammverein

Die meisten Jahre schießt Alfred Deiringer Tore für seinen Stammverein, den FC Konstanz. Weitere Stationen sind der FC Singen, der FC Radolfzell und die DJK Konstanz. Bald nach Ende der Karriere schließt der Ale mit dem Fußball ab und wendet sich dem Tennis zu – erfolgreich natürlich.

Vorbildlicher Mensch

Schöne Erinnerungen. Am vergangenen Samstag nun stand der Name Alfred Deiringer in den Todesanzeigen im Südkurier. „Unser Sonnenschein wird uns fehlen“, hat die Familie geschrieben. Und ja, ein Sonnenschein war er auch auf dem Fußballplatz. „Er war ein toller Typ, ein vorbildlicher Mensch“, sagt der damalige Mitstreiter Manfred Büsing. Lachend erinnert er sich daran, wie ihn der Ale mal rüffelte. „Du Manne“, hat er gesagt, „ich bin nicht so klein wie du, also musst du den Ball höher in den Strafraum bringen.“ Voller Bewunderung schildert der Rechtsaußen Büsing, wie sich der Linksaußen Deiringer ständig im Zentrum des Strafraums herumgetrieben habe „und alles mit dem Kopf genommen hat, was nicht zu nahe an den Füßen war“.

„Er war ein Kämpfer mit Herz und Leidenschaft. Echtheit, Offenheit, Respekt prägten seine Persönlichkeit.“
Wolfgang Kubik, ehemaliger Trainer von Alfred Deiringer

In der Chronik des FC Konstanz finden sich viele kleine Heldentaten des Alfred Deiringer. Eine sicher herausragende stammt vom, kein Scherz, 1. April 1973. Die Konstanzer siegten damals mit 4:1 in Schwenningen und der Ale erzielte dabei alle vier Tore zwischen der 13. und 19. Minute. Dem Torjäger aus den Siebzigern attestiert Wolfgang Kubik, einer seiner Trainer: „Er war ein Kämpfer mit Herz und Leidenschaft. Echtheit, Offenheit, Respekt prägten seine Persönlichkeit.“

Nur einmal hatte der Sonnenschein Wolken um sich herum. Da beschwerte er sich etwas zu heftig bei einem Linienrichter und musste danach eine Zeitlang pausieren. Doch wie sagt Wolfgang Kubik: „Gerechtigkeit war ihm das Allerwichtigste. In jenem Augenblick damals fühlte er nichts als Ungerechtigkeit.“ Das Schlusswort soll nochmal Ales Kollegen Manne Büsing gehören: „Ja, es war eine tolle Zeit damals.“