Der Nebel hängt tief über dem Lorettowald in Konstanz-Petershausen. Einstellige Temperaturen laden dazu ein, sich mit einer kuscheligen Decke und einer heißen Schokolade auf dem Sofa zu verkrümeln. Nicht für Peter Grinda.
Der 80-Jährige geht bei jeder Witterung laufen – mindestens drei Mal die Woche. Für seinen Hund Midas, für seine körperliche Gesundheit – und bei der Hegau-Bodensee Crosslaufserie im Kampf um Zeiten und Siege.
In Sigmaringen geboren, entdeckt Peter Grinda den Sport schon früh für sich. Bereits mit acht Jahren nimmt er an verschiedenen Turnveranstaltungen teil. Grinda erinnert sich gut an andere Zeiten: „Das war herrlich aufregend. Wir sind mit den alten Kriegswagons der Dampfloks zu den Turnfesten in der Region gefahren.“
Im Laufe der Jahre bleibt Grinda sportlich, egal ob Tennis, Skifahren oder Schwimmen. Nur Rudern macht ihm wenig Spaß. „Die Bewegungen waren mir zu eintönig. Ich mag Sport, der den ganzen Körper beansprucht“, erklärt er. Zu schade es auszuprobieren ist Grinda sich trotzdem nicht.
Eine Depression wirft ihn zurück
Er selbst bezeichnet sich als Generalist. Auch die „Trimm-dich-Welle“ der 70er Jahre macht er mit. Alles läuft gut im Leben des Konstanzers. Er macht sein Abitur, studiert und arbeitet als Zahnarzt. Mit 50 Jahren kommt dann aber der Tiefschlag.
Durch das häufige Sitzen und gebückte Arbeiten in seinem Beruf legt er Gewicht zu. Weniger Bewegung und viel Stress haben eine Depression zur Folge, die ihn zurückwirft. Doch Peter Grinda ist kein Mensch, der aufgibt.
Auf Anraten seines Arztes nimmt er psychologische Hilfe in Anspruch, fängt an abzunehmen und ist bereits nach zwei Monaten wieder bei seinem Idealgewicht. Es beginnt eine außergewöhnliche Erfolgsgeschichte, die bis heute anhält.

Er entdeckt das Laufen für sich und fängt an, regelmäßig und intensiv seine Ausdauer zu trainieren. Er nimmt an den ersten Wettbewerben teil, läuft seiner Konkurrenz aber oft hinterher. Doch das ist zu Beginn auch nie sein Ziel.
Erfolge kommen erst im Alter
Wie ein guter Wein wird Grinda mit den Jahren immer besser. Während viele mit dem Alter nachlassen, legt er erst so richtig los. Das Geheimnis? Neben dem Ausdauertraining stehen auch Kraftsport und Gymnastik auf der Tagesordnung. Grinda weiß: „Wer nur läuft, läuft ins Aus.“
Mittlerweile ist es für ihn einsam geworden an der Spitze. Das liegt an der altersbedingt fehlenden Konkurrenz, aber auch an herausragenden Ergebnissen, die Grinda erzielt.
Er bricht bei den Crossläufen am Bodensee alle Streckenrekorde seiner Altersklasse und verbessert erst vergangenes Jahr eine 20 Jahre alte Bestmarke.
Immer mit an seiner Seite ist seine Frau Inge. Die 82-Jährige betreibt selbst trotz Knieimplantat viel Sport und unterstützt ihren Mann bei den Wettbewerben.
Stolz auf seine Auszeichnungen
Sie engagiert sich in der Organisation und feuert ihren Peter neben der Strecke an. „Wir laufen auch viel gemeinsam. Das schweißt zusammen und hält fit“, erklärt Peter Grinda.
Neben den Läufen am Bodensee nimmt er zusätzlich auch an überregionalen Wettbewerben teil. Mit einem Leuchten in den Augen präsentiert Grinda seine vielen Urkunden und Auszeichnungen.

Während er Hund Midas den Kopf streichelt, öffnet er seinen sorgfältig sortierten Ordner: „Vergangenes Jahr bei den Deutschen Meisterschaften bin ich zusammen mit Richard Ringer, dem Marathon-Europameister von 2022, gestartet. Das war ein erhabenes Gefühl.“
Den Familienurlaub auf Hawaii kombiniert Peter Grinda mit einem lauf. Dort erzielt er unter 438 Teilnehmern seiner Altersklasse Platz zehn. Der Konstanzer ist sichtlich stolz auf seine Erfolge.
Sein Schlüssel zum Erfolg
Verzicht ist dabei nicht sein Schlüssel zum Erfolg. So lebt der 80-Jährige zwar vegetarisch, ein Stück Schokolade ist für Grinda aber kein Tabu. Es ist der Ausgleich, der sich seit seiner schweren Phase durch sein Leben zieht.
So bereitet er sich akribisch auf seine Wettbewerbe zu, sucht passende Kleidung und stellt seine Ernährung um. An freien Tagen darf es dafür dann auch mal etwas entspannter sein. Diese Lebensweise sorgt dafür, dass er auch mit 80 Jahren topfit ist und immer wieder erstaunliche Ergebnisse erzielt.
Vorfreude auf die Zukunft
Angst vor dem Älterwerden hat Peter Grinda nicht. „Ich hoffe auf weitere gesunde Jahre mit meiner Frau. Wenn ich mit 95 Jahren dann auf leichtere Sportarten umsteigen muss, ist das so“, sagt er und lacht.
Bis dahin ist noch genug Zeit. Erstmal steht für ihn am 18. Februar das Finale der Hegau-Bodensee Crosslaufserie in Stockach auf dem Programm. Gewonnen hat er den Wettbewerb schon – er ist der einzige Teilnehmer in seiner Altersklasse. Für viele Senioren sind sechs Kilometer kombiniert mit etlichen Höhenmetern eben schwer möglich.
An den Start gehen will er auf jeden Fall. Und sollte es in Strömen regnen oder Hindelwangen im Nebel untergehen: Peter Grinda wird trotzdem voller Motivation allen zeigen, was er kann. Die Schokolade gibt es dann mit seiner Frau einen Tag später, wenn er die nächste Urkunde in seinen Ordner einheftet. Als süße Belohnung.